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Zurück ins Mittelmaß? PSG-Ära nach Messi, Mbappe & Neymar hängt durch

Die aktuelle Gemütslage: Lange Gesichter bei Luis Enrique und allen, die es gut mit Paris meinen
Die aktuelle Gemütslage: Lange Gesichter bei Luis Enrique und allen, die es gut mit Paris meinenČTK / imago sportfotodienst / Jerry Andre
Estadio da Luz, Lissabon. Wir schreiben den 23. August 2020. Ein einziges Spiel trennt PSG und seinen Besitzer Nasser Al-Khelaifi vom großen Ziel: dem Triumph in der Champions League. Doch ausgerechnet der FC Bayern München stand dem Scheich-Klub im Weg und schnappte sich in einem ausgeglichenen Spiel dank eines Kopfballtors von Kingsley Coman am Ende den glücklichen 1:0-Sieg.

Zuvor hatte ein grandioser Neymar in seiner und der Pariser Prime das Team unter Erfolgscoach Thomas Tuchel ins Finale der Königsklasse geführt. Doch der Brasilianer ist in der französischen Hauptstadt längt Vergangenheit, genau wie Lionel Messi – und seit dieser Saison auch der einstige Hoffnungsträger Kylian Mbappe.

Das war einmal: Namen wie Mbappe, Messi und Neymar finden sich im aktuellen PSG-Kader nicht wider
Das war einmal: Namen wie Mbappe, Messi und Neymar finden sich im aktuellen PSG-Kader nicht widerCYRIL MOREAU / Bestimage / Profimedia

Superstars weg: Interesse verblasst

Während der Weltmeister von 2018 in Madrid mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat, rückt sein Ex-Verein langsam, aber sicher aus dem Fokus der Öffentlichkeit. Ohne Stars, ohne Ambitionen?

PSG war in der Ära Messi-Mbappe-Neymar (MMN) einer der meist verfolgten Klubs in Europa. Ein ums andere Mal fieberten Fans mit: für oder gegen ihren abermaligen Versuch, den Henkelpott der Champions League endlich nach Paris zu holen. Am Ende hat es nicht geklappt – und aktuell scheint das große Ziel weiter entfernt zu sein, als je zuvor. Im neuen Format belegt man nach 5 Spielen nur den 25. Platz. Dies würde nicht einmal für die Play-offs berechtigen.

Die aktuelle Tabelle der Champions League
Die aktuelle Tabelle der Champions LeagueFlashscore

Der Tiefpunkt folgte am Dienstagabend bei der 0:1-Niederlage gegen Bayern. Zuvor musste man bereits Niederlagen gegen Atletico Madrid (1:2) und Arsenal (0:2) einstecken. In der heimischen Liga ist man dagegen fast schon als Abonnement unangefochten und hält nach 12 Spielen Verfolger Monaco auf 6-Punkte-Distanz.

Big 4 statt Big 5?

Das wären wir aber auch bei einem entscheidenden Schlagwort: die heimische Liga. Ein Manko, das auch zu MMN-Zeiten schon bestand. Nicht konkurrenzfähig genug, wird oft argumentiert. Nach den Entwicklungen der letzten Jahre sind England, Spanien, Deutschland und Italien dem französischen Oberhaus enteilt. Gehört sie überhaupt noch zu der "Big 5“? Fraglich.

Während sich in den vier anderen Top-Ligen zahlreiche Spieler mit einem Flashscore-Marktwert von über 60 Millionen Euro und jeweils mindestens vier Spielern pro Liga mit einem Marktwert über 75 Millionen Euro tummeln, ist der wertvollste Akteur der Ligue 1, Bradley Barcola, bei einem Marktwert von 67,3 Millionen Euro angesetzt. Auch der Marktwert-Schnitt und Gesamtmarktwert der französischen Liga ist sehr viel tiefer als bei der Konkurrenz. Die Ligue 1 kann mit der LaLiga, Premier League. Bundesliga und Serie A nicht mehr mithalten.

PSG: Wie geht es weiter im Prinzenpark?

Die Abwesenheit großer Stars spiegelt sich natürlich auch im Kaderwert und den Ambitionen von Paris wider. Auf 893 Millionen Euro ist der Kader von PSG aktuell laut Transfermarkt.de taxiert – weit entfernt von führenden Klubs wie Real Madrid (1,36 Milliarden Euro) oder Manchester City (1,26 Milliarden Euro). Vom Champions-League-Titel spricht im Prinzenpark aktuell niemand mehr.

Die Frage, die sich stellt: Wie geht es weiter mit dem Klub, der das Land mit dem individuell wohl stärksten Spielerpotenzial als erste Adresse vertritt? Aktuell verzichtet man auf die ganz großen Namen, ein Kontrastprogramm zum vergangenen Jahrzehnt.

Will man vermehrt auf Eigengewächse und Spieler setzen, die sich noch entwickeln können, anstatt fertige Superstars zu kaufen? Immerhin hat Paris mit 23,8 Jahren aktuell gemeinsam mit Sturm Graz den zweitjüngsten Kader aller 36 CL-Teilnehmer.

Die drei jüngsten CL-Teams und Stuttgart, Dortmund und Bayern im Vergleich. Im Foto: Bradley Barcola
Die drei jüngsten CL-Teams und Stuttgart, Dortmund und Bayern im Vergleich. Im Foto: Bradley BarcolaČTK / AP / Ulrik Pedersen / Opta by StatsPerform

Oder startet die Klubführung um Al-Khelaifi im kommenden Sommer eine neue Transfer-Offensive? Es mag etwas ruhig geworden sein um den Champions-League-Finalisten von 2020. Durch den Abgang der großen Stars hat das allgemeine Interesse am französischen Hauptstadtklub stark nachgelassen. Wir folgen der Entwicklung des Teams von Luis Enrique aber natürlich weiterhin mit größtem Interesse. Von einem Endspiel in der Königsklasse werden wir aber so schnell wohl nicht mehr berichten können.