Colwills Leidenschaft für Lego mag auf den ersten Blick wie ein kurioses Hobby wirken, doch sie erzählt viel über seine Persönlichkeit. „Lego lenkt mich von allem ab“, sagt Colwill. Es hilft ihm, sich vom Druck des Profifußballs zu erholen – besonders nach einer schwierigen letzten Saison, in der er mit Verletzungen und Formschwankungen zu kämpfen hatte. Während seine Mitspieler möglicherweise den Kopf schütteln, wenn er über den Nachbau des Hauses aus dem Film "Kevin allein zu Haus" spricht, ist es für Colwill ein Ort der Entspannung und ein Rückzugsraum, in dem er sich auf sich selbst konzentrieren kann.
Doch diese Saison hat sich einiges verändert. Unter Chelseas neuem Trainer Enzo Maresca hat Colwill nicht nur sportlich einen Schritt nach vorne gemacht, sondern ist auch mental gereift. Nach einem enttäuschenden Jahr unter Mauricio Pochettino, in dem er auf der für ihn ungewohnten linken Außenverteidigerposition eingesetzt wurde, fand Colwill unter Maresca wieder zu seiner eigentlichen Stärke im Zentrum der Abwehr zurück. Er hat sich das Vertrauen seines Trainers erarbeitet, sich stabilisiert und wurde mit einer Berufung in die englische Nationalmannschaft durch Trainer Thomas Tuchel belohnt.
Seine Bedeutung für Chelsea ist vor dem Finale nicht zu unterschätzen. Maresca setzt auf Colwills Fähigkeit, das Spiel von hinten aufzubauen – ein wichtiger Aspekt gegen das technisch versierte Real Betis, das in La Liga den sechsten Platz belegte. Colwills linker Fuß ist dabei eine Waffe, um präzise Angriffe einzuleiten und das Spiel zu kontrollieren. Auch wenn er selbst zugibt, noch nicht am Ende seines Potenzials angekommen zu sein, hat er in dieser Saison gezeigt, dass er große Schritte nach vorn gemacht hat. „Ich habe einige Höhen und Tiefen erlebt“, gibt er offen zu. „Aber das gehört zum Plan. Man muss daraus lernen.“
Neue Mourinho-Ära? Colwill mit Chelsea auf Titeljagd
Der Siegtreffer am letzten Sonntag gegen Nottingham Forest, der Chelsea die Qualifikation für die Champions League sicherte, war ein Beweis für Colwills Weiterentwicklung. Doch nun wartet die nächste Herausforderung. „Die Leute unterschätzen die Conference League“, betont Colwill. „Aber wir wissen, wie groß dieser Wettbewerb ist. Ein Sieg würde uns nicht nur den Titel bringen, sondern auch Selbstvertrauen für kommende Aufgaben geben.“
Das Conference-League-Finale erinnert die optimistischen Fans der Blues an die Anfänge von Chelseas Erfolgsära unter José Mourinho, als 2005 der erste Titel nach einer langen Durststrecke gewonnen wurde. Colwill und seine jungen Mitspieler hoffen, diesen ersten Schritt zu wiederholen und den Grundstein für größere Erfolge zu legen.
Und wie wird Colwill feiern, wenn Chelsea am Mittwoch den Titel holt? Vielleicht mit einem neuen Lego-Projekt, wie dem McLaren-Rennwagen, oder – passenderweise – einem Ausflug ins Legoland. „Ich werde da sein“, sagt Colwill lachend. Doch vorher steht ein entscheidendes Spiel an, in dem er erneut beweisen will, warum er ein unverzichtbarer Baustein in Chelseas Zukunft ist.
Zum Match-Center: Real Betis vs. FC Chelsea