Es sind gemischte Gefühle, die Rapid-Trainer Robert Klauß vor dem wichtigen Achtelfinal-Rückspiel in der Conference League gegen Borac Banja Luka hat. Einerseits herrscht natürlich bei allen Hütteldorfern große Vorfreude vor dem Spiel, die Rapidler haben nach dem 1:1 im Hinspiel vor heimischer Kulisse alle Möglichkeiten, ein Viertelfinale im Europapokal zu erreichen.
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Das ist für den österreichischen Rekordmeister keine Selbstverständlichkeit. "Das hat es noch nicht so oft gegeben, dass man bei Rapid ein Achtelfinale (im Europapokal) spielt. Die Chance ist groß und die wollen wir nutzen. Morgen zählt nur das Weiterkommen ins Viertelfinale", erklärte Torhüter Niklas Hedl auf der Pressekonferenz vor dem Spiel.
Dem ist sich auch Cheftrainer Robert Klauß bewusst. "Wir haben die historische Chance, in ein Europacup-Viertelfinale einzuziehen. Das ist ein großartiges Ziel, das wir unbedingt erreichen wollen." Fakt ist: Rapid stand seit der Final-Saison 1996 im Europapokal der Cupsieger nie in einem Viertelfinale eines europäischen Wettbewerbs. Aber was im Vakuum betrachtet wie eine historische Chance wirkt, bedeutet andererseits für Klauß auch eine Menge Druck.

Rapid Wien: Conference League lenkt von runder Saison ab
Denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Saison bis auf die Conference League unrund verläuft. In der Meisterschaft rennt man wie bereits im vergangenen Jahr der Musik hinterher, vor dem letzten Spieltag des Grunddurchgangs muss man sogar noch die Teilnahme an der Meistergruppe fürchten. Im ÖFB Cup sind die Rapidler nach einer kläglichen Niederlage gegen den abstiegsgefährdeten Zweitligisten SV Stripfing schon rausgeflogen.
Es bleibt also, wenn man in Hütteldorf noch von einer erfolgreichen Spielzeit sprechen möchte, nur noch der Europapokal. Dort war von Rapids wackliger Saison fast nichts zu sehen, die Grünen qualifizierten sich souverän für das Achtelfinale der Conference League und hatten auch im Hinspiel in Banja Luka eigentlich alles im Griff. Doch in der Schlussphase ließ das Team von Klauß reihenweise Chancen liegen und fing sich nach einem Handspiel im Strafraum noch den bitteren Ausgleich per Elfmeter.

Großer Ärger nach Liga-Niederlage in Hartberg
In der Liga folgte ein trostloses 1:2 bei TSV Hartberg, wodurch den SCR diese Woche auch in der Liga ein Endspiel erwartet. "Es ist schon stressig. Nach so einem Spiel und nach so einer Leistung wie in Hartberg kann man nicht direkt zur Tagesordnung übergehen. Man muss Dinge klar ansprechen, und das haben wir am Montag auch getan", erklärte Klauß.
Einem Bericht der Krone zufolge hat es bei dieser Ansprache ordentlich geknallt. Auch Geschäftsführer Sport, Markus Kratzer, soll sich die Mannschaft zur Brust genommen haben. "Spätestens jetzt muss jedem Spieler bewusst sein, in welcher Situation wir stecken", zitiert die Krone Kratzer.
Klauß ist davon überzeugt, dass die klaren Worte Früchte bei seiner Mannschaft getragen hat. "Sie hat gemerkt, dass es so wie in Hartberg nicht funktionieren kann. Allen ist bewusst, in welcher Situation wir sind, dementsprechend erwarte ich eine Reaktion. Wir wollen uns zerreißen für das, was auf dem Spiel steht und was möglich ist."
Rapid Wien: Historische Chance bleibt
Möglich ist gegen den FK Borac einiges. In Bosnien startete Rapid zwar schwach, zeigte im zweiten Durchgang allerdings, dass sie die individuell klar bessere Mannschaft sind.
Davon will sich Klauß allerdings nicht beirren lassen. "Man hat schon im Hinspiel gesehen, dass Borac wenig Chancen braucht, um ein Tor zu erzielen. Das ist ein Warnsignal, noch weniger zuzulassen und mehr Power nach vorne zu entwickeln."
Das wird auch von Nöten sein, Rapid muss auf Sieg spielen – ob nach 90 oder 120 Minuten spielt dabei keine Rolle. Ansonsten könnte auch ein Elfmeterschießen drohen. Es wäre der erste Shootout in der Europapokal-Geschichte der Rapidler. Speziell trainiert haben die Hütteldorfer das allerdings nicht. "Wir sind der Meinung, dass man so etwas schlecht simulieren kann, weil es eine andere Drucksituation ist", erklärte Klauß. Seine möglichen Schützen habe er aber bereits im Kopf.
Letztlich spielt es für Rapid keine Rolle, wie das Weiterkommen erreicht wird. Die Grünen haben vor heimischer Kulisse eine historische Chance – bei einer Niederlage wäre das jedoch schnell vergessen und Klauß und Co. würden auf eine enttäuschende Saison blicken.