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Rapids Ausscheiden in der Conference League: Trauer trotzt Stolz

Große Enttäuschung beim SK Rapid.
Große Enttäuschung beim SK Rapid.ČTK / APA / GEORG HOCHMUTH
Der SK Rapid Wien ist nach einer historischen Europapokal-Saison im Viertelfinale der Conference League gescheitert. Dabei machen gerade die Umstände des Ausscheidens den Rapidlern zu schaffen.

Es hätte eine große Nacht in Hütteldorf werden können. Der SK Rapid ging mit einem 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel bei Djurgardens IF in das Viertelfinal-Rückspiel der Conference League und hatte eigentlich alle Trümpfe in der eigenen Hand. Eigentlich, denn es dauerte nur sieben Minuten, bis die Trümpfe verspielt waren und der SCR mit stumpfen Waffen kämpfen musste.

Denn Mamadou Sangares Blackout stellte jeglichen Matchplan der Rapidler nach nur wenigen Augenblicken vollkommen auf den Kopf. Trainer Robert Klauß hatte genau damit zu kämpfen, er habe seine Mannschaft auf viele Szenarien eingestellt, "aber nicht, dass wir mit Nachspielzeit 125 Minuten oder so in Unterzahl sind", erklärte er frustriert.

Zum Match-Center: SK Rapid vs. Djurgardens IF

Robert Klauß über Sangares Platzverweis: "Es ist halt unnötig"

Die Enttäuschung ist verständlich – gerade, wenn man auf das Zustandekommen des Platzverweis blickt. "Es ist halt unnötig, weil keine Gefahr besteht in der Situation", erklärte Klauß seinen Blickwinkel auf die Rote Karte. "Geh einfach hin, blocke oder lass ihn zurückspielen, alles gut. Das ist an der Out-Linie, 50 Meter weg vom Tor. Wenn wir eine Rote Karte kassieren, weil wir hinten als letzter Mann retten, kann ich damit leben. Aber das macht einfach wenig Sinn."

Die Torschützen des Spiels.
Die Torschützen des Spiels.Flashscore

"Mama ist ein extrem intensiver Spieler, jemand, der in den Zweikämpfen an der Grenze wandelt. Das tut uns auch gut, aber da war er leider drüber", führte Klauß fort. Doch der Trainer weiß, dass er seinen Schützling jetzt aufbauen muss. 

"'Mama' geht es gerade nicht gut. Das ist für ihn eine extrem schwierige Situation. Er fühlt sich natürlich ein Stück weit schuldig und verantwortlich. Ab morgen müssen wir ganz eng bei ihm sein, ihm helfen. Einfach, damit er wieder Freude am Fußball empfindet. Weil er im Moment einfach sehr, sehr traurig ist."

SK Rapid: Mitspieler nehmen Sangare in Schutz

Auch seine Mitspieler bemühten sich, die Schuld für das Ausscheiden nicht bei Sangare zu suchen. "Mal passiert mir ein Fehler, mal ihm, mal irgendeinem anderen. Ich glaube trotzdem, dass es ein Mannschaftssport ist und keiner macht dem 'Mama' irgendeinen Vorwurf", betonte Niklas Hedl.

Auch Guido Burgstaller würde "überhaupt keine Absicht unterstellen. Wir kennen ihn alle in den Zweikämpfen, da ist er immer sehr robust. Aber er wollte den Gegner auf keinen Fall verletzen. 'Mama' irgendeine Schuld zu geben, wäre nicht richtig, es ist einfach dumm gelaufen."

Dumm gelaufen ist auch der weitere Spielverlauf nach Sangares Roter Karte. Nach einem bitteren Handelfmeter gegen Rapid, den es erst nach Videostudium gab, kämpfte sich Klauß Truppe sogar zurück.

Die Statistiken zum Spiel
Die Statistiken zum SpielFlashscore

Klauß konsterniert: "Mir fällt es schwer, Worte für diesen Abend zu finden"

In der zweiten Halbzeit ließen die Grün-Weißen sogar mehrere Chancen liegen, um das Spiel schon vorzeitig zu den eigenen Gunsten zu entscheiden. "Auch mit diesem Verlauf haben wir immer noch viel richtig gemacht und hatten die Chance. Es war nicht so, dass wir klar unterlegen waren. Mir fällt es schwer, Worte für diesen Abend zu finden", erklärte ein konsternierter Klauß.

In die gleiche Kerbe schlug Burgstaller. "Vorwerfen können wir uns nichts". Der Platzverweis hat die Partie erschwert, "aber nichtsdestotrotz haben wir noch genug Möglichkeiten, das drüberzubringen". Auch Hedl hielt fest: "Wir haben alles versucht. Wir wollten alle. Keiner muss heute ins Bett gehen und sagen, er habe nicht alles versucht."

SK Rapid: Enttäuschung trumpft Stolz auf historische Saison

Letztlich war es die Effizienz der Schweden, die in der regulären Spielzeit den Ausschlag gemacht hat. Während Matthias Seidl, Dion Beljo oder Moritz Oswald ihre Chancen nicht nutzten, reichte Djurgardens ein Sonntagsschuss von Keita Kosugi, um die Begegnung in die Verlängerung zu bringen – spätestens in der machte sich die Unterzahl Rapids bemerkbar und die Stockholmer nutzten die Schwächen des SCR eiskalt aus.

Nichtsdestotrotz bleibt Rapid eine historische Europapokal-Saison, die es seit 29 Jahren in Hütteldorf nicht mehr gegeben hat. Von Stolz wollte aber nach Spielende niemand etwas wissen. "Das Gefühl stellt sich noch nicht ein. Das wird noch eine Weile dauern, weil die Art und Weise des Ausscheidens extrem bitter ist", erklärte Klauß.

Auch der stark aufgelegte Hedl bestätigte seinen Trainer. "Wenn man mir das im Juni gesagt hätte, hätte ich es unterschrieben. Wenn man die Umstände jetzt kennt, würde ich das nicht mehr."

Erneute Europa-Qualifikation hängt am seidenen Faden

Jetzt gilt es, dass sich alle Rapidler im Juni wieder die Frage stellen dürfen, ob sie ein solches Resultat unterschreiben würden. 

Die Spielerbewertungen zur Partie.
Die Spielerbewertungen zur Partie.Flashscore

Dafür müssen die Hütteldorfer im Bundesliga-Endspurt alles in die Waagschale werfen, um den Rückstand auf den Wolfsberger AC im Kampf um die internationalen Plätze zu egalisieren. Denn so bitter das Ausscheiden auch war – die magischen Europapokal-Nächte haben bei allen Rapid-Fans Lust auf mehr gemacht.