Offensivflaute gegen Effizienz: Kann die Eintracht Union aus dem Pokal werfen?

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Offensivflaute gegen Effizienz: Kann die Eintracht Union aus dem Pokal werfen?
Im März noch in Berlin, am Dienstag in Frankfurt: Das Duell zwischen der Eintracht und dem 1. FC Union.
Im März noch in Berlin, am Dienstag in Frankfurt: Das Duell zwischen der Eintracht und dem 1. FC Union.Profimedia
Kolo Muani oder nichts – so lässt sich das aktuelle Spiel der Frankfurter nach dem neuerlich enttäuschenden Unentschieden gegen den VfL Bochum beschreiben. Nur wenige Tage später steht im DFB Pokal-Viertelfinale das Aufeinandertreffen mit Union Berlin auf dem Programm. Während Union nach dem Erfolg über den VfB Stuttgart mit reichlich Rückenwind anreist, stapeln sich bei der Eintracht die Fragezeichen. Und das nicht nur auf dem Feld.

Zum Ende der Hinrunde stand die Eintracht noch auf einem Champions League-Platz mit lediglich fünf Punkten Rückstand auf den FC Bayern. Dazu das Weiterkommen im Pokal gegen den Lokalrivalen aus Darmstadt und das europäische Überwintern: Die Welt im Frankfurter Stadtwald war schwer in Ordnung. Wenige Monate später hat sich einiges verändert. Der europäische Traum wurde durch ein übermächtiges Neapel beendet, in der Bundesliga ist man weit zurückgefallen und muss inzwischen sogar das komplette Abrutschen aus den europäischen Rängen befürchten.

Zum Match-Center: Eintracht Frankfurt vs. Union Berlin

Es ist der Fluch der guten Tat, dass die Adlerträger die Erwartungs-Latte in den vergangenen Jahren so hoch gehängt haben. Nüchtern betrachtet ist die Saison nämlich immer noch höchst erfolgreich: Man hat in der Champions League die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte gespielt, ist in der Liga auf Kurs Europa und hat im Pokal sogar eine realistische Chance, ein Finale zu spielen. Dafür muss im Viertelfinale aber ein harter Brocken aus dem Weg geräumt werden: Es geht gegen Union Berlin.

Der direkte Vergleich ist nicht einfach zu interpretieren, scheint der Heimvorteil doch eine große Rolle zu spielen. In der Hinrunde gewann die Eintracht das Heimspiel mit 2:0, vor zwei Wochen spiegelten die Berliner das Ergebnis an der Alten Försterei. Dass der Pokal-Auftakt am Dienstag (ab 18 Uhr live im ZDF und in der Flashscore-Audioreportage) am Main stattfindet, ist sicherlich kein Nachteil für die Frankfurter. 

Spielerische Flaute – und Kolo Muani

Im Deutsche Bank Park ist die SGE schwer zu schlagen, doch auch dort haben sie momentan ihre Probleme. Bestens zu beobachten am vergangenen Freitag, als gegen Abstiegskandidat Bochum eine passable Leistung nur zu einem Punkt reichte. Offensiv agierte man nicht schlecht und erspielte sich einige gute Möglichkeiten, doch im Abschluss fehlte es an Qualität. Das einzige Tor des Tages für die Gastgeber erzielte einmal mehr der französische Wunderstürmer Randal Kolo Muani, der einen Elfmeter rausholte und diesen selbst verwandelte.

Der 24-Jährige ist mit 17 Toren und 14 Vorlagen ein herausragender Spieler für Eintracht Frankfurt, aber hinter ihm kommt momentan nicht viel. Der zweitbeste Torschütze in der Bundesliga, Daichi Kamada, hat seit Wochen keine überzeugenden Spiele abgeliefert und befindet sich wie große Teile der Mannschaft in einer handfesten Krise. Da auch Jesper Lindström weiterhin verletzt ist, sind die Optionen für Trainer Oliver Glasner begrenzt.

Unter der Woche kamen Gerüchte auf, die Eintracht sei am italienischen Neu-Nationalspieler Mateo Retegui interessiert. Seine Verpflichtung, wohl rund 15 Millionen Euro teuer, dürfte aber eher als Vorgriff auf einen möglichen Abgang Kolo Muanis zu verstehen sein.

Gegen Union Berlin wird die Eintracht viel Ballbesitz bekommen und muss zeigen, dass sie damit etwas anfangen kann. Mittelfeldmotor Sebastian Rode ist sich sicher, dass sein Team über genug Qualität verfüge, um "wieder in den Flow zu kommen". Sein Kollege Djibril Sow ergänzte, man könne auch "mal etwas Wut" ins Spiel mitnehmen.

Der Plan ist jedenfalls klar definiert: "Unser Ziel ist es, Pokalsieger zu werden", sagte Sportvorstand Markus Krösche. Mit wettbewerbsübergreifend sieben Spielen ohne Sieg und Querelen innerhalb der Chefetage des Vereins wird es für die Frankfurter darauf ankommen, sich auf das Wesentliche zu fokussieren.

So könnte Frankfurt spielen (3-4-2-1): Trapp - Tuta, Hasebe, N'Dicka - Buta, Rode, Sow, Max - Borré, Götze - Kolo Muani

Harte Aufgabe gegen effektive Unioner

Ob das schon im Pokal gegen die Hauptstädter funktioniert, wird auch davon abhängen, wie sehr Union sein eigenes Spiel aufziehen kann. Auch wenn die Berliner in der Bundesliga zuletzt viermal in Folge ohne eigenen Treffer in die Halbzeit gegangen sind, sprangen aus diesen Spielen acht Punkte heraus.

Ein Symbol für die Spielweise des Bundesliga-Dritten – der weiterhin keine Feuerwerke abbrennt, aber aus fast jeder Partie etwas Zählbares mitnimmt. Wie auch am Samstag, als Union 25 gute Minuten reichten, um den Abstiegskandidaten aus Stuttgart mit 3:0 zu besiegen.

Unter den Torschützen fand sich nach längerer Zeit auch Sheraldo Becker wieder. Zuletzt hatte der Stürmer aus Suriname im November ein Bundesliga-Tor erzielt. Stimmen mehrten sich, die Becker nicht mehr als unumstrittenen Stammspieler sehen wollten. Dementsprechend erleichtert war er selbst nach dem Treffer gegen die Schwaben und verkündete, dass jetzt "jeder Champions League spielen" wolle.

Sheraldo Becker bejubelt seinen Führungstreffer gegen den VfB Stuttgart.
Sheraldo Becker bejubelt seinen Führungstreffer gegen den VfB Stuttgart.AFP

Ein Indiz, wie sich die Ansprüche bei den Eisernen geändert haben. Auch sein Trainer Urs Fischer sagte "Dieses Tor tat uns allen gut" und meinte damit wohl auch sich selbst. Trotz Torflaute hatte Fischer immer am schnellen Angreifer festgehalten.

Der Weg nach Europa ist für Union natürlich auch über den Pokal möglich. Zur Finalteilnahme braucht es nur noch zwei Siege. Im Gegensatz zu den Frankfurtern hatte Union Berlin im Pokal wieder zu beschreiten. Nach einem Sieg nach Verlängerung gegen den unangenehmen Viertligisten Chemnitz musste man das Zweitliga-Spitzenteam Heidenheim und den VfL Wolfsburg aus dem Weg räumen.

Fischer, der 2000 als Spieler und 2017 als Trainer den Schweizer Pokal gewonnen hatte, gab an, dass der Pokal für ihn "einen hohen Stellenwert" habe und forderte, einmal mehr die eigenen "Tugenden auf den Platz" zu bringen.

Personell fraglich ist Unions dänischer Stammtorwart Frederik Rönnow, der bereits am vergangenen Samstag beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (3:0) angeschlagen ausgefallen war. "Er wird die Reise mitmachen. Es wird sich kurz vor dem Spiel entscheiden, ob das geht oder nicht", sagte Fischer. Ansonsten dürfte Ersatzmann Lennart Grill das Tor hüten.

So könnte Union spielen (3-3-2-2): Grill - Doekhi, Knoche, Diogo Leite - Juranovic, R. Khedira, Roussillon - Thorsby, Haberer - K. Behrens, Becker

Flashscore-Prognose: Union zu stabil für angeknockte Frankfurter

Auch wenn Frankfurt – mit einem frenetischen Publikum im Rücken – alles versuchen wird, prallen sie an den abgeklärt spielenden Eisernen ab. Das klassische Union-Spiel mit kompaktem Zentrum und vielen Flanken von den Außenbahnen wird reichen, um den offensiv zu eindimensionalen Hessen beizukommen. Frankfurt verliert mit 0:2.