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Eredivisie-Chronik 2024/25: Historischer Meisterkampf und 26. Titel für PSV Eindhoven

PSV-Kapitän Luuk de Jong mit der Eredivisie-Trophäe.
PSV-Kapitän Luuk de Jong mit der Eredivisie-Trophäe.ČTK / imago sportfotodienst / IMAGO
Ein enges Titelrennen, ein spannender Kampf um den europäischen Fußball und jede Menge Geschichten: Die diesjährige Eredivisie-Saison hatte alles zu bieten. Flashscore wirft einen detaillierten Blick auf die niederländische Spielzeit 2024/25 und lässt die teilweise atemberaubenden neun Monate des Fußballs noch einmal Revue passieren.

August 2024: Dominanz in Eindhoven, Zweifel in Amsterdam und Rotterdam

Der niederländische Fußball startete mit Hochspannung in die neue Saison. Beim amtierenden Meister PSV schien alles nach Plan zu laufen. Drei Spiele, drei Kantersiege – darunter ein 7:1 gegen Almere City. Der Klub aus Eindhoven dominierte die Liga nach Belieben. Hirving Lozano und Joey Veerman waren in bestechender Frühform, während Luuk de Jong und Malik Tillman ebenfalls ihren Anteil am Traumstart hatten.

In Amsterdam wehte unter dem neuen Trainer Francesco Farioli ein frischer Wind – zumindest in der Theorie. Nach einem knappen Auftaktsieg gegen Heerenveen kassierte Ajax spät die Quittung in Breda. Die Euphorie blieb aus, die Mannschaft wirkte weiterhin auf der Suche nach Identität – nicht zuletzt wegen Altlasten aus den vergangenen zwei Spielzeiten.

Feyenoord präsentierte sich nach dem Wechsel von Arne Slot zu Liverpool unter seinem neuen Trainer Brian Priske zunächst wechselhaft. Ein souveräner Sieg gegen PEC Zwolle wurde von Punktverlusten gegen Willem II und Sparta begleitet. Der erste Titel – der Johan-Cruyff-Schild – brachte zwar Prestige, ließ jedoch kaum Rückschlüsse auf die wahre Stärke zu.

Die Überraschung des Monats war der FC Groningen. Der Aufsteiger kam mit Rückenwind aus der zweiten Liga und feierte zwei überzeugende Siege. Während Traditionsklubs strauchelten, machte Groningen früh klar, dass man in dieser Saison mehr vorhatte als nur den Klassenerhalt.

September 2024: Verletzungen, Verpasste Chancen und ein Verfolger aus Utrecht

PSV marschierte weiter – vier Spiele, vier Siege, aber weniger spektakulär als noch im August. Joey Veermans Verletzung war ein herber Rückschlag, der jedoch durch das Kollektiv etwas aufgefangen wurde. Besonders Luuk de Jong trat nun stärker in Erscheinung.

Joey Veerman zog sich gegen Willem II eine Leistenverletzung zu und fiel längere Zeit aus.
Joey Veerman zog sich gegen Willem II eine Leistenverletzung zu und fiel längere Zeit aus.Hollandse Hoogte / Shutterstock Editorial / Profimedia

Ajax wurde ausgerechnet vom Polizeistreik ausgebremst: Der „Klassieker“ gegen Feyenoord fiel aus. Sportlich lief es wechselhaft. Ein 5:0 gegen Fortuna Sittard zeigte das Potenzial, doch Punktverluste gegen Go Ahead Eagles und ein Transferflop bei Kamaldeen Sulemana sorgten für Frust bei den Fans.

Feyenoord blieb weiter inkonstant – und ohne Gimenez auch offensiv eingeschränkt. Ein spätes Gegentor gegen NEC und ein Unentschieden gegen Groningen ließen Zweifel aufkommen. Priskes Team hinkte den Erwartungen hinterher.

Unterdessen trat der FC Utrecht auf den Plan: ungeschlagen nach sieben Spielen, nur zwei Punkte hinter PSV. Eine reife, konzentrierte Spielweise ließ erste Stimmen in Richtung „Titelkandidat“ laut werden. Derweil verzeichnete RKC Waalwijk eine traurige Bilanz: null Punkte aus sieben Spielen.

Oktober 2024: Der erste „Klassieker“, eine makellose PSV und Lebenszeichen aus Breda

Zehn Spiele, zehn Siege – PSV zeigte sich wie im Vorjahr als unantastbar. Enge Duelle gegen AZ und Sparta wurden ebenso gemeistert wie das Schaulaufen gegen PEC Zwolle. Doch der Schatten der Verletztenliste wurde länger.

Ajax fand seinen Rhythmus – wenn auch wacklig. Späte Tore gegen Groningen und Heracles, ein Arbeitssieg gegen Willem II – und dann der große Befreiungsschlag: ein 2:0 im Klassieker gegen Feyenoord. Damit war das Trauma des 0:6 aus dem Vorjahr abgelegt.

Feyenoord stabilisierte sich zwischenzeitlich mit Siegen gegen Twente, Eagles und Utrecht, doch die Klassieker-Niederlage war ein Rückschlag – mental und tabellarisch. Die Belastung der vielen knappen Ergebnisse war spürbar.

Und plötzlich war NAC Breda in aller Munde. Drei Siege in Serie katapultierten den Klub in die obere Tabellenhälfte. Almere City reichte ein knapper Sieg gegen NEC, um RKC Waalwijk endgültig auf den letzten Platz zu verbannen.

November 2024: Ajax stürzt den PSV – und Utrecht bleibt dran

Der Monat begann spektakulär: Ajax schlug zuerst Feyenoord, dann den bis dahin makellosen PSV mit 3:2. Die Amsterdamer sendeten ein kräftiges Lebenszeichen. Doch gegen Zwolle und Twente kam wieder Sand ins Getriebe – Konstanz blieb ein Problem.

PSV reagierte souverän auf die erste Pleite und fegte NAC Breda sowie den FC Groningen vom Platz. Ricardo Pepi übernahm Verantwortung – vier Tore in zwei Spielen – doch der Glanz der Frühphase war vorerst verflogen.

Feyenoord erlebte ein Auf und Ab. Ein starker Novemberstart wurde durch ein Remis gegen Fortuna Sittard getrübt. Gimenez kehrte zurück und traf sofort – aber das Team wirkte spielerisch limitiert.

Der FC Utrecht aber gewann weiter. Nach 13 Spieltagen war man der wohl konstanteste Klub – keine Spektakel, aber effizientes, diszipliniertes Spiel. Der Abstand zum PSV: minimal.

Dezember 2024: Der erste Winterknick

PSV gewann deutlich gegen Utrecht und Twente, verlor dann jedoch überraschend bei Heerenveen. Die Worte von Trainer Peter Bosz nach dem 0:1 waren deutlich: „Alles war schlecht.“ Immerhin wurde mit einem 3:0 gegen Feyenoord die Hinrunde standesgemäß beendet.

Ajax hielt sich zunächst schadlos, doch die 1:2-Niederlage bei AZ brachte die Euphorie zum Erliegen. Der Jahresabschluss mit Siegen gegen Almere und Sparta hielt die Hoffnung aufrecht – vor allem, weil Brobbey langsam in Form kam.

Feyenoord rutschte trotz Gimenez’ Galaform weiter ab. Zwei Siege, zwei Niederlagen – der Dritte Platz war das Maximum, mehr schien nicht mehr realistisch. Priske geriet unter Druck.

Willem II war das beste Team der Aufsteiger, während Almere City und RKC Waalwijk den Abstiegskampf unter sich auszumachen schienen. Ein Drittel der Liga war punktetechnisch noch in Schlagdistanz zu den europäischen Playoff-Plätzen – Spannung war garantiert.

Januar 2025 – Der Bruch bei der PSV, Aufwind in Amsterdam

Was ist mit dem PSV Eindhoven passiert? Der einst unantastbare Tabellenführer startete verunsichert ins neue Jahr. Nach einem 2:2 gegen AZ Alkmaar folgte eine überraschend deutliche 1:3-Niederlage bei PEC Zwolle – die erste richtige Schwächephase der Saison. Malik Tillman verletzte sich, das kreative Element im Mittelfeld fehlte, und Peter Bosz schien ratlos. Nur ein später 3:2-Sieg gegen NAC Breda verhinderte einen vollständigen Fehlstart.

Der PSV begann das Jahr mit einem 2:2-Unentschieden gegen AZ
Der PSV begann das Jahr mit einem 2:2-Unentschieden gegen AZOrange Pictures, Orange Pics BV / Alamy / Profimedia

Während in Eindhoven Ratlosigkeit herrschte, herrschte in Amsterdam neue Hoffnung: Ajax besiegte sowohl RKC Waalwijk als auch Heerenveen souverän. Die Handschrift von Francesco Farioli war nun klar zu erkennen – disziplinierter Aufbau, ein stabilisierter Defensivblock und deutlich mehr offensive Bewegung. Die Lücke zur Tabellenspitze begann zu schrumpfen.

Feyenoord hingegen geriet immer tiefer in die Krise. Auf die bittere Niederlage gegen den PSV folgten ein enttäuschendes 0:1 gegen Utrecht und ein mageres 1:1 bei Willem II. Brian Priskes Position wurde zunehmend infrage gestellt. Die einstigen Titelambitionen der Rotterdamer wirkten nur noch wie eine verblasste Erinnerung.

In der unteren Tabellenhälfte spitzte sich der Kampf um die europäischen Plätze und gegen den Abstieg zu. Zwischen Platz acht und fünfzehn lagen nur fünf Punkte – ein heißes Rennen begann, in dem jedes Tor, jeder Fehler entscheidend sein konnte.

Februar 2025 – Ajax übernimmt die Spitze, Feyenoord feuert Priske

Der Monat begann mit einem Schock in Eindhoven: Trotz einer 3:1-Führung gegen NEC ließ sich der PSV in den Schlussminuten noch ein 3:3 abtrotzen. Es war der Beginn eines ernüchternden Monats. Auch gegen Almere City und Sparta Rotterdam reichte es nur zu Unentschieden – eine alarmierende Bilanz für den Meister. Aus den letzten acht Ligaspielen hatte der PSV nur zwei gewonnen.

Ajax nutzte die Gunst der Stunde: Der zweite Klassieker der Saison wurde erneut zu einem Triumph der Amsterdamer. In der 90. Minute traf Kenneth Taylor zum 2:1-Sieg in Rotterdam – ein Ergebnis mit Symbolcharakter. Drei weitere Siege gegen Fortuna Sittard, Heracles und Go Ahead Eagles katapultierten Ajax an die Tabellenspitze, erstmals mit fünf Punkten Vorsprung auf den taumelnden PSV.

In Rotterdam platzte endgültig der Geduldsfaden: Nach einem 2:3 gegen Ajax und enttäuschenden Auftritten gegen Willem II und NEC zog Feyenoord die Reißleine. Brian Priske wurde entlassen, Robin van Persie übernahm als Cheftrainer – eine emotionale Rückkehr. In seinem Debüt gegen NEC holte Van Persie ein torloses Remis, ehe Interimstrainer Pascal Bosschaert für zwei Spiele übernahm.

Robin van Persie übernahm im Februar 2025 das Amt des Cheftrainers bei Feyenoord
Robin van Persie übernahm im Februar 2025 das Amt des Cheftrainers bei FeyenoordHollandse Hoogte / Shutterstock Editorial / Profimedia

Utrecht fiel unterdessen zurück, gewann zwischen Mitte Januar und Ende Februar kein einziges Spiel. Der Glanz der Hinrunde war verblasst, die Champions-League-Träume drohten zu zerplatzen.

März 2025 – Ajax siegt im Spitzenspiel, PSV kapituliert

Mit etwas Glück, aber weiter makellos, setzte Ajax seine Siegesserie fort. Ein knapper 1:0-Erfolg gegen Almere City, ein 2:1 gegen Zwolle und ein hart erkämpftes 2:2 gegen AZ hielten die Serie am Leben. Brian Brobbey, der bislang wenig überzeugte, traf drei Mal in vier Spielen – pünktlich zum Jahrestag des Vereins zeigte er Lebenszeichen.

Doch der Höhepunkt kam am 30. März: Das Spitzenspiel PSV gegen Ajax wurde zur Vorentscheidung im Titelrennen. Ajax gewann durch Tore von Akpom und Hato mit 2:0 in Eindhoven – sechs Punkte betrug der Abstand nun, mit nur noch sieben verbleibenden Spielen. PSV-Kapitän Luuk de Jong zeigte sich ernüchtert: „Neun Punkte aufholen – das ist praktisch unmöglich.“

Feyenoord, inzwischen unter der Regie von Robin van Persie, zeigte neue Energie. Mit Siegen gegen Twente (6:2) und Go Ahead Eagles (3:2) eroberte man Platz drei zurück. Die Aufbruchsstimmung war spürbar – Van Persie hatte sofort Einfluss genommen.

Der FC Utrecht stabilisierte sich leicht, verlor jedoch das direkte Duell gegen Feyenoord und blieb hinter den Erwartungen zurück. Aufsteiger Willem II fiel nach sechs Niederlagen aus sieben Spielen auf Platz 16 zurück und rutschte in akute Abstiegsgefahr.

Willem II holte seit dem Dezember keinen einzigen Sieg.
Willem II holte seit dem Dezember keinen einzigen Sieg.Flashscore

Im Tabellenmittelfeld entbrannte der Kampf um die Playoff-Plätze. Dank des KNVB-Beker-Sieges der Go Ahead Eagles rückte sogar Platz neun in Reichweite der Europapokal-Träume – das versprach Drama bis zum Schluss.

April 2025 – Ajax' Nervenkostüm wackelt

Der Frühling brachte wacklige Beine nach Amsterdam. Gegen NAC Breda und Willem II reichten glanzlose Auftritte zu Siegen, doch der große Dämpfer kam am 27. Spieltag: Ajax wurde in Utrecht mit 0:4 deklassiert. Ein Schock – nicht nur in der Höhe, sondern in der Art. Der einst so stabile Tabellenführer wirkte verunsichert. Ein spätes 1:1 gegen Sparta Rotterdam durch Youri Regeer zeigte: Der Druck war spürbar.

Davy Klaassen von Ajax ist bei der 0:3-Niederlage gegen NEC frustriert
Davy Klaassen von Ajax ist bei der 0:3-Niederlage gegen NEC frustriertHollandse Hoogte / Shutterstock Editorial / Profimedia

Der PSV hingegen blühte auf. In voller Offensivstärke schlug man Groningen (3:1), Almere City (5:0) und Twente (3:1). Der Rückstand auf Ajax schmolz – von neun auf sieben Punkte. Das Titelrennen war plötzlich wieder offen, auch wenn Peter Bosz mahnte: „Wir dürfen uns nicht verrechnen.“

Feyenoord wurde zur Mannschaft des Monats. Robin van Persie gewann mit seinem Team alle vier Spiele, darunter gegen PEC Zwolle und AZ. Gimenez zeigte Topform, die Fans träumten von mehr – auch wenn der Titel zu weit weg war. Utrecht blieb dran, fiel jedoch durch die Niederlage gegen Feyenoord leicht zurück.

Im Abstiegskampf wurde es immer enger. Willem II fiel zurück, RKC Waalwijk sammelte wichtige Punkte, und Almere City blieb ein Wackelkandidat. Der Kampf um Europa wie ums Überleben versprach ein hochspannendes Saisonfinale.

Mai 2025 – Das große Drama um den Titel

Der Mai begann mit einem Paukenschlag: NEC Nijmegen feierte in der Johan Cruyff ArenA einen historischen 3:0-Sieg gegen Ajax – der erste in Amsterdam überhaupt. Ajax war schockiert, der Vorsprung schmolz auf einen einzigen Punkt, denn der PSV schlug gleichzeitig Feyenoord spektakulär mit 3:2. Der Druck auf die junge Ajax-Mannschaft wurde unerträglich.

Dann der nächste Tiefschlag: In Groningen kassierte Ajax in der 99. Minute den Ausgleich. Nur ein Punkt, der PSV reichte – durch einen weiteren Sieg – zur Tabellenführung. Es war das erste Mal seit Februar, dass die Bosz-Elf wieder oben stand. Der letzte Spieltag musste entscheiden.

Ein PSV-Fan hält ein Trikot des FC Groningen während der Titelfeierlichkeiten in Eindhoven hoch
Ein PSV-Fan hält ein Trikot des FC Groningen während der Titelfeierlichkeiten in Eindhoven hochČTK / imago sportfotodienst / Joris Verwijst

Ajax brauchte einen Sieg, PSV durfte nicht gewinnen – doch der Traum zerplatzte endgültig. Ajax kam nicht über ein 1:1 hinaus, während der PSV bei Sparta Rotterdam nichts anbrennen ließ. Mit 81 Punkten feierte der Klub aus Eindhoven seinen 26. Meistertitel, der nach den Rückschlägen zu Jahresbeginn fast verloren schien. Es war ein Sieg der Reife – und ein Beweis für die Tiefe und Qualität des Kaders.

Feyenoord beendete die Saison auf Platz drei, während der FC Utrecht den vierten Rang sicherte – trotz einer enttäuschenden Schlussphase ohne Sieg. Die Playoff-Teilnehmer standen fest, ebenso wie das Abstiegsdrama: Willem II musste in die Relegation, RKC Waalwijk verabschiedete sich als Tabellenletzter nach einer desaströsen Saison.

Die Eredivisie 2024/25 wird als eine der emotionalsten und chaotischsten Saisons in die Geschichte eingehen – mit einem späten, dramatischen Meisterwechsel, einem abstürzenden Ajax und einem kämpfenden Feyenoord unter einem neuen, alten Gesicht.