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Nach meisterlichem Kane: Tottenham will in der Europa League den Mythos brechen

Danny Blanchflower hält den Europapokal der Pokalsieger 1963 in die Höhe
Danny Blanchflower hält den Europapokal der Pokalsieger 1963 in die HöheČTK / AP / AP /
"Tottenham hat noch nie eine Trophäe gewonnen..." - der öffentliche Spott gegen die Tottenham Hotspurs war in den vergangenen Jahren vor allem davon geprägt, dass es der finanziell gut aufgestellte Klub mit stets vielversprechender Qualität im Kader nie geschafft hat, in den entscheidenden Momenten eines Wettbewerbs seine besten Leistungen abzurufen. Nach der Niederlage im Champions-League-Finale 2019 wollen Heung-min Son und Co. den Fluch im Angesicht des Endspiels der Europa League im Jahr 2025 endlich brechen.

Dabei sind die Tottenham Hotspurs tatsächlich der erste englische Verein gewesen, der auf europäischer Bühne triumphieren konnte, als man 1963 den Gewinn des UEFA-Pokals der Pokalsieger feierte. Wird dieses Jahr eine lang ersehnte europäische Trophäe hinzukommen?

1963: Erster englischer Erfolg auf dem Kontinent

In der Saison 1962/63 des Europapokals der Pokalsieger siegte Tottenham Hotspur in einem spannenden Finale gegen Atletico Madrid. Die Spurs gewannen 5:1 gegen den damaligen Titelverteidiger des Wettbewerbs.

Auf dem Weg ins Finale hatten die Spurs zunächst Sevilla, dann die Glasgow Rangers, Slovan Bratislava und OFK Belgrad im Halbfinale ausgeschaltet. Das Finale wurde vor 62 Jahren, am 15. Mai 1963, in Rotterdam ausgetragen. Zwei Tore im Finale wurden von Tottenhams bulligen Stürmerstar Jimmy Greaves erzielt.

Greaves war der beste Torschütze des Pokals der Pokalsieger und erzielte auch in anderen Wettbewerben viele Tore. Insgesamt waren ihm in jener Saison 44 Tore in 49 Spielen gelungen, was dem Verein auch in der Liga verhalf, sich den zweiten Platz hinter Everton zu sichern.

Tottenhams Trophäenschrank ist nicht leer

Die Behauptung, dass der Klub von der White Hart Lane ein großer Verein ist, aber in Bezug auf die Trophäen stets zu kurz kommt, ist in gewisser Hinsicht dennoch richtig. Tottenham hat im Laufe seiner Geschichte immer wieder enormes Potenzial in seiner Mannschaft gehabt, das oft ungenutzt geblieben ist.

Es ist dagegen nicht korrekt, dass die Spurs nie Trophäen gewonnen haben. Schon vor dem erwähnten Triumph im Pokal der Pokalsieger 1963 hatte Tottenham zweimal die englische First Division gewonnen (1951, 1961). Außerdem gewann man achtmal den FA Cup (1901, 1921, 1961, 1962, 1967, 1981, 1982, 1991), viermal den Ligapokal (1971, 1973, 1999, 2008) und siebenmal den Community Shield (1921, 1951, 1961, 1962, 1967, 1981, 1991).

Die Lilywhites haben auch in anderen europäischen Wettbewerben Silberware gewonnen. So triumphierte man zweimal im UEFA-Pokal (1972, 1984) und schnappte sich den ehemaligen anglo-italienischen Ligapokal (1971).

Harry Kane und Tottenham: Zeitgleicher Bruch des Fluchs?

Ein ähnliches Etikett des "Verlierers" oder gar des Verfluchten trug auch Harry Kane, bis vor zwei Jahren eine der prominentesten Figuren von Tottenham. Auch Kane hat lange darauf gewartet, eine Trophäe zu gewinnen. Er verlor mit Tottenham das Champions-League-Finale 2019 und mit der englischen Nationalmannschaft das EM-Finale 2021.

Als er 2023 zu Bayern München wechselte, wurde erwartet, dass er den Fluch im Trikot des 11-fachen deutschen Meisters sofort bricht. Doch es kam anders. Ein wenig aus dem Nichts erschien nämlich Bayer Leverkusen in der ersten Kane-Saison in Deutschland im Rampenlicht und wurde überraschend erstmals Meister der Bundesliga. Auch im DFB-Pokal und der Champions League scheiterten die Bayern.  2025 hatte das lebenslange Warten auf eine große Mannschaftstrophäe dann aber ein Ende für den englischen Nationalstürmer: Der FC Bayern sicherte sich den Meistertitel - mit Kane im Zentrum der Feierlichkeiten.

Darf wenige Tage später nun auch sein Stammklub jubeln? Wenn man der auf der Insel weit verbreiteten Meinung folgt, dass der englische Ligapokal nicht als große Trophäe gilt, will Tottenham nach langen 34 Jahren endlich den Titelbann brechen.

Das rein englische Finale der UEFA Europa League 2025

Die nächste große Chance, das Ruder endlich herumzureißen, bietet sich am 21. Mai in San Mames in Bilbao, Spanien. Dann steigt das Endspiel der UEFA Europa League (früher UEFA-Pokal), in dem die Spurs auf den Ligarivalen Manchester United treffen.

Es wird nicht nur das Duell zweier Teams, die die verkorkste Ligasaison in England wettmachen wollen. Mit Tabellenplatz 16 (Manchester United) und 17 (Tottenham) laufen beide Mannschaften ihren Ansprüchen mehr als weit hinterher. Auch geht es um ein begehrtes Ticket für die Gruppenphase der Champions League in der nächsten Saison - und damit Einnahmen von mindestens 20 Millionen Euro. 

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