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Showdown in Bilbao: Warum das EL-Finale über Manchester Uniteds Zukunft entscheidet

Manchester United-Trainer Ruben Amorim auf der Pressekonferenz vor dem Finale der Europa League.
Manchester United-Trainer Ruben Amorim auf der Pressekonferenz vor dem Finale der Europa League.Matt McNulty / Getty Images via AFP
Wenn Manchester United am Mittwochabend das San Mamés-Stadion in Bilbao betritt, steht für den englischen Traditionsklub mehr auf dem Spiel als nur ein Pokal. Im Finale der Europa League gegen Tottenham Hotspur geht es um weitreichende Folgen – sportlich, finanziell und strategisch. In einer Saison, die man in Old Trafford am liebsten aus den Annalen streichen würde, bietet sich den Red Devils eine letzte Chance auf einen versöhnlichen Abschluss. Doch der Druck ist enorm.

Manchester United befindet sich in einer sportlichen Krise, wie man sie selbst in den turbulenten Jahren nach Sir Alex Ferguson selten erlebt hat. Rang 16 in der Premier League, das Aus im FA Cup in Runde fünf und das Viertelfinal-Aus im Carabao Cup – ausgerechnet gegen den Finalgegner Tottenham – haben eine Saison geprägt, die als eine der schlechtesten der Klubgeschichte in Erinnerung bleiben wird. Seit Mitte März wartet das Team von Trainer Ruben Amorim auf einen Ligasieg – acht Spiele ohne Dreier sprechen eine deutliche Sprache.

Und doch: Inmitten der Tristesse flackert ein Hoffnungsschimmer. Mit dem Einzug ins Finale der Europa League bietet sich United die Möglichkeit, sportliche Ehre zu retten – und weit mehr als das.

Das Endspiel als Weichensteller für Uniteds Zukunft

Ein Sieg gegen Tottenham würde nicht nur einen europäischen Titel bringen, sondern auch die Qualifikation für die Champions League garantieren – mit all ihren finanziellen und sportlichen Vorteilen. Die lukrativen Einnahmen aus der Königsklasse würden die klammen Kassen entlasten, die unter anderem durch die Aussagen des neuen Klubbosses Jim Ratcliffe ins Licht gerückt wurden: Ohne Budgetkürzungen wäre der Verein bis Weihnachten zahlungsunfähig gewesen.

Zudem würde Champions-League-Fußball die Attraktivität des Klubs auf dem Transfermarkt erheblich steigern. Spieler wie der Ex-Herthaner Matehus Cunha oder Liam Delap von Ipswich Town sind wohl bereits im Anflug, doch der Kader braucht dringend eine tiefergehende Generalüberholung. Amorim fordert nicht weniger als fünf Neuzugänge – darunter Flügelspieler, ein körperlich starker Mittelfeldspieler, ein neuer Torwart und ein erfahrener Stürmer. Das alles ist nur realistisch, wenn man auf europäischer Bühne vertreten ist.

Auch Amorims Schicksal steht auf dem Spiel

Auch für Trainer Ruben Amorim ist das Finale ein Schicksalsspiel. Der Portugiese, der mit viel Vorschusslorbeeren von Sporting Lissabon kam, steht trotz kurzer Amtszeit bereits unter Druck. Seine Entscheidung, einen funktionierenden Klub für ein kriselndes Manchester United zu verlassen, war mutig – nun muss er liefern. Gelingt der Titelgewinn, wird ihm das als Befreiungsschlag angerechnet. Im Falle einer Niederlage aber dürfte der Druck auf ihn schon zum Saisonbeginn 2025/26 hoch sein.

Dabei ist Amorim nicht das Hauptproblem. Vielmehr würde sich der Fokus bei einem Triumph auf die Klubführung richten – insbesondere auf CEO Omar Berrada. Schafft es dieser nicht, Amorim im Sommer die richtigen Werkzeuge an die Hand zu geben, droht die nächste Saison ähnlich zu verlaufen wie die aktuelle. Und dann wären nicht mehr nur Trainerwechsel, sondern strukturelle Veränderungen gefragt.

Manchester United steht vor einem Wendepunkt. Das Europa-League-Finale ist kein gewöhnliches Spiel – es ist ein Prüfstein für die Zukunft eines Vereins, der einst zu den größten der Welt zählte, heute aber droht, im Mittelmaß zu versinken. Ein Sieg gegen Tottenham könnte wie ein Neustart wirken, ein verlorenes Finale hingegen würde die Abwärtsspirale weiter beschleunigen.

Zum Match-Center: Tottenham Hotspur vs. Manchester United