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Ein Ei für die Ewigkeit – Pokalspezialist Glasner feiert FA Cup mit Crystal Palace

Oliver Glasner mit der FA Cup-Trophäe für Crystal Palace.
Oliver Glasner mit der FA Cup-Trophäe für Crystal Palace.ADRIAN DENNIS / AFP
Jubel, Tränen und „Glad All Over“: Als Crystal Palace den FA Cup in den Londoner Nachthimmel reckte, war das nicht nur der erste große Titel der Vereinsgeschichte, sondern auch der Höhepunkt einer außergewöhnlichen Trainerleistung. Oliver Glasner, der 50-jährige Österreicher, führte eine angeschlagene Mannschaft von einem historischen Tiefpunkt zum ultimativen Ruhm – gegen keinen Geringeren als Manchester City.

Noch im Oktober sah alles düster aus: Kein Sieg in den ersten acht Premier-League-Spielen, ein bröckelndes Team, Schlüsselspieler wie Michael Olise und Joachim Andersen verloren, Neuzugänge ohne Rhythmus. Es war der schlechteste Saisonstart seit 1992. Der Druck auf Glasner wuchs, die Stimmung war angespannt. Doch statt Panik zu verbreiten, appellierte Glasner an Vertrauen und Zusammenhalt: „Es ist Zeit, meine Spieler zu umarmen, nicht sie zu treten.“

Diese Worte erwiesen sich als wegweisend. Der Turnaround begann mit einem 2:1-Sieg gegen Tottenham im neunten Spiel – der Startschuss für eine bemerkenswerte Aufholjagd, die schließlich in Wembley gipfelte. Vereinsboss Steve Parish behielt in der Krise die Nerven – und hielt bedingungslos zu seinem Trainer. „Das hat Oliver Glasner geschafft – er hat uns alle zum Glauben gebracht“, sagte Parish nach dem 1:0-Finalsieg gegen City. Für ihn war Glasners Weg alternativlos, seine Arbeitsweise auf dem Trainingsplatz überzeugend.

Glasner wiederum hielt unerschütterlich an seinem System fest – auch in der schwierigsten Phase. Er integrierte vier Last-Minute-Neuzugänge, vertraute trotz holpriger Startphase auf Spieler wie Eberechi Eze, Jean-Philippe Mateta und Dean Henderson – und wurde belohnt.

Taktische Finesse trifft menschliche Stärke

Der Vergleich mit Jürgen Klopp kommt nicht von ungefähr. Wie einst der heutige Nationaltrainer Glasners Eintracht Frankfurt zur Europa-League-Krone führte, so brachte er nun Palace auf die große Bühne. Intensität, Empathie und taktisches Geschick zeichnen ihn aus. Er entwickelte ein System, das perfekt auf die Stärken seiner Offensivspieler zugeschnitten war: Mateta als Zielspieler, Eze und Ismaila Sarr als kreative Freigeister dahinter – ein Trio, das für Angst und Schrecken sorgte.

Auch defensiv brillierte sein Team: Die Dreierkette um Chris Richards, Maxence Lacroix und Marc Guehi agierte stabil, bis Guehi im Finale verletzt vom Platz musste. Ersatzspieler hielten dem Druck stand, Torwart Dean Henderson wurde mit Glanzparaden zum Matchwinner.

Eberechi Eze erzielte in der 16. Minute das Tor des Spiels – ein perfekter Konter, ein präziser Schuss, der City-Keeper Ortega keine Chance ließ. Es war der erste Ballkontakt im Strafraum – aber eine kaltschnäuzige Demonstration der neuen Effizienz unter Glasner.

Hendersons Glanztaten gegen Haaland, Doku und Echeverri sowie ein umstrittener Handspiel-Moment, der vom VAR zu Gunsten des Keepers entschieden wurde, machten das Märchen perfekt.

Der Lohn für Mut, Ruhe und Konsequenz

Was diesen FA-Cup-Sieg so besonders macht, ist nicht nur der sportliche Erfolg, sondern der Weg dorthin. Glasner musste personelle Rückschläge, mediale Kritik und internen Umbruch meistern – und tat es mit einem bemerkenswerten Mix aus Ruhe, Weitsicht und Strenge.

Sein Outlook-Kalender ist legendär, seine Detailversessenheit berüchtigt – doch am Ende war es die menschliche Komponente, die den Unterschied machte. Spieler wie Eze, Mateta und Henderson wuchsen unter seiner Führung über sich hinaus.

Crystal Palace hatte drei Mal in Wembley verloren, zuletzt 2016. Nun schreibt Glasner seine eigene Geschichte – eine, die von Glaube, Mut und Beharrlichkeit erzählt. Und vom goldenen Ei, das gelegt wurde, wie Glasner selbst es formulierte: „Man spricht nicht von einem Ei, bevor die Henne es gelegt hat.

Jetzt liegt es da, glänzend und unvergesslich. Crystal Palace ist FA-Cup-Sieger. Und Oliver Glasner ist der Architekt eines Traums, der nun Wirklichkeit ist.

Zum Match-Center: Crystal Palace vs. Manchester City