Die Bilder sind nichts für schwache Nerven. Mit voller Wucht rauscht Millwalls Torhüter Liam Roberts mit einem Kung-Fu-Tritt in Jean-Philippe Mateta hinein, erwischt den Angreifer von Crystal Palace mit den Stollen seitlich am Kopf. Mateta bleibt regungslos liegen, sofort eilen Mitspieler und Betreuer zu dem Angreifer. Nach minutenlanger Behandlung unter anderem mit einer Beatmungshilfe wird der frühere Bundesliga-Profi vom Platz und in ein Krankenhaus gebracht.
Match-Center: Crystal Palace vs. Millwall
Matetas Vereinsboss Steve Parish schäumte anschließend vor Wut. "Das ist die rücksichtsloseste Attacke auf einem Fußballplatz, die ich je gesehen habe", sagte der britische Geschäftsmann gegenüber der BBC und ging noch einen Schritt weiter: "Ich denke, er sollte sich gründlich hinterfragen, dieser Junge, denn er gefährdet mit einer solchen Attacke einen Berufskollegen, vielleicht sogar sein Leben."
So weit ging es glücklicherweise nicht. Dennoch wäre ein deutlich schlimmeres Szenario möglich gewesen, wenn Roberts vom Zweitligisten FC Millwall seinen Gegenspieler nur ein paar Zentimeter weiter rechts getroffen hätte. So konnte Mateta das Krankenhaus am Samstagabend wieder verlassen, ein Spezialist des St. George's Hospitals nähte die Platzwunde am linken Ohr mit 25 Stichen.
Mateta dankbar für die Nachrichten
"Sein Ohr sieht schrecklich aus", hatte Matetas Teammanager Oliver Glasner nach der FA-Cup-Partie berichtet. Dem Torjäger gehe es aber gut, alle durchgeführten Untersuchungen seien unauffällig, hieß es in dem Statement der Eagles weiter. Bereits wenige Stunden nach der Partie am Nachmittag hatte Mateta selbst Entwarnung gegeben. "Vielen Dank für all die netten Nachrichten. Mir geht es gut. Ich hoffe, dass ich sehr bald zurückkehren kann. Und stärker als je zuvor", schrieb der 27-Jährige, der zwischen 2018 und 2021 für Mainz 05 in der Bundesliga gespielt hatte.
Parish zog sogar Vergleiche zum berühmten Zusammenstoß zwischen dem früheren DFB-Torwart Toni Schumacher und Patrick Battiston bei der WM 1982. Vor 43 Jahren war Schumacher dem Franzosen rücksichtslos mit der Hüfte voran ins Gesicht gesprungen, der Stürmer wurde bewusstlos vom Platz getragen. Schumacher erhielt damals nicht einmal die Gelbe Karte. Roberts zunächst schon, nach Ansicht der VAR-Bilder wurde der Schlussmann dann aber doch mit Rot des Feldes verwiesen.
Für Fassungslosigkeit sorgten zudem einige der berüchtigten Millwall-Anhänger. "Let him die" (deutsch: "Lasst ihn sterben") riefen die Gästefans, als Mateta behandelt wurde. Der englische Verband FA verurteilte laut der BBC die Sprechchöre, erklärte aber zugleich, dass sie nicht gegen die Regeln verstoßen.
Nach dem frühen Schockmoment (8.) gewann Crystal Palace das Londoner Stadtduell im Achtelfinale des FA Cups in Überzahl mit 3:1.