Ein zentrales Problem der reformierten Klub-WM liegt im Termindruck. Der internationale Fußballkalender ist bereits jetzt vollgepackt, und die Integration eines weiteren, umfangreichen Turniers verschärft die Belastung für Elitespieler erheblich.
Spieler wie PSGs Champions League-Sieger Vitinha stehen exemplarisch für das Dilemma: Mit über 60 Pflichtspielen in einer Saison – plus Länderspiele und ein weiteres Turnier im Sommer – bleiben kaum noch Erholungsphasen. Die Spielergewerkschaften wie FIFPro und die deutsche VDV warnen daher eindringlich vor gesundheitlichen Folgen und mentaler Erschöpfung. Die Drohung mit Streiks ist bereits im Raum.
Ungleichgewicht durch Geld: Der Fußball als Wirtschaftskrieg
Bis zu 125 Millionen Dollar winken dem besten europäischen Klub bei der Klub-WM – eine Summe, die selbst für Topvereine wie Real Madrid oder Manchester City ein bedeutender Faktor ist. Für kleinere Klubs, etwa aus Afrika oder Ozeanien, sind selbst die Mindestprämien von mehreren Millionen Dollar ein Quantensprung – und ein potenzieller Katalysator für noch größere Wettbewerbsverzerrung.
Beispiel Südafrika: Die Mamelodi Sundowns könnten mit einer Klub-WM-Teilnahme finanzielle Reserven anhäufen, die auf nationaler Ebene kaum zu überbieten sind. In Ozeanien erhält Auckland City als Amateurklub mehrere Millionen nur für die Teilnahme – ein Betrag, der das sportliche Gefälle in der Region zementiert.
Die Auswirkungen auf nationale Ligen und kontinentale Wettbewerbe sind nicht zu unterschätzen. Javier Tebas, Präsident der spanischen La Liga, warnt vor einem Dominoeffekt: Durch die Teilnahme an der Klub-WM würden einige Klubs immense Vorteile erhalten – nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf globale Sichtbarkeit, Sponsoring und Marktwert.
Hinzu kommt die Verdrängung anderer Wettbewerbe. Der parallel stattfindende CONCACAF Gold Cup verliert bereits an Relevanz, da wichtige Nationalspieler stattdessen für ihre Vereine bei der Klub-WM im Einsatz sind. Auch Trainer wie Mauricio Pochettino bei den USA müssen daher auf wichtige Akteure verzichten – was den sportlichen Wert der Kontinentalturniere schmälert.
Klub-WM: Strategische Pausen als Wettbewerbsvorteil?
Ein überraschender Nebeneffekt könnte sich für nicht teilnehmende Spitzenklubs wie Liverpool oder Arsenal ergeben. Sie verzichten zwar auf die lukrativen Klub-WM-Millionen, können aber ihren Spielern im Sommer eine dringend benötigte Pause gönnen. In einer Phase, in der andere Teams bis Mitte Juli durchspielen, könnten sie mit ausgeruhten Akteuren in die nächste Saison starten – ein möglicherweise entscheidender Vorteil in Meisterschafts- und Pokalrennen.
Trotz aller Kritik gibt es auch Befürworter der Klub-WM. So lobt etwa Luis Enrique das Turnier als „unglaublich“, weil es globales Flair und Top-Fußball auf internationaler Bühne vereint. Doch selbst prominente Trainer wie Thomas Tuchel sehen das anders – für ihn bringt das Turnier einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsnachteil für die nationale Liga mit sich.
Die reformierte Klub-Weltmeisterschaft ist ein Paradebeispiel für das Spannungsfeld zwischen sportlichem Idealismus und wirtschaftlichen Interessen im modernen Fußball. Sie bietet eine Bühne für die Besten der Welt – und könnte gleichzeitig das Gleichgewicht der globalen Fußballordnung ins Wanken bringen.
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