Szczesny ist nicht nur in Deutschland ein äußerst schwer auszusprechender Name. Unter Arsenal- und Juventus-Fans wird er dagegen noch lange Zeit in Gebrauch und Erinnerung bleiben. Polnische Fans haben es mit der Aussprache natürlich einfacher. Schwierig fiel es dagegen, seine Entscheidung zu akzeptieren, sich im letzten Sommer vom aktiven Fußball zurückzuziehen.
Noch vor der Euro 2024 hatte er angekündigt, dass diese sein letztes Turnier sein würde. Wahrscheinlich wäre es ihm zu dieser Zeit lieber gewesen, wenn sein Abschied nicht bei einer Elfmeterschießen-Pleite gegen Österreich erfolgt wäre. Doch was er damals noch nicht wusse: Es sollte nicht der letzte Elfmeter gewesen sein, den er abwehren musste.
Zurück aus dem Ruhestand? Zuerst auf der Bank
Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit war ihm ohnehin stets garantiert, zumindest in der polnischen Heimat. Seine Karriere und sinnvolle Investitionen hatten ihn zu einem der reichsten Menschen des Landes gemacht. Selbst bei einem Angebot aus Saudi-Arabien konnte er ohne mit der Wimper zu zucken abwinken. Dabei verzichtete er darauf, die Umkleidekabine ein weiteres Mal mit Cristiano Ronaldo zu teilen. Die Versuchung, mit Landsmann Robert Lewandowski nochmal beim großen FC Barcelona zu spielen, war dann aber doch zu groß - auch, wenn er nur eine Notlösung und Nutznießer der Verletzung von Marc-Andre ter Stegen war.
Doch nach Vertragsunterschrift kam ein schnelles Debüt erstmal nicht in Frage, zu lange war Szczesny außer Gefecht gewesen. So dauerte es eine Weile, bis er das erste Mal auf der Ersatzbank sitzen durfte. Während die polnischen Medien vor jedem Spiel fragten, ob es "heute endlich soweit" sei, las man in den spanischen Gazetten von Andeutungen, nach welchen Szczesny die Geduld verloren hätte und dass sein Sohn und seine Frau sich in Katalonien nicht zurechtfinden würden. Einzig Hansi Flicks Beschwichtigungen und Versprechungen machten Mut.
Szczesny nutzt seine Chance und liefert solide Leistungen
Ein Grund für die lange Wartezeit waren auch die starken Leistungen von Konkurrent Inaki Pena. Szczesny bekam seine lang ersehnte Chance im ersten Spiel des neuen Jahres, als Barcelona im Sechzehntelfinale des Copa del Rey auf Barbastro traf. Nachdem Pena sich nachfolgend einen Patzer geleistet hatte und obendrei zu spät zu einem internen Briefing kam, setzte Flick schließlich sein Vertrauen in den Polen.
Szczesny zahlte dies mit einer soliden Leistung im Pokal und einem starken Spiel gegen Athletic Bilbao in der Liga zunächst zurück. So durfte er dann auch im Finale der Supercopa gegen Real Madrid ran, in dem er nach einem Foul außerhalb des Strafraums an Kylian Mbappe in der 56. Minute allerdings die Rote Karte kassierte. Einfluss auf das Spiel hatte dies aber keinen großen mehr, denn Barcelona lag zu diesem Zeitpunkt bereits mit 5:1 vorne und gewann schlussendlich mit 5:2. "Tek" durfte somit dann doch recht schnell seinen ersten Titel nach der Rückkehr aus dem Ruhestand feiern.
Doch wie lange darf er den Kasten des spanischen Riesen hüten? In den sechs bisher absolvierten Spielen unterliefen ihm durchaus einige Patzer. Von Welpenschutz kann im zarten Alter von 34 Jahren wohl auch nicht mehr gesprochen werden. Dennoch: Von September bis Ende 2024 hat Szczesny kein einziges Spiel bestritten, 14 abgewehrte Schüsse, eine 100-prozentige Erfolgsquote bei der Abwehr von Schüssen aus der Distanz (fünf Schüsse) sowie ein Passquote von 90,5 Prozent bei 179 Pässen sind aber ein solider Anfang.
Mentor für Pena?
Und was die Statistik nicht sieht, bleibt den Fans auf dem Platz nicht verborgen: Szczesny geht Risiken ein, und das kann teuer werden, doch er kann sich auch immer wieder durch starke Aktionen auszeichnen. Von Liebe zum "Polnischen Comebacker des Jahres" kann in Katalonien dagegen keine Rede sein; sein Aufenthalt wird lediglich als eine vorübergehende Angelegenheit gesehen. Da sein Vertrag nur noch einige Monate läuft, bleibt die Frage nach seiner Zukunft offen.
Während ter Stegen im Mai zurückkehren soll, hat sich Szczesny immerhin kollegialisch gezeigt und angedeutet, dass er während des Rests seiner Amtszeit dabei helfen möchte, Pena weiterzuentwicklen, da dieser die Zukunft der Blaugrana sei. Wir sind gespannt, welche Abenteuer das Kapital Barcelona noch für Szczesny bereithält.