Nach dem umstrittenen Abgang von Xavi Hernandez standen die Zeichen bei Barcelona im August 2024 auf Übergangssaison. Unter der Leitung von Hansi Flick durfte man zunächst keine Neuverpflichtungen tätigen, da der Verein wegen Problemen mit der Einhaltung der Gehaltsobergrenze bestraft wurde. Als großer Favorit auf den Meistertitel galt Rivale Real Madrid, der gerade das Double aus Meisterschaft und Champions League gewonnen hatte.
Doch der deutsche Trainer fand sich schnell zurecht und implementierte einen risikofreudigen Stil, der sich trotz der schweren Verletzung von Kapitän Ter Stegen zum Saisonstart rasch in den Ergebnissen widerspiegelte: Barcelona gewann nach einer mäßigen Vorbereitung die ersten sieben Ligaspiele allesamt. Die bis zu fünf Punkte Vorsprung auf "Los Blancos" schwanden allerdings schnell dahin, als man in den letzten beiden Monaten des Jahres 2024 in eine tiefe Krise schlitterte.
Zu Beginn der Rückrunde der LaLiga lag man zwischenzeitlich sieben Punkte hinter dem Tabellenführer Real Madrid zuück. Doch ebenso rasch, vier Spieltage später, gelang im Februar die Rückeroberung der LaLiga-Spitze, die man bis zum Meistertitel nicht mehr abgeben sollte.
Hansi Flick und die Wiedergeburt von Raphinha und Lewandowski
Verstärkungen wie Dani Olmo und Pau Victor, die Rückkehr von Eric Garcia sowie die Not-Verpflichtung von Szczesny waren die einzigen Neuzugänge im Kader der ersten Mannschaft. So tauchten schon bald Spieler aus dem eigenen Land, die unter Xavi keine Chance erhalten hatten, wie Marc Bernal und Marc Casado, im Kader von Flick auf. Letzterer schaffte es unter Flick zum spanischen Nationalspieler.
Die größte Meisterstück ist dem deutschen Trainer aber wohl mit den Leistungsexplosionen von Lewandowski und Raphinha gelungen, die unter seinem Vorgänger schon auf der Abschussliste standen, sowie der unglaublichen Entwicklung von Lamine Yamal vom Jungtalent zum Weltstar.
Die überragende Mentalität, die Flick durch psychologisches Management in die Mannschaft integrierte, wurde mit harter Arbeit mit und ohne Ball kombiniert, die mit mehr als 160 Toren in allen Wettbewerben spektakuläre Früchte getragen hat. Und die das aktuelle Barcelona zu einem Team entwickelt hat, das ohne Ball die Räume verschließt, den Gegner in der Ballverteilung erstickt und sich in die Nähe des gegnerischen Strafraums schleicht - und das mit dem Ball am Fuß ein Spektakel abliefert, ob durch das Zentrum, über die Flügel oder herrliche Fernschüsse.
So gewann man letztlich nicht nur die Meisterschaft, sondern auch alle vier "Clasicos" gegen Real Madrid: zweimal in der Liga, das Finale des spanischen Superpokals und das Finale der Copa del Rey.
La Masia, an die Macht
Die Jugendakademie ist normalerweise die Notlösung eines jeden Vereins, wenn man nicht das Geld hat, um auf dem Markt zuzuschlagen. Barcelona gab in den vergangenen Jahren finanziell alles aus, was man hatte - und mehr, als es von der LaLiga erlaubt wurde. Nun sind es vor allem die Youngsters, die das wiedererstarkte Barcelona prägen.
Natürlich sticht dabei der noch nicht einmal 18-jährige Yamal heraus, der von vielen bereits in diesem Jahr als ernsthafter Kandidat für den Ballon d'Or gehandelt wird. Doch ist er nicht der Einzige: Fermin hat nach einem sensationellen Sommer als Europameister und Olympiasieger einen weiteren Schritt nach vorne gemacht, auch Gavi leistete einen immensen Beitrag zum Erfolg. In der Abwehr hat sich Cubarsi als unumstrittener Rückhalt erwiesen, Christensen und Araujo wurden aus der ersten Elf verdrängt. Auf der defensiven Außenbahn haben sich Garcia und Gerard Martin in den Vordergrund gespielt.
Kurzum, wir sehen zum Ende der Saison 2024/25 ein kompaktes und globales Barca, das in der Lage ist, jeden Gegner zu schlagen und unmögliche Comebacks zu schaffen. In Europa mag man um Haaresbreite im Halbfinale an inter Mailand gescheitert sein. Aber in Spanien darf Flick mit seinen "Jungen Wilden" nun mit Fug und Recht das prestigeträchtige Triple aus Liga, Pokal und Supercup feiern. Und die kommende Saison verspricht noch mehr...