Empfangen wird Flashscore von Guilherme Müller, dem Geschäftsführer des Benfica Campus. Offen, transparent und voller Stolz führt er durch die modernen Anlagen, die sich über 19 Hektar in Seixal erstrecken. Anders als in vielen Trainingszentren, wo Diskretion herrscht, öffnet Benfica die Türen weit: „Wir sahen alles, was wir wollten“, hieß es aus unserer Reisegruppe – und man war beeindruckt von der Organisation, Professionalität und Menschlichkeit, die das Zentrum auszeichnen.
Hier gingen Spieler wie Bernardo Silva, Rúben Dias, João Neves, Gonçalo Ramos, João Félix oder João Cancelo ihre ersten Schritte Richtung Weltkarriere. Doch wer den Campus betritt, spürt schnell: Hier geht es um mehr als sportlichen Erfolg. Jeder Gruß, jedes „Bom dia“ der Spieler, Trainer und Mitarbeiter ist Ausdruck der Werte, die Benfica ausmachen.

„Wir bilden nicht nur Spieler aus, sondern auch Menschen“, betont Müller. Die Abteilung für persönliche und soziale Entwicklung begleitet Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren auf ihrem Weg. Tutoren, Trainer und Pädagogen stehen ihnen zur Seite. Im Internat, in der Schule und darüber hinaus. Engagement in Pflegeheimen oder sozialen Einrichtungen gehört ebenso zum Alltag wie Trainingseinheiten auf dem Platz. „Benfica muss eine Rolle in der Gemeinschaft spielen“, sagt Müller.
Rui Costa: Der Präsident mit der Vision
Auch Präsident Rui Costa, selbst einst ein Aushängeschild der Benfica-Jugend, weiß um die Bedeutung des Campus: „Der Benfica Campus ist von strategischer Bedeutung für die Konsolidierung des Vereins. Hier lehren wir das "Playing the Benfica Way" und bilden Athleten aus, die auf und neben dem Platz unsere Werte leben.“
Für Costa ist der Campus „die Identität und die Seele Benficas“ und eine tragende Säule für die Zukunft.
Derzeit leben 80 Jugendliche im Internat des Benfica Campus. Sie wurden aus rund 200 Bewerbern ausgewählt, die zuvor in Ausbildungszentren im ganzen Land gesichtet wurden. Benfica betreibt zudem internationale Akademien in Luxemburg, Litauen, Malta, Marokko und sogar in den USA (Florida).

Alle folgen demselben Prinzip: „Formar à Benfica“ – Ausbilden auf Benfica-Art. Diese zentrale Plattform vermittelt Trainern weltweit die Spielphilosophie, taktischen Erwartungen und Werte, die das Spielmodell von Benfica definieren.
„Wir fordern unsere Trainer auf, diesem Modell zu folgen. Natürlich mit Flexibilität, aber immer im Rahmen der Benfica-DNA“, erklärt Müller.
Dieses Modell ist das Ergebnis jahrelanger gemeinsamer Arbeit. Luís Araújo, Jugendtrainer der ersten Stunde, beschreibt es so: „Es ist nie abgeschlossen. Wir entwickeln es ständig weiter. Jeder Trainer, der hier arbeitet, trägt seinen Teil dazu bei.“

Einheitliche Ausbildung – von Aveiro bis zur A-Mannschaft
Ein Beispiel für diese Philosophie ist João Fonseca, Innenverteidiger der B-Mannschaft. Er kam ursprünglich aus dem Zentrum von Aveiro:
„Der Übergang nach Seixal war einfach, weil alles gleich professionell war. Das Training folgte demselben Ansatz“, sagt er.
Müller bestätigt: „Unsere Ausbildung folgt einem klaren, unverhandelbaren Modell. Unabhängig davon, wer Trainer der ersten Mannschaft ist, sollen unsere Spieler die Benfica-Werte auf dem Platz verkörpern. Einheitlichkeit ist der Schlüssel.“

Das Ergebnis spricht für sich: Acht von zehn Spielern des Campus werden Profifußballer. Es ist eine Erfolgsquote, die ihresgleichen sucht. „Ich weiß nicht, ob es viele Akademien mit einer solchen Quote gibt“, sagt Müller schmunzelnd.
Von Seixal in die Welt: Die großen Namen der Benfica-Schule
Kaum ein Verein Europas hat in den letzten Jahren so viele Weltklassespieler hervorgebracht wie Benfica: Rúben Dias, João Neves, Bernardo Silva, Gonçalo Ramos, João Cancelo, João Félix, sie alle tragen die Handschrift von Seixal. Für Trainer Araújo sind sie "unsere größten Trophäen. Titel zu gewinnen ist schön, aber zu sehen, wie einer unserer Spieler im internationalen Fußball triumphiert, ist unbezahlbar.“

Seit seiner Gründung sammelte der Campus über 80 nationale und internationale Titel, darunter den Sieg in der UEFA Youth League 2021/22. Doch Müller bleibt realistisch: „Natürlich freuen wir uns über Titel. Aber unsere Hauptaufgabe ist es, jedes Jahr mindestens zwei Spieler für die A-Mannschaft auszubilden. Das ist unser Auftrag.“
Araújo ergänzt: „Wir dürfen den menschlichen Teil der Ausbildung nie vergessen. Viele Jungen kommen mit 12 oder 13 Jahren und leben hier ohne ihre Familien. Wir müssen sie nicht nur zu Spielern, sondern zu Männern formen.“
Wirtschaftlicher Erfolg und strukturelles Wachstum
Der Campus ist nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich ein Phänomen. Laut Müller hat die Ausbildung in Seixal rund 800 Millionen Euro Umsatz generiert, mehr als die Rivalen Sporting oder Porto zusammen. „Es zeigt, dass sich unsere Investitionen enorm auszahlen. Nur wenige Unternehmen erzielen eine solche Rendite“, sagt er.

Trotzdem steht Benfica vor Herausforderungen: Wohlhabende Klubs aus Europa umwerben nicht nur Spieler, sondern auch Trainer und Mitarbeiter. Müller bleibt gelassen: „Wir können nicht immer finanziell mithalten. Aber wir haben einen klaren Plan, und das ist unser größter Vorteil.“
Mit seinen 19 Hektar Fläche, modernen Trainingsplätzen, Fitnessräumen, Aufenthaltsbereichen und pädagogischen Einrichtungen ist der Benfica Campus eine eigene kleine Welt. Hier trainieren die Jugendmannschaften, die B-Elf und auch das Frauen-Team.

„Seit 2006 hat sich die Anlage ständig weiterentwickelt“, erklärt Müller. „Wir sind heute größer, besser organisiert und besser ausgestattet. Ich bin überzeugt, dass wir zu den besten Akademien der Welt gehören. Vielleicht sogar besser als Chelsea, was Arbeitsbedingungen und Methodik betrifft.“
Trotz des Erfolgs denkt Benfica schon an die Zukunft: Die Zahl der Mannschaften wächst, die Nachfrage nach Spielfeldern steigt – eine Erweiterung scheint nur eine Frage der Zeit.
Ein Modell für die Zukunft
Nach fast zwei Jahrzehnten steht der Benfica Campus als Inbegriff moderner Nachwuchsarbeit. Er verbindet sportliche Exzellenz mit sozialer Verantwortung, Tradition mit Innovation, lokale Wurzeln mit globaler Vision. Oder, wie Präsident Rui Costa sagt: „Benfica Campus repräsentiert die Identität und die Seele von Benfica: die Leidenschaft, bis zum Äußersten zu gehen, um zu gewinnen.“