Nino Marcelli stammt aus Bratislava und kam im Alter von neun Jahren in die Akademie von Slovan. Mit seinem Talent zog er sofort das Interesse der Trainer auf sich. Er spielte stets mit den älteren Jahrgängen und wurde als Jugendlicher von der AS Roma zu einem Probetraining eingeladen. Allerdings musste er wegen einer Verletzung fast zwei Spielzeiten aussetzen.
Dennoch wusste man in der Hauptstadt um seine Fähigkeiten, musste aber verantwortungsvoll mit ihm arbeiten. Marcelli baute allmählich die nötige Muskelmasse auf, und seine individuellen Qualitäten kamen mehr und mehr zum Vorschein. Er widerlegte bestehende Zweifel, die auf die wenig ausgeprägten Nachwuchsstrukturen in der Slowakei hinwiesen. Bislang war das Land eher als Käufer denn als Verkäufer von Talenten bekannt.
Trainer Vladimir Weiss gab ihm im Trainingslager vor dem Start der Saison 2023/24 eine Chance. Bis dahin war er Mitglied der B-Mannschaft in der zweithöchsten slowakischen Spielklasse. Bei seiner Ankunft im Profiteam beeindruckte er sofort, sodass er am ersten Ligaspieltag in der Startaufstellung stand, später dann auch im Europapokal.
In den Playoffs zur Europa League gegen Aris Saloniki kam er zum ersten Mal von Beginn an zum Einsatz und bereitete den Siegtreffer von David Strelec vor. Wenige Tage zuvor hatte er sein erstes Tor für Slovan erzielt. Als die Gruppenphase der Conference League anstand, war er bereits ein festes Mitglied der ersten Mannschaft.
Transfer nach Mailand scheiterte knapp
Im Alter von nur achtzehn Jahren war er auf der Jagd nach der Torjägerkrone in der slowakischen Liga. Lediglich drei Tore seines Mannschaftskameraden Tigran Barseghjan am Ende der Saison machten den Unterschied zu Ungunsten des Youngsters. Marcelli erzielte in dieser Durchbruchssaison zehn Tore und zwei Vorlagen. Ganz Europa lauschte den Gerüchten über den zukünftigen Star.
Wie sich später herausstellte, war der AC Mailand stark daran interessiert, ihn zu kaufen. Der Generaldirektor von Slovan, Ivan Kmotrik, gab dies in einem Interview mit Sportnet zu, fügte aber hinzu, dass sich die Vereine noch nicht auf eine Ablösesumme geeinigt hätten. Marcellis Preis ist innerhalb von eineinhalb Jahren von hunderttausend auf vier Millionen Euro gestiegen, was ihn zum wertvollsten Spieler der Liga macht.
Die Weißen wissen sehr wohl, welches Talent sie in ihrem Kader haben und wollen ihn nicht für "Peanuts" gehen lassen. Die Vereinsführung träumt davon, die Zehn-Millionen-Marke für Marcellis Unterschrift zu erreichen, was ihn zum teuersten Spieler der höchsten slowakischen Liga machen würde (dieser Rekord wird derzeit von Andraz Sporar gehalten, der für sechs Millionen Euro zu Sporting nach Lissabon wechselte - ebenfalls von Slovan).
Vorläufig scheint eine so hohe Summe nicht in Frage zu kommen. Andererseits hat er im Champions-League-Spiel gegen den AC Mailand zu Beginn der Saison seine Genialität unter Beweis gestellt: Bei einem 1:3-Rückstand und einer drohenden Niederlage kam Marcelli von der Bank und traf mit einem beeindruckenden Schuss in die obere Ecke des Tores.
Trainer Weiss vertraut ihm
Cheftrainer Weiss hat mehrfach betont, dass er mit Marcelli konzeptionell arbeiten will, weshalb er manchmal auf der Bank sitzt. "Er ist ein großes Talent im slowakischen Fußball. Wenn er komplett gesund wäre, würde er vielleicht nicht mehr in der Slowakei spielen. Er muss so weitermachen, gesund bleiben und sich entwickeln. Er hat eine große Chance, ein großer Fußballspieler zu werden. Er hat das Talent dazu."
Bis zur Winterpause der Nika-Liga 2024/25 hat er 993 von 1620 möglichen Minuten gespielt. In der Champions-League-Ligaphase kam er bisher in jedem Spiel zum Einsatz, allerdings nur einmal von Beginn an. Dennoch erfüllt er allmählich die Worte, die Weiss vor einem Jahr über ihn sagte.
"Er ist dynamisch, die Fans können sich auf etwas freuen. Er kann der Star von Slovan werden. Ich glaube, dass er noch lange hier sein wird und den Leuten gefallen wird, denn sie kommen, um solche Fußballer zu sehen", prophezeite der erfahrene Übungsleiter.
Die Zukunft der slowakischen Nationalmannschaft
Die Entwicklung von Marcelli wird auch von Nationaltrainer Francesco Calzona genau beobachtet. "Er hat eine sehr gute Physis. Er hat keine Angst in Eins-gegen-Eins-Situationen. Er braucht Kontinuität, um regelmäßig zu spielen. Wenn er so weitermacht, ist die Tür für ihn offen. Er ist der Typ, der eine große Bereicherung für die Zukunft sein kann", sagte der Italiener.
Der Youngster hätte bei den Länderspielen im November sein Debüt für die Nationalmannschaft geben können, doch er erhielt keine Einladung zu den Spielen der Nations League, da sich die U-21-Nationalmannschaft in der heißen Phase der Vorbereitung auf die Heim-Europameisterschaft im nächsten Jahr befindet und es daher besser ist, wenn die Schlüsselspieler so oft wie möglich zusammen sind.
Dieses besondere Turnier könnte für Marcelli und seine anderen Teamkollegen eine große Hilfe bei der Suche nach einem Wechsel ins Ausland sein. Die Spiele werden von Scouts praktisch aller Vereine aus den führenden Wettbewerben des Kontinents verfolgt. Es ist zu erwarten, dass der Name von Nino Marcelli auch außerhalb der slowakischen Grenzen immer häufiger genannt wird.