Die Probleme mit ihrem "Knorpelknie" waren Alexandra Popp am Morgen nach dem herben Dämpfer nicht mehr anzusehen. Ohne erkennbare Bandage am rechten Bein stieg die Kapitänin in den Teambus, bei der Abfahrt von Marseille Richtung Saint-Etienne um 10.08 Uhr war das die beste Nachricht. Denn im Kampf um das olympische Viertelfinale stehen die deutschen Fußballerinnen nach der Lehrstunde (1:4) durch die USA unter Druck.
"Ich bin guter Dinge", gab Popp schon kurz nach dem Abpfiff erste Entwarnung. In der Schlussphase hatte sie vom Feld humpelnd für einen Schock gesorgt: "Es ist mein Knorpelknie, das meldet sich hin und wieder mal." Als Mittelfeld-Vertreterin der schmerzlich vermissten Lena Oberdorf wird Popp beim Gruppenfinale am Mittwoch (19 Uhr/ARD und Eurosport) gegen das robuste Team aus Sambia dringend gebraucht.
Denn bei einer weiteren Niederlage droht nach dem 3:0-Auftaktsieg gegen Australien wie bei der WM 2023 das Vorrunden-Aus. Horst Hrubesch übte sich angesichts des gestiegenen Drucks bei der Medaillenmission demonstrativ in Zuversicht - obwohl die starke US-Offensive um Sophia Smith dem Olympiasieger von 2016 die Grenzen aufgezeigt hatte.
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"Es ist ja noch nicht vorbei"
"Es ist ja noch nicht vorbei. Jetzt haben wir einen auf den Deckel gekriegt", sagte der Bundestrainer und gab zu: "Wir haben keine Mannschaft, die alles in Grund und Boden spielt. Wir müssen für jeden Sieg hart arbeiten." Der 73-Jährige konnte seiner Auswahl gegen den kaltschnäuzigen Angstgegner und Rekord-Olympiasieger keinen mangelnden Einsatz vorwerfen, böse Nachlässigkeiten in Defensive und Offensive hingegen schon.
So vergab Bayern-Star Lea Schüller gleich nach drei Minuten eine Großchance. "In solchen Spielen wäre es ganz gut, wenn du die auch gleich reinmachst", kritisierte Hrubesch. Doch auch so hat seine Auswahl als Zweiter der Gruppe B das Viertelfinale weiter in der eigenen Hand.
Auch die zwei besten Gruppendritten ziehen beim olympischen Turnier in die K.-o.-Runde ein, ein Unentschieden reicht gegen Sambia zum sicheren Weiterkommen. Doch an die Afrikanerinnen hat das DFB-Team äußerst schlechte Erinnerungen.
Die Generalprobe vor dem WM-Fiasko vor fast genau einem Jahr ging gegen das Team um die Topstars Barbra Banda und Racheal Kundananji mit 2:3 verloren. Beim vogelwilden 5:6 (4:2)-Spektakel gegen Australien am Sonntag bewies der punktlose Underdog erneut seine Torgefahr.
Verteidigerin Kathrin Hendrich brachte die Marschroute daher auf eine simple Formel: "Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen und einfach gewinnen - fertig." Der Gruppensieg und der damit verbundene frühe Einzug ins Olympische Dorf in Paris aber ist für die DFB-Auswahl erst einmal in weite Ferne gerückt.
"Den Traum halten wir immer ganz oben aufrecht", meinte Hrubesch dennoch. Eine weitere Chance bietet sich den Vize-Europameisterinnen erst im Falle des Finaleinzugs.