Timo Werner hat in den vergangenen Monaten seinen Stammplatz bei RB Leipzig verloren. Wettbewerbsübergreifend kam er nur auf knapp 400 Einsatzminuten. Zwei Bundesliga-Tore sind seine magere Ausbeute. Rückenprobleme und Adduktorenbeschwerden machten ihm das Leben zusätzlich schwer.
Bei seinem neuen Arbeitgeber ist Werner nicht als Stammspieler eingeplant - zumindest nicht dauerhaft. Viel eher soll er den Kader in der Breite stärken und den Konkurrenzkampf mittelfristig anheizen. Trotzdem darf er in den ersten Wochen auf überdurchschnittlich viel Einsatzzeit hoffen. Kapitän und Superstar Heung-Min Son befindet sich mit der Nationalmannschaft Südkoreas bei der Asienmeisterschaft. Er wird wohl bis Anfang Februar nicht zur Verfügung stehen.
Selbstredend reicht Werner nicht an das Niveau von Son heran - aber er passt gut zum taktischen System unter Manager Ange Postecoglou. Unter dem Australier setzen die Spurs auf ein direktes, zielgerichtetes Passspiel. Laut Statistik sind die Londoner das viertstärkste Konterteam der Premier League.
Werner ist ein Spieler, der sich primär durch seine hohe Endgeschwindigkeit auszeichnet - und durch seine Fähigkeit, Räume hinter der gegnerischen Abwehrkette zu erkennen. Insofern könnte er sich in Postecoglous System überaus wohlfühlen. Abzuwarten bleibt, ob der 27-jährige Stürmer wieder sein altes Selbstvertrauen findet.
Schlechte Erinnerungen an Chelsea
Während seiner Zeit beim FC Chelsea prägte er sich zahlreichen englischen Fans als Chancentod ein, der zudem viel zu häufig auf die gegnerische Abseitsfalle hereinfiel. Ein Eindruck, der von der Statistik untermauert wird.
In 56 Premier League Einsätzen generierte er einen xG-Wert von 18,2 - er erzielte im selben Zeitraum aber nur zehn Treffer. Mit Blick auf die Post-Shot-xG-Metrik (welche nicht nur die Qualität der Abschlussposition, sondern auch den tatsächlichen Torschuss bewertet) ergibt sich ein klares Bild: Werner platzierte seine Torschüsse außerordentlich schlecht.
Doch Timo Werner hat in der Vergangenheit bewiesen, die Erwartungen auch übertreffen zu können. 2019/20 erzielte er für RB Leipzig 28 Bundesliga-Treffer. Sein xG-Wert lag im selben Zeitraum nur bei 21,2.
War diese starke Spielzeit nur ein positiver Ausreißer? Mit Blick aufs große Ganze muss man feststellen: Insgesamt verfügt der gebürtige Stuttgarter über einen soliden Abschluss. Seit 2017/18 kam er in der Bundesliga und Premier League auf 81,6 erwartbare Treffer. Tatsächlich netzte er 78-mal ein - die Lücke zwischen Erwartung und Realität ist also äußerst gering.
Timo Werner ist kein kaltblütiger Killer mehr, wie zu seinen besten Zeiten in Leipzig. Er benötigt Zeit, um wieder zu alter Stärke zu finden. Eine echte Soforthilfe dürfte er für die Spurs nicht sein. Doch wenn seine bisherige Karriere - die von zahlreichen Höhen und Tiefen geprägt war - eines bewiesen hat, dann hauptsächlich dies: Alles ist möglich.