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Eine Karriere im Wartestand: Was macht eigentlich Raheem Sterling?

Ist die Karriere von Raheem Sterling schon am Ende angekommen?
Ist die Karriere von Raheem Sterling schon am Ende angekommen?ČTK / imago sportfotodienst / Mark Enfield

Ein Foto auf Instagram, ein kryptischer Zahlencode „20.21“ und die Wucht der sozialen Medien: Plötzlich steht Raheem Sterling im Mittelpunkt einer Debatte, die längst nicht nur Chelsea betrifft. Die Situation des 30-Jährigen ist Sinnbild für die Schattenseiten des modernen Profifußballs. Ein Spieler mit einer großen Vergangenheit, gefangen zwischen Vereinsinteressen, Vertragsinhalten und dem Wunsch nach familiärer Stabilität.

Als die Transferfrist in Saudi-Arabien schloss, war klar: Sterling bleibt, zumindest bis Januar, Spieler des FC Chelsea. Weder ein Wechsel innerhalb Europas noch ein Abenteuer in Übersee kamen zustande. Der Flügelspieler, einst als Königstransfer für über 50 Millionen Euro von Manchester City gefeiert und mit einem Monatsgehalt von über 1,5 Millionen Euro ausgestattet, findet sich nun im Abseits wieder.

Mehr als drei Monate lang wird er außerhalb der ersten Mannschaft in Cobham trainieren müssen, gemeinsam mit Axel Disasi. Besonders deutlich wurde seine Isolation, als Chelsea das offizielle Mannschaftsfoto der Saison 2025/26 veröffentlichte – ohne Sterling.

Spielergewerkschaft unterstützt Sterling

Dabei ist der Stürmer alles andere als ein gewöhnlicher Name. Mit City gewann er zehn große Titel, führte England ins EM-Finale 2021, wurde 2019 zum Fußballer des Jahres gewählt und erhielt einen zivilen Verdienstorden für sein Engagement gegen Rassismus. Jetzt aber erlebt er, wie schnell ein Star in der Premier League in Vergessenheit geraten kann.

Die Spielergewerkschaft PFA hat sich eingeschaltet, um die Einhaltung der Regularien zu prüfen. Kein ungewöhnlicher Schritt, aber in Sterlings Dimensionen ein Vorgang mit Strahlkraft. Doch große Konflikte gibt es bislang nicht. Sterling trainiert, teilweise mit der U21, um sich in Form zu halten. Im Hintergrund sorgt sein langjähriges Team, angeführt vom ehemaligen Fitnesstrainer der englischen Nationalmannschaft Ben Rosenblatt, für Kondition und Arbeit am Ball.

Sportlich stagniert er dennoch. Schon vergangene Saison bei Arsenal kam er kaum über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Ein Treffer und fünf Assists in 28 Spielen waren die magere Bilanz. Dass er sich damals in den letzten Stunden vor Transferschluss zu einem Wechsel entschloss, möchte Sterling nicht wiederholen. Genau das erklärt, warum er nun lieber wartet, statt überhastet erneut Kompromisse einzugehen.

Interessenten gab es durchaus: Bayern München lotete einen Transfer aus, auch andere europäische Klubs waren im Gespräch. Doch Sterlings Wunsch, mit seiner Familie in London zu bleiben, erwies sich als entscheidender Faktor. Ein hoher Preis, denn jeder weitere Monat ohne Einsatz mindert seine Chancen, wieder Fuß zu fassen.

Transfer im Januar?

Chelsea wiederum steckt in einer Zwickmühle: Einen der bestbezahlten Profis zu halten, der keine Rolle in den Planungen spielt, ist kostspielig. Doch eine Vertragsauflösung, die Sterling über 30 Millionen Euro einbringen würde, ist ebenso unrealistisch.

So bleibt die Situation festgefahren. Es gibt keine klaren Verlierer oder Bösewichte, aber auch keine Gewinner.

Und während Sterling in seiner RS7 Academy Nachwuchsspieler trainiert und Zeit mit seiner Familie verbringt, tickt die Uhr unerbittlich. Im Dezember wird er 31 Jahre alt. Der Januar-Transfermarkt könnte seine letzte große Chance sein. Bis dahin bleibt der ehemalige Hoffnungsträger ein Star im Wartestand.