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Jack Grealish bei Manchester City: Der bittere Abschied vom großen Traum

Die Zeichen bei Jack Grealish und Manchester City stehen auf Abschied im Sommer.
Die Zeichen bei Jack Grealish und Manchester City stehen auf Abschied im Sommer.Carl Recine / GETTY IMAGES EUROPE / Getty Images via AFP
Als Jack Grealish im Sommer 2021 für 100 Millionen Pfund von Aston Villa zu Manchester City wechselte, galt er als Symbol für eine neue Ära – ein technisch brillanter, englischer Flügelspieler, der das kreative Element in Pep Guardiolas System noch einmal auf ein neues Niveau heben sollte. Drei Jahre später steht der 29-Jährige an einem sportlichen Scheideweg: Die Zeichen deuten auf Abschied.

Grealishs Zeit bei den „Citizens“ war geprägt von Höhen und Tiefen. In der Triple-Saison 2022/23 zeigte er, wozu er fähig ist, wenn er das Vertrauen spürt. Doch diese Phase blieb eine Ausnahme. Insbesondere in der laufenden Saison 2024/25 scheint der Engländer endgültig den Anschluss verloren zu haben: Nur sieben Startelfeinsätze in der Premier League, davon lediglich ein einziger im Kalenderjahr 2025 – das ist die ernüchternde Bilanz eines Spielers, der mal Englands teuerster Transfer war.

Beim überraschenden 0:1 im FA-Cup-Finale gegen Crystal Palace gipfelte seine sportliche Marginalisierung: Guardiola verzichtete selbst in einer prekären Spielsituation auf Grealish, brachte stattdessen den jungen Claudio Echeverri – einen Debütanten. Für viele Experten war das die symbolische Entscheidung über Grealishs Zukunft bei City.

Ex-Stürmer Shearer über Grealish: „Seine Zeit ist vorbei“

TV-Experte und Ex-Stürmer Alan Shearer fand im Podcast The Rest is Football deutliche Worte: „Seine Zeit bei Man City ist vorbei. Er muss gehen.“ Dass Guardiola in einem so wichtigen Spiel lieber auf Spieler ohne Premier-League-Erfahrung setzt, sei laut Shearer ein klares Zeichen: „Pep ist fertig mit ihm.

Micah Richards, ebenfalls ehemaliger City-Profi, zeigte sich eher enttäuscht als wütend: „Es ist traurig. Ich glaube, Jack hat alles versucht – aber irgendwie hat es nie Klick gemacht.“ Richards vermutete, dass Grealish sich zu sehr dem System untergeordnet und seine offensive Risikobereitschaft verloren habe. Auch Gary Lineker stellte in der Diskussion die Frage, ob der Spieler schlicht zu defensiv eingesetzt worden sei – eine Einschätzung, die Richards bestätigte.

Während Guardiola öffentlich betont, dass niemand im Kader glücklich sei, wenn er nicht spiele, bleibt die Unterstützung für Grealish eher kühl. „Er muss mit sich selbst konkurrieren“, sagte der Coach nach dem 4:1 gegen West Ham. Mit Savinho sei ein jüngerer, dynamischerer Flügelspieler derzeit in besserer Form – das müsse Grealish akzeptieren. Ein klares Leistungsprinzip, aber auch ein Hinweis, dass Guardiola keine Geduld mehr aufzubringen scheint.

Kaderumbruch bei Manchester City – ohne Grealish?

Hinzu kommt: Grealishs Output entspricht längst nicht den Erwartungen. In der Liga kommt er in zwei Jahren auf nur vier Tore und zwei Vorlagen. In der englischen Nationalmannschaft ist er zuletzt nicht einmal mehr nominiert worden. Seine Formkrise ist nicht nur ein Club-, sondern auch ein Karriereproblem.

Dass Manchester City am Kaderumbau arbeitet, ist längst bekannt. Fünf junge Spieler wurden allein im Winter für über 200 Millionen Euro verpflichtet. Während im offensiven Mittelfeld mit Morgan Gibbs-White ein potenzieller Nachfolger für Kevin De Bruyne im Fokus steht, suchen die „Sky Blues“ laut Medienberichten aktiv nach neuen Flügelspielern. Namen wie Wesley (Flamengo) und Tino Livramento (Newcastle) kursieren – ein weiteres Indiz dafür, dass Grealish nicht mehr Teil der sportlichen Planung ist.

Der scheidende Sportdirektor Txiki Begiristain und sein Nachfolger Hugo Viana sollen laut Guardiola über die Zukunft des Spielers entscheiden. Doch der Trainer selbst betont: „Er muss Leistung bringen, um wieder Minuten zu bekommen.“ Ein Satz, der zwischen professionellem Anspruch und endgültiger Distanz schwankt.

Ein teures Missverständnis?

Grealishs Vertrag läuft noch bis 2027, mit einem geschätzten Jahresgehalt von über 18,5 Millionen Euro. Für Manchester City stellt sich längst nicht nur die sportliche, sondern auch eine finanzielle Frage. Ein Verkauf im Sommer könnte den Weg für eine Neuausrichtung ebnen – und dem Spieler selbst eine dringend nötige Chance auf einen Neustart bieten.

Denn eins ist klar: Der große Traum, bei einem der besten Klubs der Welt eine zentrale Rolle zu spielen, ist für Jack Grealish vorerst geplatzt. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass im Haifischbecken Spitzenfußball selbst ein Jahrhundert-Transfer rasch zur Randfigur werden kann.