Zwischen Büchern über nordische Götter und Helden schwelgte Erling Haaland in Erinnerungen, als er seine Drohung an alle verzweifelten Verteidiger dieser Welt verfasste. Es habe natürlich Aufs und Abs gegeben, wie in jeder Beziehung, und manchmal, schrieb der Norweger bei gedimmtem Licht im stillen Kämmerlein, wollten sie ihn einfach nicht dabei haben. Aber, so bat er zum Abschluss seines Briefes um Nachsicht, "wir brauchen uns gegenseitig. Sorry, ich bin hier, um zu bleiben."
Historisch hohes Gehalt
Hier, das ist Manchester City, der englische Serienmeister, bei dem Haaland unersättlich Rekorde jagt - und am Freitag einen der lukrativsten Verträge der Fußballgeschichte unterschrieb. Dieser hat Zahlen in schwindelerregender Höhe und läuft bis 2034. Haaland bindet sich für den Großteil seiner Karriere an City und kassiert dafür mächtig ab: Der Megadeal ist laut Medienberichten über zehn Jahre umgerechnet rund 310 Millionen Euro schwer und garantiert ihm ein Grundgehalt von knapp 600.000 Euro pro Woche.
Mit großem Getöse machte der in dieser Saison strauchelnde Verein von Teammanager Pep Guardiola die spektakuläre Verlängerung offiziell - unter anderem mit einem aufwendig produzierten Clip, in dem sich Haaland schriftlich mit einem Augenzwinkern an seine Gegenspieler wendet ("Dear defenders"). Die Botschaft: Der Topstürmer, der auch immer mal wieder aneckt, werde City in dieser Dekade prägen und sich zum Gesicht des Scheich-Klubs entwickeln. Dafür wurden laut The Athletic alle Ausstiegsklauseln aus dem bisher bis 2027 laufenden Vertrag gestrichen.
"Manchester City ist ein besonderer Verein mit fantastischen Menschen und großartigen Fans, und es ist die Art von Umfeld, die das Beste aus jedem herausholt", sagte Haaland: "Ich möchte mich weiterentwickeln, weiter daran arbeiten, besser zu werden, und mein Bestes geben, um uns zu helfen, in Zukunft mehr Erfolg zu haben." Nun sei er "City, egal was passiert".
Zweieinhalb Jahre ist es her, dass Haaland für 60 Millionen Euro von Borussia Dortmund nach England kam und die hohen Erwartungen deutlich übertraf. Der Torjäger gewann mit City 2023 das Triple aus Meisterschaft, FA Cup und Champions League. In der Vorsaison verteidigte er mit Manchester zudem erfolgreich den Titel in der Premier League. In 126 Spielen für City erzielte Haaland 111 Treffer und sorgte in der kurzen Zeit für zahlreiche Rekorde.
Bis zur Fußball-Rente in himmelblau?
Die Verlängerung sei eine "außergewöhnliche Nachricht" für den Klub, schwärmte Guardiola. Und die Bosse in Manchester sind sich längst sicher: Wenn Haaland "hart arbeitet, und ich weiß, dass er das tun wird", sagte Sportdirektor Txiki Begiristain, "wird er ein unglaubliches Vermächtnis in diesem Fußballverein hinterlassen". Zumal Haalands Vertrauensbeweis in eine Zeit voller Ungewissheiten fällt, in der City inmitten einer sportlichen Krise und einigen Turbulenzen abseits des Rasens steckt.
Haaland erzielte zwar auch in dieser Saison bereits 16 Premier-League-Treffer, dennoch stehen die Skyblues nur auf Rang sechs. Und: Der Klub, der 2008 von einer Investmentgesellschaft aus dem schwerreichen Emirat Abu Dhabi übernommen worden war, muss sich seit dem Vorjahr wegen möglicher Verstöße gegen die Finanzregeln verantworten. Die Citizens bestreiten die Vorwürfe, müssten im Falle eines Schuldspruchs aber womöglich mit drastischen Sanktionen rechnen.
Und Haaland? Zumindest öffentlich scheint ihn der juristische Schlagabtausch kaum zu tangieren. Er sei schließlich "sehr glücklich", sagte der Topstar am Freitag - zwei Monate, nachdem auch Guardiola seinen Vertrag verlängert hatte. Und er freue sich, "noch mehr Zeit in diesem großartigen Klub zu verbringen".
Zum Vertragsende wäre Haaland 34 Jahre alt - und hätte zwölf Saisons in himmelblau absolviert.