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Schmerz, Widerstandskraft und Euphorie: Sunderland ist zurück in der Premier League

Jobe Bellingham feiert den Aufstieg des AFC Sunderland in die Premier League.
Jobe Bellingham feiert den Aufstieg des AFC Sunderland in die Premier League.ČTK / imago sportfotodienst / IMAGO
Acht Jahre voller Höhen und Tiefen, unzähliger Trainerwechsel, bitterer Niederlagen und dem Schmerz des Abstiegs – all das liegt hinter dem AFC Sunderland. Doch am 25. Mai 2025 erlebte der Klub im Wembley-Stadion den wohl erlösendsten Moment seiner jüngeren Geschichte: den Aufstieg in die Premier League.

Trainer Regis Le Bris ist der ruhige und bedachte Architekt dieses Comebacks. Er fasste es nach dem dramatischen 2:1-Sieg im Play-off-Finale gegen Sheffield United in Worte: „Um diese Verbindung, diese Erinnerung für die Fans und für uns zu schaffen, mussten wir schwierige Momente durchleben.“ Die schwierigen Momente – das war nicht nur das zittrige Spiel gegen Sheffield, das durch Tommy Watsons grandiosen Siegtreffer in der 95. Minute entschieden wurde. Es war vor allem die Vergangenheit, die den Verein geprägt hatte.

2017 stieg Sunderland aus der Premier League ab, und es folgten Jahre der sportlichen Misere: der Abstieg in die League One, verheerende Niederlagen wie das 1:5 gegen Rotherham und das 0:6 gegen Bolton, sieben Trainer in ebenso vielen Jahren – das Vertrauen der Fans schwand, die Stimmung war am Boden. Doch Sunderland überstand diese düstere Zeit und begann, sich langsam, aber stetig zu erholen.

Le Bris haucht Sunderland neues Leben ein

Der Wendepunkt kam im Sommer 2024, als Regis Le Bris die sportliche Leitung übernahm. Der Franzose, bekannt für seine akribische Arbeit und seine Fähigkeit, junge Talente zu entwickeln, formte aus einer Mannschaft, die in der Saison zuvor nur den 16. Platz in der Championship belegte, eine eingeschworene Einheit. Seine Philosophie: talentierte Spieler entwickeln, sie zu einem Team verschmelzen und die Verbindung zu den leidenschaftlichen Fans wiederherstellen.

Im Finale gegen Sheffield United, das die reguläre Saison mit satten 14 Punkten Vorsprung auf Sunderland abgeschlossen hatte, bewies die Mannschaft Nervenstärke. Nach einem Rückstand durch Tyrese Campbell und einem aberkannten zweiten Treffer der Blades drehte Sunderland das Spiel. Die entscheidenden Impulse kamen von der Bank: Mayenda und der erst 19-jährige Watson, der in der Nachspielzeit mit einem Heber aus 25 Metern das entscheidende Tor erzielte.

Obwohl Watson den Verein im Sommer für 10 Millionen Pfund in Richtung von Fabian Hürzeler und Brighton & Hove Albion verlassen wird, bleibt sein Name untrennbar mit diesem Aufstieg verbunden. Es war nicht nur sein Tor, sondern auch die Symbolkraft dieses Moments, die für den Verein und seine Fans ein neues Kapitel aufschlugen.

Die Feierlichkeiten nach dem Schlusspfiff glichen einer Befreiung. 40.000 Sunderland-Fans feierten ausgelassen, der jüngere Bellingham-Bruder Jobe schrie euphorisch „F***ing Premier League“ in die Menge, während Le Bris, sonst so zurückhaltend, von seinen Spielern gezwungen wurde, den Pokal in die Höhe zu stemmen.

Mit Fan-Zusammenhalt: AFC will in Premier League bestehen

Mit dem Aufstieg beginnt für Sunderland ein neues Abenteuer. Im August kehrt die Elite des englischen Fußballs nach Wearside zurück. Zwar warten sportlich wie finanziell enorme Herausforderungen auf den Klub, doch die emotionale Wucht dieses Erfolgs und der neu gefundene Zusammenhalt lassen die Hoffnung zu, dass Sunderland gekommen ist, um zu bleiben.

Vielleicht werde ich die Folgen in den nächsten Tagen bedenken“, sagte Le Bris nach dem Spiel. „Aber jetzt wollen wir genießen, feiern und Zeit mit Familie und Freunden verbringen.“ Für Sunderland war dies der Moment, der all die Jahre des Schmerzes vergessen ließ – und den Glauben an die Zukunft zurückbrachte.

Zum Match-Center: Sheffield United vs. AFC Sunderland