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Wirtz in Liverpool: Warum das 140 Millionen-Supertalent zum Schnäppchen werden könnte

Bayer Leverkusens Florian Wirtz wechselt aller Voraussicht nach zum FC Liverpool.
Bayer Leverkusens Florian Wirtz wechselt aller Voraussicht nach zum FC Liverpool.Peter Byrne, PA Images/Alamy/Profimedia
Auf den ersten Blick mag die kolportierte Transfersumme von rund 140 Millionen Euro für Florian Wirtz astronomisch wirken – ein britischer Rekordtransfer, der selbst den Wechsel von Moisés Caicedo übertrifft. Doch wer sich intensiver mit dem Profil des deutschen Nationalspielers beschäftigt, erkennt schnell: Wirtz ist kein teurer Luxus, sondern eine Investition mit echtem Schnäppchenpotenzial.

Mit gerade einmal 22 Jahren gehört Wirtz bereits zu den besten Offensivspielern Europas. Seine Zahlen aus der Bundesliga-Saison 2024/25 sind beeindruckend: 10 Tore, 12 Assists (Ligabestwert), 52 Flanken, 78 Torschüsse, 865 Sprints und über 2.300 intensive Läufe – das sind keine gewöhnlichen Statistiken, sondern Kennzahlen eines Unterschiedsspielers. Hinzu kommen 383 gewonnene Zweikämpfe – für einen eher schmächtigen Offensivspieler (71 kg) ein Ausdruck seiner mentalen und physischen Widerstandskraft.

Liverpool hat unter Arne Slot gerade erst in beeindruckender Manier die Premier League gewonnen. Die Verpflichtung von Wirtz ist damit kein verzweifelter Versuch, verlorenen Glanz wiederzuerlangen, sondern ein mutiger Schritt zur Festigung einer neuen Ära – eine potenzielle Dynastie, ähnlich der großen Reds-Teams der 70er und 80er Jahre.

Wirtz fügt sich in Liverpools System ein

Wirtz passt perfekt in das System des niederländischen Trainers: In einem 4-2-3-1 wird er als zentrale Kreativkraft hinter dem Stürmer agieren, ähnlich wie bei Bayer Leverkusen in der offensiven Dreierreihe des 3-4-2-1 unter Xabi Alonso. Seine Vielseitigkeit – er kann auf nahezu allen offensiven Positionen eingesetzt werden – gibt Liverpool zusätzliche taktische Flexibilität.

Florian Wirtz trifft für Leverkusen gegen Mainz im Kasten
Florian Wirtz trifft für Leverkusen gegen Mainz im KastenOpta by Stats Perform

Liverpool sendet mit diesem Transfer eine klare Botschaft an die Konkurrenz: Der Verein ist bereit, für Qualität zu zahlen – aber nur, wenn sie auch sportlich absolut überzeugt. Wirtz ist ein solcher Spieler. Sein Spielwitz, seine Übersicht und die Fähigkeit, unter Druck richtige Entscheidungen zu treffen, machen ihn zu einem modernen Spielmacher – der seltenen Sorte, die Spiele alleine entscheiden kann.

Gleichzeitig zeigt sich, dass der Wechsel strategisch gut getimt ist. Während Harvey Elliott kaum noch Spielzeit erhält und Dominik Szoboszlai unter seinen Möglichkeiten bleibt, kommt mit Wirtz ein Spieler, der auf Anhieb das Niveau hebt – und nicht einfach einen Kaderplatz blockiert. Wer 140 Millionen zahlt, will keine Ergänzung – sondern einen Leistungsträger.

Perspektive und Entwicklungspotenzial

Trotz seiner Erfolge steht Wirtz noch am Anfang seiner Karriere. Das macht diesen Deal wirtschaftlich besonders interessant: Sollte sich der Offensivmann erwartungsgemäß weiterentwickeln, steigt sein Marktwert in den kommenden Jahren weiter. In Zeiten, in denen Topclubs regelmäßig dreistellige Millionensummen für fertige Spieler jenseits der 25 zahlen, wirkt ein 22-jähriger Superstar mit langfristigem Vertrag wie ein unterbewertetes Asset – selbst bei dieser Ablöse.

Florian Wirtz Ballbesitz im Angriff 2024/25
Florian Wirtz Ballbesitz im Angriff 2024/25Opta by Stats Perform

Nicht zuletzt beweist Liverpool mit dem Wirtz-Transfer auch strategische Weitsicht: Man kauft nicht nur einen Spieler, sondern ein Aushängeschild für den neuen Zyklus unter Arne Slot. Ein Fußballer, der Fans begeistert, Sponsoren anzieht und die sportliche Identität des Vereins prägt.

In einer Premier League, in der immer häufiger große Summen für mittelmäßige Leistungen fließen, könnte Florian Wirtz – so paradox es klingt – einer der klügsten und kosteneffizientesten Transfers der jüngeren Vergangenheit sein.

Jason Pettigrove
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