Eigentlich hatte sich Estudiantes pflichtgemäß zum Ehrenspalier aufgestellt, um den überraschend vom Verband ernannten Meister zu würdigen. Doch als die Spieler von Rosario Central den Spalierkorridor durchschritten, drehten die Profis von Estudiantes ihnen sichtbar den Rücken zu. Ein Affront, der in Argentinien rasch unter dem Schlagwort „pasillo-gate“ bekannt wurde.
Der Protest richtete sich gegen die Entscheidung der AFA, Rosario Central den Meistertitel zu verleihen, weil der Klub die meisten Punkte in der Gesamttabelle aus Apertura und Clausura gesammelt hatte. Diese Regelung war im ursprünglichen Reglement nicht vorgesehen und hatte landesweit Kritik ausgelöst.
Sanktionen gegen Spieler, Klubpräsident und Kapitän
Das Disziplinargericht reagierte entschieden. Laut Urteil wurden alle Spieler, die am Ehrenspalier teilgenommen und das beanstandete Verhalten gezeigt hatten, mit einer Sperre von zwei Spielen belegt. Diese tritt jedoch erst im nächsten offiziellen nationalen Wettbewerb in Kraft und betrifft daher das anstehende Viertelfinale gegen Central Córdoba nicht.
Besonders hart traf es Vereinspräsident Juan Sebastián Verón. Der 50-jährige frühere argentinische Nationalspieler, der als einer der schärfsten Kritiker der AFA-Führung gilt, wurde für sechs Monate für jegliche fußballbezogene Tätigkeit gesperrt.
Auch Mannschaftskapitän Santiago Núñez wurde sanktioniert: Er darf sein Amt für drei Monate nicht ausüben. Zudem muss der Klub eine Geldstrafe in Höhe von 4.000 Eintrittskarten zahlen – der Wert pro Ticket liegt bei rund 20 US-Dollar.
Reaktion von Estudiantes
Estudiantes de La Plata veröffentlichte kurz nach Bekanntgabe der Strafen Stellungnahmen in den sozialen Netzwerken. Der Verein verteidigte seine Haltung, kündigte an, „zum Schutz des Vereins und seiner Mitglieder“ weitere Schritte zu prüfen, und betonte die „volle Rückendeckung“ für Verón, Kapitän Núñez sowie die gesamte Mannschaft.
Trotz der Kontroverse rund um die spontane Titelvergabe an Rosario Central stellten sich anschließend zahlreiche Vereine, insbesondere aus der zweiten und dritten Liga, öffentlich hinter AFA-Präsident Claudio „Chiqui“ Tapia, der dort großen Einfluss genießt.
