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U21-EM kehrt zurück in die Slowakei – Rückblick auf ein verrücktes Turnier 2000

Italiens Gennaro Gattuso und Italiens Andrea Pirlo bedrängen Englands David Dunn.
Italiens Gennaro Gattuso und Italiens Andrea Pirlo bedrängen Englands David Dunn.ČTK / AP / Felice Calabro
Wenn heute in der Slowakei die U21-Europameisterschaft 2025 angepfiffen wird, schließt sich ein Kreis: Genau 25 Jahre ist es her, dass das Land zuletzt Gastgeber des Turniers war – und die Erinnerungen an das Jahr 2000 sind für viele Fußballfans bis heute lebendig. Damals erlebte das Turnier einen Meilenstein in seiner Entwicklung und stellte eine ganze Generation zukünftiger Stars ins Rampenlicht.

Im Mai und Juni 2000 wurde die U21-EM erstmals in der Slowakei ausgetragen – und die Veranstalter waren überrascht von dem immensen Interesse. Ein ehemaliger UEFA-Medienbeauftragter, der eng mit den lokalen Organisatoren zusammenarbeitete, erinnert sich: „Bis zu diesem Turnier hatte die UEFA die U21 eher als Jugendwettbewerb gesehen. Doch in der Slowakei wurde sie zu einer Art Mini-EURO.“

Das Turnier war ein Vorgeschmack auf die einen Monat später stattfindende EURO 2000 – und zog Medien, Sponsoren, Scouts und vor allem Zuschauer in großer Zahl an. Öffentliche Trainingseinheiten der großen Teams wie England, Italien oder Spanien wurden zu Publikumsmagneten, bei acht Spielen kamen jeweils fast 10.000 Zuschauer.

Die lokalen Organisatoren reagierten schnell, vergrößerten Pressebereiche und verstärkten die Sicherheitsvorkehrungen. Trotzdem stieß das Turnier an seine logistischen Grenzen – ein klares Signal für die UEFA, dass die U21-EM mehr war als nur ein Nachwuchsevent.

U21-EM als Bühne für spätere Weltstars

Rückblickend liest sich das Teilnehmerfeld wie ein Who’s who des europäischen Fußballs. Bei Spanien standen Carles Puyol und Xavi Hernández auf dem Platz, die später das Herzstück der goldenen Generation bildeten. Für England überzeugten Jamie Carragher, Ledley King und ein junger Frank Lampard, der im Mittelfeld glänzte.

Carles Puyol kämpft mit Marek Heinz um den Ball
Carles Puyol kämpft mit Marek Heinz um den BallČTK / Kubáni Samuel

Auch bei den Niederlanden war Talent en masse vertreten. Mark van Bommel sorgte für eines der schönsten Tore des Turniers, als er den kroatischen Torwart Stipe Pletikosa mit einem Schuss aus der eigenen Hälfte überlistete. In derselben Mannschaft stand ein gewisser Dirk Kuyt, der später in Liverpool Kultstatus erreichte – gemeinsam mit dem Tschechen Milan Baroš, der in der Slowakei ebenfalls glänzte.

Der Star des Turniers: Andrea Pirlo

Doch der unumstrittene Hauptdarsteller des Turniers war Italiens Spielmacher Andrea Pirlo. Der „Fantasista“ war mit zwei Toren im Finale gegen die Tschechische Republik der entscheidende Mann beim 2:1-Sieg der Azzurrini. Schon im Halbfinale hatte er seine Klasse aufblitzen lassen, doch im Endspiel wurde er zur Legende.

Nach einem verwandelten Elfmeter kurz vor der Pause und einem traumhaften Freistoßtreffer aus 25 Metern in der 81. Minute war klar: Dies war das Turnier des Andrea Pirlo. Gemeinsam mit Spielern wie Gennaro Gattuso, Christian Abbiati und Cristiano Zanetti sicherte sich Italien den vierten Titel innerhalb von nur fünf Jahren.

Die U21-EM 2000 war der Wendepunkt für das Turnierformat. Erstmals mit Gruppenphase gespielt, professionell organisiert und international beachtet, legte sie den Grundstein für die wachsende Bedeutung der Endrunde. Die Lehren aus jenem Turnier beeinflussten die Folgeausgaben maßgeblich – und prägen sie bis heute.

Wenn nun vom 11. bis 28. Juni 2025 erneut der Ball in der Slowakei rollt, dürfen wir uns auf jede Menge Stars von morgen freuen.