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Analyse: Warum Portugal auf Cristiano Ronaldo in der Startelf verzichten sollte

Cristiano Ronaldo beim Gewinn der UEFA Nations League 2019
Cristiano Ronaldo beim Gewinn der UEFA Nations League 2019ČTK / DPA / firo Sportphoto/PSI
In den kommenden Tagen findet das Viertelfinale der UEFA Nations League statt. Acht Nationen wollen sich die Trophäe sichern – so auch Portugal, Titelträger aus dem Jahr 2019. Damals nahm Cristiano Ronaldo als Kapitän Schlüsselspieler bei den Iberern. Doch hat der 40-jährige Superstar seinen Zenit bereits überschritten? Statistikexperte Jason Pettigrove gibt Antwort.

Portugal trifft im Viertelfinale der UEFA Nations League auf Dänemark. Am Donnerstag (20:45 Uhr) findet das Hinspiel in Kopenhagen statt, drei Tage später kommt es in Lissabon zum erneuten Aufeinandertreffen.

Tausende Augenpaare sind dann auf Cristiano Ronaldo. Auch als 40-Jähriger ist der GOAT-Anwärter noch Kapitän und Aushängeschild der portugiesischen Fußball-Nationalmannschaft. 135 Tore hat der Angreifer in 216 Länderspielen für sein Heimatland erzielt – Rekorde für die Ewigkeit.

Ein Platz in den Geschichtsbüchern ist CR7 längst sicher. Doch es stellt sich die Frage, ob Ronaldo immer noch dieselbe Strahlkraft besitzt wie zu seinen Glanztagen – oder ob es allmählich Zeit wird, den Superstar auf die Ersatzbank zu verfrachten. Diese Frage wollen mir mithilfe detaillierter Statistiken beantworten.

Torjäger und Chancentod

In der laufenden Nations League ist Cristiano Ronaldo bester portugiesischer Torschütze. Er hat fünf der insgesamt zwölf Treffer erzielt – nur einmal scorte der Routinier vom Elfmeterpunkt. Außerdem traf er mit seinen Abschlüssen dreimal Aluminium.    

Wirft man einen genauen Blick auf Ronaldos Zahlen, wird jedoch klar: Dieselbe Effizienz wie in seinen besten Tagen legt der Portugiese nicht mehr an den Tag. Nur 38,9 Prozent seiner Schüsse fanden den Weg zum gegnerischen Tor. Das ist innerhalb seiner Mannschaft der zweitschlechteste Wert.

Zum Vergleich: Bernardo Silva kommt in dieser Statistik auf eine fehlerfreie Quote von 100 %, Joao Felix landet bei 83,3 Prozent. Hinzu kommt, dass Ronaldo bereits fünf Großchancen vergeben hat – mehr als jeder andere Portugiese. 

Passable Pass-Statistik

Besser sieht es für den Altstar mit Blick auf die Dribbling-Statistik aus. Hier kommt er auf eine Erfolgsquote von 60 Prozent – was einen Bestwert bedeutet, zusammen mit Teamkollege Bruno Fernandes

Letztgenannter war allerdings der aktivere Spieler, kam in der UEFA Nations League bislang auf 380 Ballberührungen, CR7 hat sich nur halb so oft ins Spiel eingebracht (182 Aktionen).  

Cristiano Ronaldos Radardiagramm für Portugal während des Turniers der UEFA Nations League 2024/25
Cristiano Ronaldos Radardiagramm für Portugal während des Turniers der UEFA Nations League 2024/25Opta by StatsPerform

Auch Ronaldos Passquote kann sich für einen Offensivspieler sehen lassen – 85,8 Prozent seiner 127 Pässe kamen beim Mitspieler an.

Besonders aktiv ist er aber nicht ins portugiesische Kombinationsspiel eingebunden. So spielten Ruben Dias (314), Vitinha (352) und Nuno Mendes (404) bei ungefährlich gleich viel Spielzeit deutlich mehr Pässe. 

Kein Kopfballungeheuer

Überraschend schlecht steht Ronaldo bei den Luftzweikämpfen da. Obwohl er wegen seiner enormen Sprungkraft weltweit gefürchtet wird, hat er nur zwei von zehn Kopfballduellen gewonnen.

Ebenfalls kein Ruhmesblatt: Wie auch sein Teamkollege Rafael Leao wurde der Saudi-Legionär viermal im Abseits erwischt. Daran gilt es in den Partien gegen Dänemark zu arbeiten.

Es wird Zeit

Keine Frage: Cristiano Ronaldo besitzt eine ungeheure Präsenz, die ihn für die portugiesische Nationalmannschaft unverzichtbar macht. Seine Professionalität und sein unbändiger Ehrgeiz zeigen dem Team, dass mit der richtigen Einstellung und echter Hingabe alles möglich ist.

Doch sein Einfluss auf dem Spielfeld ist am Schwinden. Auch CR7 kann dem Alter nicht ewig trotzen. Der 40-Jährige zeigt immer noch regelmäßig gute Leistungen – doch die Zeiten, als er dem Spiel seinen Stempel aufdrückte, sind vorbei. Ronaldo spielt solide, ohne zu glänzen.

Klar, die Nations League wird der Iberer definitiv fertig spielen. Spätestens bei einer möglichen Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2026 sollte sein Stammplatz aber an jüngere Spieler abgegeben werden. 

Damit sich einer der ganz Großen in aller Würde verabschieden kann. 

Ein Artikel von Jason Pettigrove
Ein Artikel von Jason PettigroveFlashscore