Kein Florian Wirtz, kein Kai Havertz, kein Niclas Füllkrug - beim Wiedersehen am Montag 113 Tage nach dem Jahresabschluss in Budapest fehlten Nagelsmann prominente Offensivkräfte. "Natürlich tut das weh", sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler, fügte aber kämpferisch hinzu: "Das müssen und werden wir auffangen."
Zum Match-Center: Italien vs. Deutschland
Viel Zeit für taktische Tüfteleien bleibt aber nicht. Nagelsmann hat gerade einmal zwei Trainingseinheiten auf dem Gelände von Borussia Dortmund in Brackel angesetzt, bevor es zum Viertelfinal-Hinspiel der Nationenliga in Mailand am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD) geht. Dort soll im neuen Jubiläumstrikot anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel drei Tage später in Dortmund (20.45 Uhr/RTL) geschaffen werden.
Doch wer darf das neue Dress, das Design beruht auf dem Retro-Trikot vom WM-Triumph 1974, überstreifen? "Wir haben versucht, die Qualität, die wegbricht, durch Qualität zu ersetzen", sagte Nagelsmann und versicherte mit Blick auf seinen Kader: "Die Spieler brennen total darauf."
Torwartfrage geklärt?
Im Tor geht die Tendenz in Abwesenheit des verletzten Marc-André ter Stegen in Richtung Oliver Baumann. Der Hoffenheimer dürfte damit den Vorzug gegenüber Alexander Nübel vom VfB Stuttgart erhalten.
Doch Nagelsmann, der mit seinen Spielern in den vergangenen Monaten nur per Telefon und Videoschalten in Kontakt stand, muss viele weitere Fragen beantworten. Wie plant er mit Überraschungs-Rückkehrer Leon Goretzka? Gibt Yann Bisseck ausgerechnet in seiner sportlichen Heimat Mailand sein DFB-Debüt? Und wer trägt neben Jamal Musiala die Offensive?
Am Montag hatte Nagelsmann viel Zeit für Gespräche und Beratungen. Die Profis hatten nach der Ankunft nur einige Fan- und Marketing-Aktionen zu erledigen. Die Leverkusener und Stuttgarter mussten nach ihrem intensiven Duell am späten Sonntagabend erst einmal regenerieren.
"EM-Gefühl" wiederbeleben
Doch spätestens mit dem Training am Dienstagvormittag richtet sich der volle Fokus auf den Klassiker gegen Italien. Nagelsmann will für das Duell der viermaligen Weltmeister das elektrisierende "EM-Gefühl" beschwören: "Wenn wir das schaffen, sind wir auf dem perfekten Weg, alle unsere großen Ziele zu erreichen."
Das erste ist das Erreichen des Final-Four-Turniers in der Nations League, das bei einer Qualifikation im Juni in München und Stuttgart stattfinden würde. "Dafür müssen wir die Italiener ausschalten", sagte Völler über den "harten Brocken". Doch obwohl es "schwierig" werde, habe er daran "keinen Zweifel".
Der Bundestrainer hat derweil längst die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada im Blick. Argentinien als Weltmeister und Spanien als Europameister dienen als Vorbild. Beide Nationen haben schon vor ihren Titelgewinnen eine lange Erfolgsserie gestartet und dadurch reichlich Selbstvertrauen getankt.
"Es geht auch um die Entwicklung und das Selbstverständnis", sagte Nagelsmann, dem bei der Erfüllung der Autogrammwünsche der Stift zu Boden fiel. Es soll das einzige Missgeschick in diesen Tagen bleiben.