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Bayern-Neuzugang Barbara Dunst im Exklusiv-Interview: "Natio hat sich mehr Fans verdient"

Barbara Dunst im Interview: Zwischen Verletzungspause und Vorfreude auf München
Barbara Dunst im Interview: Zwischen Verletzungspause und Vorfreude auf MünchenČTK / imago sportfotodienst / Hendrik Hamelau
Im exklusiven Interview mit Flashscore spricht Barbara Dunst über ihren Wechsel zum FC Bayern, ihre Verletzung, das österreichische Frauen-Nationalteam und den Nachholbedarf in der Berichterstattung über den rot-weiß-roten Frauenfußball.

Barbara Dunst hat sich bei Eintracht Frankfurt in der deutschen Frauen-Bundesliga einen Namen gemacht. Nun steht sie unmittelbar vor ihrem Wechsel zu Bayern München und damit raus aus ihrer Komfortzone. Im österreichischen Frauen-Nationalteam zählt sie ebenfalls seit Jahren zu den absoluten Stützen. Aktuell wird sie noch von den Folgen ihrer Verletzung ausgebremst, doch in der Reha gibt sie alles, um möglichst bald wieder fit zu sein. 

 

Beginnen wir im Hier und Jetzt: Wo erreiche ich dich gerade? Wie geht es dir? 

Ja, danke, mir geht es eigentlich sehr gut. Ich bin seit ein paar Wochen schon in München und mache da jetzt die Reha – jetzt noch extern, aber ich bin schon ein bisschen früher nach München gezogen, damit ich mich schon ein wenig eingewöhnen kann. Am 1. Juli geht es beim FC Bayern richtig los.

 

Apropos: Glückwunsch zum Wechsel zu den Bayern! Wie kam dieser Transfer generell zustande? Wann ist die Entscheidung gefallen?

Die ersten Gespräche gab es schon letztes Jahr im Sommer. Dann war kurz die Frage, ob ich den Schritt gleich mache oder nicht. Ich habe mich dann aber noch einmal bewusst dazu entschieden, noch ein Jahr bei Eintracht Frankfurt zu bleiben. Dort haben wir auch noch um die Champions League gespielt und ich habe gesagt, ich möchte den Weg mit der Eintracht noch weitergehen. Da habe ich sehr viel in mich hineingehört. 

Auch die Euro war da noch ein großes Thema bei mir. Ich habe da so gewisse Ziele gehabt und dann habe ich mich im Dezember leider verletzt. Da macht man sich natürlich Gedanken, wie es weitergeht, welche Ziele man hat. Doch auch unabhängig davon habe ich schon gewusst, dass ich 2025 etwas Neues starten und vielleicht auch nochmal einen größeren Schritt riskieren möchte. 

Ich muss aber auch sagen, dass ich sechs wundervolle Jahre bei der Eintracht gehabt habe. Dort bin ich auch groß geworden, vor allem in der deutschen Liga und habe mir da meinen Namen erarbeitet. Dafür war die Eintracht ein riesengroßer Faktor. 

Schließlich habe ich mich dazu entschieden, 2025 den nächsten Schritt zu machen und meine Komfortzone zu verlassen. Da hat dann das Angebot von Bayern München gut gepasst. England war auch sehr interessant für mich, aber ich habe mich dann explizit dazu entschieden, nach München zu wechseln.

 

 

Der Wechsel ist ja speziell, da du gerade eigentlich verletzt bist. Wie ist der FC Bayern damit umgegangen?

Natürlich gab es durch die Verletzung offene Fragen. Immerhin ist es eine Verletzung, die nicht so ohne ist, die auch sehr viel Zeit braucht und bei jedem unterschiedlich verläuft. Die eine braucht ein bisschen kürzer, die andere ein bisschen länger. Bei mir war der Meniskus auch betroffen. Und grundsätzlich habe ich mir dann schon kurz die Frage gestellt, ob das jetzt Sinn macht. Wir haben das dann auch besprochen, aber es war nie ein Thema, dass das jetzt nicht funktioniert. Da hat es auch von der Seite der Bayern nie ein großes Hinterfragen gegeben. Das Risiko hat man einfach, wenn man Spielerinnen verpflichtet oder schon im Kader hat.

Dass es da keine großen Zweifel gab, war natürlich ein schönes Zeichen. Generell war die Kommunikation sehr, sehr positiv. Ich selbst habe mir da kurzzeitig schon eher ein paar mehr Fragen gestellt, aber auch das war schnell kein Thema mehr.

 

Um die Leute noch mal ganz ins Boot zu holen: Wie ist es zur Verletzung gekommen? 

Die Verletzung ist beim Länderspiel gegen Polen passiert. In einem der wichtigsten Spiele überhaupt für uns, weil wir uns dann ja nicht für die Europameisterschaft qualifiziert haben. Wie es genau zur Verletzung gekommen ist, ist schwierig zu sagen. Ich habe schon viele Spiele gehabt und nie ist etwas passiert. 

Mittlerweile gibt es auch immer mehr Studien, die untersuchen, warum im Frauenfußball Kreuzbandverletzungen mittlerweile so häufig vorkommen. Ich habe auch in meinem Umfeld leider schon viele Freundinnen und Spielerinnen, die diese Art von Verletzungen erleben mussten. 

Ein weiteres großes Thema ist es, wenn Frauen die Periode haben. In gewissen Phasen können sie da anfälliger sein, wenn ein Muskel dadurch nicht die gewisse Spannung hat, die er haben sollte. Auch dazu gibt es mittlerweile Studien. Das ist für mich ein sehr, sehr interessantes und auch ganz wichtiges Thema.

Und natürlich ist auch die immer höhere Belastung bestimmt ein Thema - immer mehr Spiele, intensivere Spiele und auch mehr Turniere. 

 

Bevor wir auf die letzte Zeit, auf die Zukunft in München und deine Rolle im Frauen Nationalteam eingehen, gehen wir einmal ganz zurück: Was ist deine erste Erinnerung an Fußball? 

Wir haben zu Hause einen Fußballplatz und so war ich auch relativ früh mit Fußball konfrontiert. Da habe ich eigentlich immer mit Nachbarn und Freunden gespielt. So bin ich auch zu den Jungs in die Mannschaft gekommen und dann hat es sich nach und nach immer mehr ergeben. Generell begleitet mich das so schon meine ganze Karriere, dass ich mit dem Fußball unglaublich viele Freundschaften verbinde.

Meine eigenen Erinnerungen kann ich mittlerweile eher nicht mehr so beobachten, auch wenn ich zu Hause bin. Das ist schon weniger geworden, dass sich die Nachbarskinder so zum Fußballspielen treffen. 

 

Barbara Dunst
Barbara DunstČTK / imago sportfotodienst / Piotr Matusewicz

 

Ab wann wurde klar, dass aus der ersten, kindlichen Leidenschaft eine richtige Karriere werden kann? 

Ich war ja zuerst in Anger bei den Jungs – ich glaube bis zur U14 oder U15. Dann hatte ich zwischendrin einen Schulwechsel. Ich bin dann ins LAZ Weiz gewechselt. Das war einer der prägendsten Schritte. Dort merkt man dann mit 13, 14, 15 schon ein bisschen, in welche Richtung es gehen kann. Da wird das Level auch merklich höher, wenn dort die besten Jungs und Mädels zusammenkommen. 

Dann kommt man in die steirische Auswahl rein und dann redet man auch schon von einer ersten Nationalteam-Einberufung. Und schließlich kam ich in die St. Pöltner Schule und ins dortige Internat. 

 

Welche Vorbilder hattest oder hast du aus der Welt des Fußballs? 

Bei mir war das ein Klassiker: Ich habe es immer geliebt, Barcelona und vor allem Lionel Messi zuzuschauen. Auch jetzt im Nachhinein finde ich es einfach beeindruckend, wenn man über so lange Zeit auf so einem hohen Level spielt. Das waren einfach diese Sportler, die jahrelang den Fußball geprägt haben, immer fit waren und eigentlich fast nie Spiele verpasst haben. Das ist schon krass. 

 

Wie hat dein Weg dann im Erwachsenen-Frauenfußball ausgesehen? 

So richtig losgegangen ist das dann im Internat in St. Pölten, also in der Akademie. Dort ist es schon entsprechend strukturiert: Schule, Vormittagstraining, Schule, Nachmittagstraining, dann Studienzeit und erst dann vielleicht noch ein bisschen mit den Mädels unterwegs sein.  

Dort wurde es dann auch schon abgestimmt, wenn wir bei der Nationalmannschaft waren, dass wir da schulisch nicht den Anschluss verlieren. Das war insgesamt schon super organisiert. Da hat man schon deutlich gespürt, dass man im Profi-Wesen angelangt ist. Gleichzeitig war es eine super prägende Zeit, wobei man auch gewusst hat, dass es sich erst entscheidet, ob man den Sprung schafft oder vielleicht auch nicht. Wobei man natürlich auch ohne Internat den Sprung schaffen kann.  

 

 

Jetzt aber wirklich zum Wechsel zu den Bayern: Was erwartet dich dort? Wie sehen deine Ziele dort aus? 

Für mich ist es jetzt einmal das Allerwichtigste, dass ich nachhaltig fit werde, damit das auch über Monate und Jahre gut hält. Bei solchen Verletzungen weiß man eben nie, wie es sich entwickelt. Da muss man einmal von Woche zu Woche schauen, von Monat zu Monat. Grundsätzlich ist es natürlich dann schon so, dass ich in München Fuß fassen möchte und meine Persönlichkeit, meine Stärken einbringen möchte und dann auf meine Art und Weise natürlich dem Verein weiterhelfen und natürlich erfolgreich sein möchte.

 

Zum Abschluss noch der Blick zum Nationalteam: Was erwartest du vom Spiel gegen Deutschland in der Nations League? 

Ich hoffe zunächst, dass wir viele Zuschauer ins Stadion bekommen. Das wäre total wichtig gegen einen wirklich starken Gegner. In Deutschland sprechen wir selbst bei Aufsteigern wie bei den Frauen vom HSV oder Union Berlin von 20.000 Fans im Stadion, davon sind wir in Österreich noch weit entfernt. Da wünsche ich mir wirklich einfach, dass auch wir unsere Zuschauerzahlen noch stark nach oben schrauben - die Natio hat sich mehr Fans verdient.

Wir haben Manuela Zinsberger, die gerade frisch die Champions League gewonnen hat. Wir haben auch Sarah Zadrazil, die die Meisterschaft und den Pokal gewonnen hat. Wir haben wirklich Spielerinnen auf Top-Level. Wir brauchen natürlich auch die Unterstützung. Das wird ein richtig cooles Spiel, das ich mir auch live im Stadion anschauen werde. Und wir können auch gegen Deutschland punkten. 

 

Du hast gerade auch Manuela Zinsberger und ihren Champions League-Titel mit Arsenal angesprochen. Das bringt uns direkt zum nächsten Thema. Viktoria Schnaderbeck hat in den sozialen Medien, die aus ihrer Sicht zu schwache Berichterstattung in Österreich rund um diesen Titel kritisiert. Wie stehst du zu diesem Thema? Und vielleicht auch im Vergleich durch deinen Einblick in die Medienlandschaft in Deutschland.  

Man kann es nicht vergleichen. Es sind tatsächlich zwei verschiedene Welten. Ich bekomme das auch durch die deutschen Mädels mit, mit denen ich mich sehr gut verstehe. Da tauschen wir uns auch aus und da bekomme ich schon mit, wie sie teilweise schon sehr gut in den Vordergrund gepusht werden. 

Das Posting von Viktoria habe ich auch gelesen und mir auch Gedanken dazu gemacht. Ich habe nicht allzu viel davon mitbekommen, wie über den Titel von Manuela medial berichtet wurde. Aber ich denke, dass man da immer mehr machen kann und auch sollte. Wenn Viktoria sich da so äußert, hat das bestimmt einen guten Grund. Sie ist eine große Persönlichkeit in Österreich, die über die Jahre immer wieder versucht, die Sache voranzutreiben. 

Was Manuela hier als Sportlerin mit Arsenal erreicht hat, ist etwas, das nur sehr wenige erreichen. Da steckt sehr viel dahinter. Ich glaube, dass man auch rund um das Nationalteam noch mehr berichten und kommunizieren sollte. Aber natürlich gehört da auch Erfolg dazu. Aus einem Erfolg wie den Gewinn der Champions League muss man einfach mehr machen, das hat Viktoria gut auf den Punkt gebracht. 

In der Nationalmannschaft war das zuletzt durch die verpasste EM-Qualifikation schwieriger, das verstehe ich natürlich. Aber es kommt auch eine WM, es kommt auch eine Generation, die in den nächsten Jahren voll angreifen wird. Es werden auch weiterhin Spielerinnen zu namhaften Vereinen wechseln. 

 

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute bei den Bayern!