Kapitänin Giulia Gwinn und Kolleginnen huschten mit einem Lächeln im Gesicht rasch rein ins Warme - doch kurz darauf ging es schon wieder raus in die triste Novemberkälte: Christian Wück begrüßte seine eingetrudelten Finalistinnen am Montagmittag kurz im Nobelhotel vor den Toren Frankfurts, dann stand bereits das erste Training auf dem DFB-Campus an. Die deutschen Fußballerinnen und der Bundestrainer haben vor den Endspielen in der Nations League keine Zeit zu verlieren, schließlich soll der erste Titel seit neun Jahren gewonnen werden.
Match-Center: Deutschland vs. Spanien
"Solche Finalspiele sind einfach Highlights für jede Fußballspielerin, für jeden Fußballspieler, für jeden Trainer. Und dafür arbeiten wir", sagte Wück mit Blick auf das doppelte Duell gegen Weltmeister Spanien am Freitag auf dem fast schon ausverkauften Betzenberg in Kaiserslautern (20.30 Uhr/ZDF) sowie am Dienstag kommender Woche in Madrid (18.30 Uhr/ARD): "Und wir freuen uns alle unheimlich auf diese beiden Spiele."
Dass sich die Wück-Schützlinge bei den Spanierinnen um die Topstars Aitana Bonmati und Alexia Putellas für das verlorene EM-Halbfinale im vergangenen Sommer (0:1 nach Verlängerung) revanchieren können, kommt dem Coach gerade recht. "Wir freuen uns auch unheimlich, dass es gegen Spanien geht, weil wir wissen, dass wir da nicht nur gefordert werden, sondern dass es da wirklich um eine absolute Top-Leistung geht, um überhaupt bestehen zu können", äußerte Wück: "Aber ich glaube schon, dass wir die Möglichkeiten haben, auch die Spiele zu uns rüberzuziehen."
Sollte dieses Vorhaben gelingen, würde der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister erstmals seit dem Olympiasieg 2016 in Rio wieder einen Triumph feiern. Mit Triumphen kennt sich Ann-Katrin Berger bestens aus. Die Torhüterin hat am Sonntag mit Gotham FC den Titel in der US-amerikanischen National Women's Soccer League (NWSL) geholt - und darf deshalb einen Tag später zur Nationalmannschaft stoßen.
WM 2027 mit Berger - Wück bleibt offen
Trotz ihrer Verspätung baut Wück voll auf die 35-Jährige, die in den Halbfinals gegen Frankreich wegen einer Knieverletzung gefehlt hatte. "Ich glaube, es ist unheimlich wichtig, dass sie wieder auf dem Platz steht, dass sie wieder zu 100 Prozent fit ist, dass sie wieder ihre Leistungen im Verein gezeigt hat", sagte der Ex-Profi: "Und wir hoffen natürlich, dass sie das bei uns auch wieder auf dem Platz zeigen kann. Ich glaube, es ist wichtig. Von ihrer Erfahrung her wird die Mannschaft profitieren."
Allerdings wird es auch darum gehen, wie lange die deutsche Auswahl noch von Berger profitieren kann. Wück will rund um die Finals mit ihr besprechen, ob sie auch zukünftig das Tor des Nationalteams hüten will und soll. "Ich möchte ihre Meinung hören, ob sie es sich zutraut, Mitte 2027 eine Weltmeisterschaft zu spielen", erläuterte der Bundestrainer: "Und wir wollen ihr mitteilen, wie wir planen. Es ist wirklich sehr, sehr offen. Ich hoffe, dass wir nach den beiden Spielen mehr wissen."
Verzichten muss Wück gegen Spanien auf Lea Schüller. Die Angreiferin des Double-Gewinners Bayern München, die ihren Stammplatz im Nationalteam zuletzt an Nicole Anyomi verloren hatte, fehlt aus "familiären Gründen". Nun soll sich Schüllers nachnominierte Vereinskollegin Linda Dallmann wie alle anderen auch das Final-Credo des Bundestrainers zu Herzen nehmen: "Es werden elf gute Individualisten gegen ein Team verlieren. Und dieses Team wollen wir dann auf dem Platz sein."
