Nächste Spanien-Pleite: "Werden wachsen" – Deutschlands weiter Weg zur Titelreife

Die DFB-Frauen durften sich in Madrid keine Siegermedaille abholen.
Die DFB-Frauen durften sich in Madrid keine Siegermedaille abholen.THOMAS COEX / AFP

Ohne die ersehnte Trophäe im Gepäck stiegen Giulia Gwinn, Ann-Katrin Berger und ihre Kolleginnen in den Flieger, aus dem sonnig-kalten Madrid nahmen die deutschen Fußballerinnen ein Potpourri der Emotionen mit. Inmitten von Enttäuschung und Stolz reifte die Erkenntnis: Es wird noch dauern, bis die DFB-Auswahl die Lücke zur "goldenen Generation" (El Pais) der Weltmeisterinnen aus Spanien geschlossen hat.

"Wir werden an solchen Endspielen wachsen", erklärte Christian Wück nach dem 0:3 (0:0) im Finalrückspiel der Nations League. Die Entwicklung gehe trotz der Lehrstunde zum Abschluss des EM-Jahres "definitiv in die richtige Richtung", bilanzierte der Bundestrainer, der - angefangen bei der Frage nach Bergers Zukunft im DFB-Tor - auf dem Weg Richtung WM 2027 einige Baustellen zu beackern hat.

Zum Match-Center: Spanien vs. Deutschland

Klara Bühl stellte zwar einerseits fest: "Wir können sehr stolz sein." Doch Wück legte den Finger in die Wunde: "Wenn man heute die technischen Fähigkeiten der Spanierinnen gesehen hat, hat man schon den Unterschied gesehen zu uns." Das "alte Manko" bleibt die Chancenverwertung - und nach dem 0:1 (61.) durch Claudia Pina wirkte das DFB-Team, als habe man ihm den Stecker gezogen.

"In der zweiten Hälfte sind wir athletisch an unsere Grenzen gestoßen", gab Wück zu und verwies auf das kräftezehrende 0:0 im Hinspiel in Kaiserslautern. Zudem wurmten den Ex-Profi die Nachlässigkeiten in der Defensive vor den Gegentoren: "Wir begleiten die Spanierinnen, schauen schön zu." Gemeinsam mit den Vereinen, so Wück, "müssen wir weiter schauen, wie wir die Spielerinnen auf ein anderes Level heben."

Dazu muss nach vier Turnierjahren in Folge zunächst die Qualifikation für die WM 2027 dienen, in der es ab März 2026 gegen Norwegen, Österreich und Slowenien geht. Der immer wieder von prominenten Ausfällen gebeutelte Kader braucht qualitativ mehr Breite, auch wenn junge Wilde wie Franziska Kett große Hoffnungen schüren. Der 21 Jahre alten Linksverteidigerin von Bayern München attestierte der Bundestrainer eine "phänomenale Entwicklung".

Berger-Zukunft im Nationalteam offen

Von der mutigen Spielidee her scheint das Fundament im Umbruch nach der Ära mit Alexandra Popp gelegt, darauf würde auch die Älteste im Team gerne aufbauen. "Ich freue mich auf das nächste Jahr, um zu sehen, was in der Mannschaft steckt", sagte die 35-jährige Berger, die seit dem Halbfinal-Aus bei der EM ihre Zukunft über das Jahr hinaus offengelassen hat.

"Wenn der Trainer mich haben möchte und wir uns einig sind, dann werden wir sehen, was die Zukunft sagt", sagte die frischgebackene US-Meisterin von Gotham FC weiter - und klang nicht abgeneigt mit Blick auf die WM-Titeljagd im übernächsten Jahr in Brasilien. "Dort ist schönes Wetter", sagte sie lächelnd. Spätestens am Mittwochmorgen wollte sich Wück zum Gespräch mit Berger und Torwarttrainer Michael Fuchs zusammensetzen, "noch in diesem Jahr", kündigte der Bundestrainer an, soll die Entscheidung fallen.

Die gewohnt selbstkritische Torhüterin sah im Estadio Metropolitano auch bei sich Luft nach oben. "Vielleicht hätte ich meine Hand ein bisschen fester machen müssen", sagte sie zum "kniffligen" Aufsetzer beim ersten Gegentor. Zeit zum Grämen blieb aber auch ihr kaum - gemeinsam mit Kapitänin Gwinn verstärkte Berger die DFB-Delegation, die zur Vergabe der Frauen-EM 2029 am Mittwoch nach Nyon reiste.