Nicht jeder der ehemals Langzeitverletzten hat schon wieder die Spielfitness für ein K.o.-Duell wie jenes mit Portugal im Halbfinale am 4. Juni in München (20.45 Uhr/ZDF und DAZN). Die eingeplanten Nico Schlotterbeck und Tim Kleindienst fallen verletzt aus. Und dass zahlreiche Kandidaten nach dem Mini-Turnier auch noch die U21-EM (11. bis 28. Juni) oder die Klub-WM (14. Juni bis 13. Juli) spielen sollen, macht alles nur noch komplizierter.
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Der Stuttgarter Shootingstar Nick Woltemade wird trotzdem erstmals bei der deutschen A-Nationalmannschaft dabei sein - und danach noch das Junioren-Turnier spielen. Schon im März hatte Nagelsmann betont, der Stürmer "hätte es sicher verdient gehabt, dabei zu sein". Damals wollte der Bundestrainer aber noch Konstanz sehen, die "Woltemessi" seither eindrucksvoll zeigte.
Eine Doppelbelastung wie bei Woltemade soll aber möglichst die Ausnahme bleiben. Nagelsmann sieht sich nicht als Trainer, "der die Scheuklappen unten hat" und zur wachsenden Belastung kühl sagt: "Das ist mir egal." Ihm liegt am Wohle der Stars.
"Ich kann keine Rücksicht nehmen"
Allzu viel Entgegenkommen sollten die Klubs aber nicht erwarten. "Es ist ein Finalturnier, da kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich glaube, das versteht auch jeder", sagte er nach dem Erfolg gegen Italien im Viertelfinale (2:1/3:3).
Ter Stegen, Wirtz, Havertz und Füllkrug, im März allesamt noch verletzt, sollten zurückkehren - zumal keiner von ihnen zur Klub-WM muss (sofern Wirtz nicht vorher noch zum FC Bayern wechselt). Bei Rüdiger und Musiala dagegen muss Nagelsmann genau abwägen: Beide Stammkräfte haben seit ihren Verletzungen noch keine Sekunde für ihre Vereine gespielt.
Der Münchner Aleksandar Pavlović, der gegen Italien erkrankt gefehlt hatte, kehrt wie angeblich auch sein Klubkollege Serge Gnabry zurück. Auch Felix Nmecha aus Dortmund stünde wieder bereit. Dafür steht hinter Stuttgarts Angelo Stiller ein Fragezeichen. Benjamin Henrichs (RB Leipzig) ist noch immer verletzt.
Im Sturm hat Nagelsmann mit der Rückkehr von Havertz und Füllkrug wieder Alternativen. Dass er trotzdem auch auf Woltemade setzt, zeigt, dass er schon den Kader für die WM-Mission 2026 im Kopf hat. Beim Final Four will er "ein Fundament schaffen, um titelreifer zu werden" - für das Weltturnier.
Zugleich soll beim Mini-Sommermärchen mit dem Finale am 8. Juni in München "die Euphorie weiter am Leben" gehalten werden, wie Sportdirektor Rudi Völler betonte: "Deshalb wollen wir im Juni natürlich zeigen, wozu wir imstande sind." Ganz ohne Scheuklappen.