Die warmen Worte ließ der Superstar, der beim Klub Al-Nassr mit Millionen überhäuft wird, über die Kanäle der Saudis verbreiten. Ungeachtet dessen, dass zehn Jahre vor dem umstrittenen Turnier zahlreiche Fragen zu Themen wie Menschenrechten, Organisation oder Nachhaltigkeit offen sind - und die Kritik an der FIFA in der westlichen Welt noch deutlich lauter geworden ist.
Der Weltverband verkaufe seine "Seele für die Milliarden aus Saudi-Arabien. Ein hässlicher Tag für das schöne Spiel", kommentierte die Zeitung USA Today die Entscheidung der FIFA-Mitgliedsverbände um den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Ähnlich deutlich wurden die Briten. "Groteske Verbeugung der FIFA vor Saudi-Arabien", schrieb der Telegraph, "der feigste Ausverkauf in der Geschichte des Sports."
Während die Fußballbranche hierzulande die Vergabe auffällig geräuschlos vernahm, übte ein breites Bündnis aus Menschenrechtsorganisationen, Fangruppierungen und Gewerkschaften nochmals heftige Kritik. Der Beschluss, der per zustimmendem Applaus durch den FIFA-Kongress gefasst und in Saudi-Arabien mit einem Feuerwerk gefeiert wurde, sei "brandgefährlich", die "Menschenrechtspolitik des Verbands entpuppe sich als Täuschung" und sei eine "Farce".
Menschenrechte, Infrastruktur, Klima
Die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien gilt als prekär. Die Situation in dem Land, das den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018 beauftragt haben soll, wird noch weit kritischer als vor der WM 2022 in Katar beschrieben. DFB-Präsident Bernd Neuendorf will mit der FIFA "in kleinen Schritten" auf Verbesserungen hinwirken. "Wir können im Sport eine Menge machen", sagte er, "aber wir dürfen uns nicht überheben."
Für das Turnier sind umfangreiche Baumaßnahmen nötig wie beispielsweise elf neue und vier renovierte Stadien, mehr als 185.000 neue Hotelzimmer und ein umfangreicher Ausbau des Verkehrsnetzes. Amnesty International warnt, dass die Vergabe "viele Menschenleben gefährden" werde. Es droht eine Wiederholung all jener Debatten, die bereits vor der WM in Katar geführt worden waren - auch mit Blick auf den Austragungszeitraum.
Die klimatischen Bedingungen im Sommer gelten als riskant, dazu schränken die Olympischen Winterspiele 2034 im Februar, aber auch der Fastenmonat Ramadan im November und Dezember die Terminoptionen ein. Klar scheint nur: Wie bereits 2022 dürfte in Saudi-Arabien in den kälteren Monaten gespielt werden. Es droht weiterer Zoff mit den europäischen Ligen, diese seien laut ESPN schließlich noch nicht von der FIFA konsultiert worden.
Ronaldo: "Saudi-Arabien wird weiter wachsen"
So oder so steht dem internationalen Profifußball eine Dekade im Zeichen der finanziellen Abhängigkeit von den Petrodollars vom Golf bevor. Allen selbst gesteckten Nachhaltigkeitszielen zum Trotz lässt sich etwa die FIFA bereits von Saudi-Arabiens staatlichem Öl-Konzern Aramco fürstlich sponsern. Seit Jahren investiert das Königreich über den staatlichen Public Investment Fund (PIF) ohnehin Milliarden in den Sport.
Saudi-Arabiens Zukunft, da ist sich Ronaldo jedenfalls sicher, sei "rosig". Die überschwängliche Lobeshymne auf seine Wahlheimat beendete der Portugiese mit einem Appell voller Pathos. "Wir müssen in allem zusammenwachsen, nicht nur im Fußball", hieß es in den schriftlich verbreiteten Ausführungen. Er glaube, "dass Saudi-Arabien weiter wachsen wird, und ich freue mich, an diesem Erfolg des Landes teilzuhaben."
An dieser Aussicht können sich allerdings nicht alle erfreuen.