Frauen-WM 2023 Spielbericht: Deutschland verliert in letzter Minute gegen Kolumbien

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Riesige Enttäuschung – Kolumbien stresst und besiegt Deutschland

Aktualisiert
Kolumbien freut sich über den zweiten WM-Sieg in Folge
Kolumbien freut sich über den zweiten WM-Sieg in FolgeOpta by StatsPerform/AFP
Enttäuschender Auftritt in Sydney: Deutschland verlor das zweite Spiel bei der Frauen-WM 2023 in letzter Minute mit 2:1 (0:0). Ein Traumtor von Superstar Linda Caicedo und ein Kopfballtreffer von Manuela Vanegas bescherten Kolumbien den zweiten WM-Sieg in Folge. Das DFB-Team ist hingegen schlechter Stimmung und im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea zum Siegen verpflichtet.

Auf Linksverteidigerin Felicitas Rauch (Verstauchung am Knie) musste Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg verzichten, für sie rutschte Defensiv-Allrounderin Chantal Hagel in die Startelf.

Lena Oberdorf, die beim gelungenen Auftakt gegen Marokko (6:0) ausschließlich auf der Ersatzbank saß, stand hingegen in der Anfangsformation.

Die Noten zum Spiel
Die Noten zum SpielFlashscore

Kolumbien extrem aggressiv

Die zweikampfstarke Mittelfeldspielerin wurde gegen Kolumbien dringend benötigt. Gemäß ihrem Ruf wählten die Südamerikanerinnen eine extrem harte Herangehensweise und testeten so das Fingerspitzengefühl von Schiedsrichterin Melissa Borjas (Honduras). Die hatte sich offensichtlich für eine lange Leine entschieden und zückte trotz etlicher unfairer Duelle spät, in Minute 57, die erste Gelbe Karte.

Anlass, in die Brusttasche zu greifen, hätte sie schon zuvor einige Male gehabt: Nach 17 Minuten spürte DFB-Kapitänin Alexandra Popp hinter dem Rücken der Schiedsrichterin einen Ellenbogen in die Brust, der VAR verzichtete überraschenderweise auf eine Intervention. Wenig später lag auch Oberdorf nach einem versteckten Foul mit Schmerzen am Boden.

Kolumbien stresste die DFB-Auswahl mit hartem Zweikampfverhalten
Kolumbien stresste die DFB-Auswahl mit hartem ZweikampfverhaltenAFP

Auch davon abgesehen, versprühten die technisch versierten Kolumbianerinnen Dominanz. Deutschland zog sich verhältnismäßig tief in die eigene Hälfte zurück. Die ersten Momente des Spiels gehörten darum dem nominellen Außenseiter: In der 8. Minute setzte Stürmerin Mayra Ramirez die Kugel nach Eckstoß knapp über die Querlatte. Kurz vor der Pause trat erstmals Linda Caicedo in Erscheinung. Die 18-Jährige wurde von Jule Brand und Svenja Huth gedoppelt, fand aber die entscheidende Lücke, bediente ihre Sturmkollegin Ramirez. Die probierte es aus der Distanz, stellte Merle Frohms  damit aber vor keine Herausforderung.

Doch auch Deutschland hätte Möglichkeiten gehabt, den Grundton zu setzen: Nach einer gelungenen Kombination über Brand und Lina Magull tauchte Alexandra Popp in Minute 42 völlig freistehend am langen Pfosten auf, setzte den Ball aber klar über den kolumbianischen Kasten.

Zweite Halbzeit beginnt mit Schock und endet mit Knockout

Zur Halbzeit musste Abwehrspielerin Sara Doorsoun wegen Oberschenkelproblemen draußen bleiben, für sie wurde Sjoeke Nüskens eingewechselt. Deutschland präsentierte sich mutig, kam über Klara Bühl auch zur ersten ansatzweise gefährlichen Chance nach dem Seitenwechsel. Ihr Schuss wurde allerdings abgefälscht, der anschließende Eckball brachte nichts ein.

In der 52. Minute passierte schließlich, was passieren musste: Linda Caicedo ließ ihr ganzes Können aufblitzen, tanzte mit feinen Körpertäuschungen auf engstem Raum zwei Gegenspielerinnen aus – und versenkte die Kugel wunderbar im Kreuzeck. Merle Frohms flog vergeblich hinterher, die DFB-Elf lief fortan einem Rückstand hinterher.

Frohms ohne Abwehrchance beim 0:1
Frohms ohne Abwehrchance beim 0:1AFP

Lange ohne Ergebnis. Martina Voss-Tecklenburg brachte mit Lea Schüller und Nicole Anyomi zusätzliches Tempo ins Spiel, gefährliche Torchancen blieben gegen ein konsequent verteidigendes Kolumbien denoch die Ausnahme. Einen Freistoß aus hervorragender Position setzte Alexandra Popp in der 71. Minute klar über den Kasten.

Eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit sollte es Popp besser machen: Nach klarem Foul gegen Lena Oberdorf verwandelte die Kapitänin den fälligen Strafstoß souverän ins Zentrum.

Der Ausgleich sollte aber nicht den Sieg bedeuten. Spät in der Nachspielzeit brachte Leicy Santos einen Eckball hoch in den Sechzehner. Manuela Vanegas wurde von der deutschen Defensive völlig vergessen. Ungedeckt setzte die 22-Jährige den Ball per Kopf platziert in die Ecke - und brachte das mehrheitlich mit kolumbianischen Fans gefüllte Sydney Football Stadium zum Beben (90.+7). Daran änderte kurz darauf auch eine offensichtlich schwere Kopfverletzung von Jorelyn Carabali nichts.

Die wichtigsten Statistiken auf einen Blick
Die wichtigsten Statistiken auf einen BlickOpta by StatsPerform

Zum Match-Center: Deutschland vs. Kolumbien

Die Stimmen:

Es ist einfach mega bitter, durch so einen Standard wirklich das Spiel zu verlieren. Wir haben das Spiel grundsätzlich im Griff, haben es aber verpasst, gerade in der Drangphase, wo wir auch das 1:1 erzielt haben, das letzte Tor nachzulegen. Wir haben es verpasst, den letzten Druck aufzubauen. (...) Es war gefühlt ein Auswärtsspiel, aber es war richtig geil vor dieser Kulisse zu spielen. Es hat vielleicht der letzte Mut gefehlt”, bilanzierte Alexandra Popp im TV-Interview mit der ARD.

Alexandra Popp vermisste nach dem Ausgleich den entscheidenden Nachdruck
Alexandra Popp vermisste nach dem Ausgleich den entscheidenden NachdruckAFP

Bundestrainerin Voss-Tecklenburg ergänze: “Es ist schon so, dass wir gerade in der ersten Halbzeit nicht den Mut hatten, in die Räume zu gehen. (...) Eigentlich hatte ich eher das Gefühl, dass es in die Richtung geht, dass wir mit viel Geduld und Ruhe das Spiel kontrollieren. Das ist dann nicht passiert (...) Die Mannschaft hat alles probiert. (...) Nach dem Rückstand haben wir den Ausgleich erzwungen. Am Ende muss man mit dem 1:1 hier rausgehen, das ist auch klar. (...) Wir haben heute bisschen weniger, Richtung Tor, ganz klare Aktionen gehabt. Wir müssen jetzt gut generieren, wir wollen das nächste Spiel gewinnen, wir wollen ins Achtelfinale.”

Eher starre Miene bei der Bundestrainerin
Eher starre Miene bei der BundestrainerinAFP

Wir haben das 1:1 gemacht und kriegen dann echt ein doofes Standardtor gegen uns. Teilweise hatten wir nicht die besten Ideen im letzten Drittel. Wir werden uns das anschauen. Wir kommen nicht vom Weg, wir wollen am Donnerstag ein gutes Spiel machen und ins Achtelfinale einziehen”, befand die zur Halbzeit ausgewechselte Sara Doorsoun. Im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea wird die Frankfurterin wohl fehlen: “Es hat zweimal in den Oberschenkel reingezogen.”