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Machtkampf in Polen: Lewandowski "gewinnt den Krieg"

Da war die Welt noch in Ordnung: Lewandowski (l.) und Probierz während dem Freundschaftsspiel gegen Moldawien am 6. Juni
Da war die Welt noch in Ordnung: Lewandowski (l.) und Probierz während dem Freundschaftsspiel gegen Moldawien am 6. JuniGolba/NurPhoto / Shutterstock Editorial / Profimedia
Nach einem schmuddeligen Machtkampf im polnischen Fußball steht Robert Lewandowski als strahlender Sieger da. Nationaltrainer Michal Probierz hatte ihm die Kapitänsbinde entrissen, Lewandowski erklärte, unter diesem Coach nicht mehr zu spielen - und am Donnerstagmorgen trat Probierz zurück. Lewandowski ist gefestigter denn je.

"Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es in der gegenwärtigen Situation die beste Entscheidung zum Wohle der Nationalmannschaft ist, von meinem Amt als Nationaltrainer zurückzutreten", sagte Probierz in einer Mitteilung des nationalen Fußball-Verbandes: Die Aufgabe sei die Erfüllung seiner "beruflichen Träume" gewesen.

Die spanische Zeitung Marca titelte nach dem mutmaßlich finalen Akt der Schlammschlacht: "Lewandowski gewinnt den Krieg", die polnische Sportzeitung Przegląd Sportowy schrieb von einem "Erdbeben in der Nationalmannschaft". Nüchtern betrachtet endet die Erfüllung seiner beruflichen Träume für Probierz vor allem deshalb früher als gedacht, weil er offenbar an der Machtfülle zerschellte, die den besten polnischen Fußballspieler umgibt.

Lewandowski dramatisch

Ende der vergangenen Woche nämlich hatte es Probierz gewagt, Lewandowski als Kapitän abzusetzen und Mittelfeldspieler Piotr Zielinski das Amt zu übertragen. Der Star vom FC Barcelona sah sich in seiner Ehre derart gekränkt, dass er umgehend zurückschoss: Probierz habe sein "Vertrauen missbraucht", klagte der 36-Jährige, auf die Entscheidung sei er "überhaupt nicht vorbereitet" gewesen. Weshalb er sich kurzerhand zu der Konsequenz entschloss, unter Probierz nicht mehr für Polens Auswahl zu spielen.

Eine Rückkehr indes hatte der 36-Jährige nicht ausgeschlossen - und dabei wohl auf seine gewichtige Stimme innerhalb des Verbands gesetzt: "Ich hoffe, dass ich noch einmal die Chance haben werde, für die besten Fans der Welt zu spielen", hatte er gesagt.

Polen verliert in WM-Quali - Probierz den Machtkampf

In die Karten gespielt haben dürfte Lewandowski auch, dass Polen ohne ihn in der Qualifikation für die WM 2026 zuletzt überraschend mit 1:2 gegen Finnland verlor - der Angreifer hatte selbst wegen "mentaler Müdigkeit" auf einen Einsatz verzichtet - und damit nach drei Spielen nur auf Platz drei der Gruppe G liegt.

Polen ist aktuell nur Dritter in seiner WM-Quali-Gruppe
Polen ist aktuell nur Dritter in seiner WM-Quali-GruppeFlashscore

Der kommende Nationaltrainer Polens muss die Mannschaft nun nicht nur sportlich wieder auf Kurs bringen - sondern auch eine belastbare Beziehung aufbauen zu einem Star aufbauen, der sich nichts gefallen lässt.