Saudi-Arabien hat sich nicht nur den Zuschlag für das Turnier 2034 gesichert – und das ganz ohne Konkurrenzbewerbung – sondern zeigt sich nun auch offen für eine mögliche Mega-Version mit 64 Mannschaften. Wer dachte, das 48er-Turnier 2026 in Nordamerika sei bereits die Kapazitätsgrenze des Fußballs, sieht sich möglicherweise bald eines Besseren belehrt.
Die Idee einer erneuten Erweiterung stammt nicht aus Riad, sondern aus Montevideo. CONMEBOL-Chef Alejandro Dominguez sieht in der WM 2030, die auf drei Kontinenten und in sechs Ländern (!) stattfinden wird, ein Jahrhundertfest, das mit 64 Teilnehmern gewürdigt werden sollte. Schließlich feiert man dann 100 Jahre Weltmeisterschaft, und das – so die Argumentation – sei keine kleine Sache.
Die UEFA sieht das anders. Präsident Aleksander Ceferin nannte den Vorschlag unlängst eine „schlechte Idee“. Und auch aus Nordamerika (Concacaf) sowie Asien regnet es Kritik. Sogar der Präsident der Asiatischen Fußballkonföderation, Scheich Salman bin Ibrahim – also quasi ein Verbündeter Saudi-Arabiens – warnte vor „Chaos“, sollte man sich auf die XXL-Variante einlassen.
Denn mehr Mannschaften bedeuten mehr Spiele: Schon das 48er-Turnier bringt es auf stolze 104 Matches. Mit 64 Teams käme man in Regionen, in denen selbst die hartgesottensten Spielplanmacher nervös werden dürften.
Nächste Weltmeisterschaft im Winter?
Neben der schieren Größe des Turniers stehen in Saudi-Arabien jedoch noch andere Fragen auf dem Zettel. Etwa: Wann soll das Ganze überhaupt stattfinden? Der Sommer ist bekanntermaßen in der Region eher etwas für Fetischisten der Mittagshitze als für vollbesetzte Fanmeilen.
Eine Entscheidung über eine mögliche Winter-WM, wie 2022 in Katar, steht noch aus. „Es ist ihre Entscheidung“, sagt der Prinz über die FIFA – ein erstaunlich diplomatischer Satz für jemanden, der sonst klare Ambitionen zeigt. Klar ist: Die Saudis wollen ein Turnier, das „zum richtigen Zeitpunkt“ für „ein tolles Erlebnis“ sorgt. Klingt gut – aber klingt auch nach Planungschaos.
Und dann ist da noch die leidige, aber notwendige Frage der Menschenrechte. Schon vor dem Katar-Turnier 2022 wurde über Arbeitsbedingungen auf den Baustellen diskutiert – nun wiederholt sich die Debatte. Internationale Organisationen mahnen zu Reformen, warnen vor Ausbeutung und fordern von der FIFA: Stopp, bitte erst Menschenrechte – dann Megaturnier.
Prinz Abdulaziz gibt sich geläutert: „Wir haben aus den Problemen in Katar gelernt.“ Man sei im Austausch mit Doha, mit der FIFA, man habe Pläne. Fortschritte würden gemacht, man halte sich an Regeln.
Wie viel Fußball ist zu viel?
Eines ist unbestritten: Saudi-Arabien hat große Pläne. Nicht nur die Fußball-WM 2034 steht an, auch die Asienspiele sollen im selben Jahr ausgerichtet werden – ein sportlicher Super-GAU oder ein logistisches Meisterstück? Das wird sich zeigen.
Für die FIFA steht indes erneut ein Balanceakt an: Zwischen sportlicher Vision und ethischer Verantwortung, zwischen globalem Wachstum und wachsender Kritik. Und zwischen der Frage: Wie viel Fußball ist zu viel?