"Ich freue mich für Emma. Es gibt schließlich auch ein Leben neben dem Leistungssport", sagt Hinzes Teamkollegin Lea Sophie Friedrich vor den am Mittwoch beginnenden Weltmeisterschaften in Santiago de Chile: "Trotzdem ist es auch eine Situation, wie wir sie noch nie hatten."
Mit Pauline Grabosch als Anfahrerin hatte das als "Brandenburg-Express" bekannte Trio den Teamsprint über Jahre dominiert, vier WM-Titel nacheinander eingefahren und den Weltrekord mehrfach verbessert. Bei Olympia in Paris holten Grabosch, Friedrich und Hinze Bronze, drei Jahre zuvor in Tokio Silber. Die Weltmeisterschaft 2024 wenige Monate nach den Sommerspielen ließen sie gemeinsam aus.
Während Grabosch und Friedrich zurückkehrten, pausierte Hinze länger - und fehlt nun erstmal weiter auf unbestimmte Zeit. "Im Teamsprint wird es ohne Emma schwer werden", sagte Friedrich weiter. Man müsse "abwarten, was möglich ist". Für Hinze rückt Alessa Pröpster ins Aufgebot, weil die etatmäßige Ersatzfahrerin Clara Schneider ihre Teilnahme krankheitsbedingt absagen musste.
"So eine Sportlerin ersetzt man nicht so einfach", sagte Bundestrainer Jan van Eijden im SID-Gespräch. Hinze habe "eine extrem hohe Klasse, und da muss man einfach sagen, Alessa ist noch nicht so weit, dass sie das ausgleichen kann". Das Ziel sei daher "ganz klar erstmal nicht der WM-Titel oder eine Medaille, sondern erstmal unter die ersten acht zu kommen", so van Eijden.
Auch Herren um Routinier Kluge hoffen auf Medaillen
Der Fokus liegt im Kurzzeit-Bereich auf den Einzeldisziplinen. Vor allem Friedrich gehört im Keirin, Sprint oder Zeitfahren zum Favoritenkreis. In Paris gewann die 25-Jährige aus Dassow Sprint-Silber, bei Weltmeisterschaften sicherte sie sich bereits acht Goldmedaillen. Die Rekordmarke von Kristina Vogel (11) ist nicht mehr weit entfernt.
Im Ausdauer-Bereich schickt German Cycling bei der Standortbestimmung im nacholympischen Jahr gleich mehrere Medaillenkandidaten ins Rennen. Der Frauen-Vierer, der 2021 in Tokio mit Gold geglänzt hatte, raste im vergangenen Jahr zu Silber - Edelmetall soll es auch diesmal werden. Den Rückenwind nach der überraschenden ersten Medaille (Bronze) seit 22 Jahren will auch der Männer-Vierer nutzen.
Auch der nimmersatte Routinier Roger Kluge greift wieder an. Mit Tim Torn Teutenberg gewann der 39-Jährige in Ballerup Gold im Madison, sein 16 Jahre jüngerer Partner reiste wegen Verpflichtungen in seinem Rennstall Lidl-Trek aber nicht nach Chile. Stattdessen geht Kluge mit WM-Debütant Moritz Augenstein an den Start. Dennoch sei "alles möglich", sagte Kluge: "Eine Medaille ist das klare Ziel."