Juri Knorr runzelte die Stirn und ließ den Spielfilm noch einmal vor seinem inneren Auge abspielen. "Ich bin ja mit einem technischen Fehler reingestartet", erinnerte sich der Spielmacher nach dem Torfeuerwerk von Deutschlands Handballern gegen Island.
Nach kurzem Nachdenken brachte er seine Leistung doch noch treffend auf den Punkt. Als sein erster Wurf den Weg ins Tor gefunden hatte, habe er gedacht, "okay, vielleicht wird es noch ein gutes Spiel", sagte der Nationalspieler und grinste: "Und ja, dann lief es einfach."
Lob vom Bundestrainer: "Spielfreude"
In der Tat: Neunmal warf Knorr auf das Tor der Isländer, neunmal landete der Ball hinter dem gegnerischen Schlussmann. Die Rückkehr nach seinem Wechsel nach Dänemark im Sommer hätte für den 25-Jährigen beim 42:31 in Nürnberg kaum besser laufen können: Perfektionist Knorr traf fast nach Belieben, am Sonntag (17:15 Uhr/ZDF) soll ihm dies im zweiten EM-Härtetest gegen Island in München dann wieder gelingen.
Ein Sonderlob gab es folglich auch vom Bundestrainer, Knorr habe ein "überragendes Spiel und in kurzer Zeit extrem viel Druck" gemacht, sagte Alfred Gislason. Sein Schützling habe nur so "gesprüht vor Spielfreude".
Balsam auf der Seele für den so reflektierten wie selbstkritischen Knorr, der bei seinem neuen Verein Aalborg Handbold "eine sehr prägende und auch keine einfache Zeit" durchlebt, wie er erzählte. Nach all den Herausforderungen der vergangenen Monate genieße er es nun, "jedes Gespräch zu verstehen und einfach Teil des Ganzen zu sein", so Knorr.
Gutes Debüt von Kiesler
Denn Starallüren hat Deutschlands Mittelmann sicherlich nicht, seine für viele überraschend späte Einwechslung gegen Island änderte daran nichts. "Ich bin nicht so naiv und denke, ich bin Juri Knorr und spiele immer", betonte der Rechtshänder, der sich lieber ganz in den Dienst seiner Mannschaftskollegen stellt. Und auch die lieferten bei der Machtdemonstration gegen die Isländer ab: Neben Knorr glänzten auch Torhüter Andreas Wolff und Neuling Tom Kiesler.
"Wenn man ganz oben mitspielen will, dann braucht es eine starke Mannschaft", sagte Knorr und fügte an: "Die haben wir mittlerweile. Jeder kann anfangen, jeder kann von der Bank kommen."
Für ein erfolgreiches Abschneiden bei der EM im kommenden Jahr (15. Januar bis 1. Februar 2026) werde seine Mannschaft "jeden brauchen, und wir müssen schaffen, das als Team zusammenzukriegen". Er selbst sei dabei "keine Ausnahme".
