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Phänomen Gidsel: Das Energiebündel zurück auf seinem "Spielplatz"

Gidsel wurde wieder als wertvollster Spieler des Turniers und Torschützenkönig ausgezeichnet.
Gidsel wurde wieder als wertvollster Spieler des Turniers und Torschützenkönig ausgezeichnet.Kristian Tuxen Ladegaard Berg / Zuma Press / Profimedia
Kaum hat Mathias Gidsel sich zum Weltmeister gekrönt, greift der Ausnahmespieler mit den Füchsen Berlin wieder im Meisterschaftskampf an. Die Energie scheint dem Dänen dabei nicht auszugehen.

Mathias Gidsel rannte, kämpfte und ließ reihenweise seine Gegner stehen - Ermüdungserscheinungen? Keineswegs. "Ich will jede Minute spielen", beteuerte er mit fast schon kindlicher Freude am Sportschau-Mikrofon. Bei der Weltmeisterschaft faszinierte der dänische Ausnahmespieler mal wieder die Handballwelt, nun greift er mit den Füchsen Berlin erneut in den Titelkampf ein - mit offenbar grenzenloser Energie.

Wie Gidsel nahezu spielend leicht Topleistungen wie am Fließband abruft und dabei die auch berechtigten Diskussionen um überspielte Profis scheinbar konterkariert, ist selbst den Verantwortlichen in der Hauptstadt ein Rätsel. "Dafür müsste ich in seinen Körper reinschauen können, um zu sehen, wie er das jede Woche aufs Neue macht", sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning dem Sport-Informations-Dienst (SID) und lachte.

"Wenn du ihn rausnehmen willst, ist er fast schon beleidigt"

Erst am vergangenen Sonntag war Gidsel mit Dänemark gegen Kroatien (32:26) unaufhaltsam zum nächsten WM-Titel gestürmt und dabei mal wieder als wertvollster Spieler des Turniers und Torschützenkönig ausgezeichnet worden. Dass der wendige Rückraumspieler beim Liga-Restart der Berliner am Sonntag (18.00 Uhr/Dyn) gegen den 1. VfL Potsdam in den Schongang schaltet? Unwahrscheinlich. 

"Wenn du ihn rausnehmen willst, ist er fast schon beleidigt", sagte Hanning: "Manchmal muss man eine Auszeit nehmen, um ihn mal vom Feld runterzubekommen." Auch während der knapp dreiwöchigen WM spielte Gidsel fast jede Minute, Trainer Nikolaj Jacobsen musste dafür einiges an Kritik einstecken. Wenn es nach Gidsel selbst gegangen wäre, so wurde Jacobsen von mehreren Medien zitiert, hätte er immer durchgespielt. Sein Star sei sauer auf ihn, wenn er ihn auswechsele.

"Irgendwann wird er erkennen, dass er mehr Pausen braucht. Aber im Moment ist er lieber auf dem Feld, als sich außen auszuruhen", sagte Hanning. Doch selbst Energiebündel Gidsel sieht die Belastung zwischen Ligaalltag und Großereignissen kritisch, diese sei "nicht in Ordnung", sagte der 25-Jährige im November dem rbb. Spaß habe er dennoch immer, vor allem in der Berliner Max-Schmeling-Halle: "Für mich ist das mein Spielplatz und ich liebe das."

Meisterschaft dank "absolutem Unterschiedsspieler"?

Für Hanning gleicht Gidsel in dieser Hinsicht Vereinslegende Hans Lindberg. Dieser sei auch mit 42 Jahren noch "wie ein Kind in die Halle gekommen. Das macht Mathias Gidsel auch". Der Linkshänder sei ein "absoluter Unterschiedsspieler", der Situationen wahrnehme, "bevor sie passieren" und darüber hinaus "ein ganz besonderer Mensch", erklärte Hanning: "Wenn man ihm zuschaut, wird man automatisch Fan." 

In Welthandballer Gidsel haben die Füchse im umkämpften Meisterschaftsrennen einen echten Trumpf in der Hand. In der Tabelle lauert der Hauptstadtklub hinter Spitzenreiter MT Melsungen (30:4 Punkte) auf Rang zwei (26:8), die HBL-Torschützenliste führt - natürlich - Gidsel mit 131 Treffern an.

Dieser will nach seinen internationalen Erfolgen endlich auch den nationalen Titel, wie er im vergangenen Jahr in der Berliner Morgenpost betonte: "Ich habe gesagt, ich bin hier, um deutscher Meister zu werden." An der nötigen Energie wird es ihm bei seinem Vorhaben wohl nicht fehlen.