Beim Stand von 20:20 in der 42. Minute traf Hard-Abwehrspieler Ivan Horvat den Bregenzer Spielmacher Markus Mahr bei einer Abwehraktion mit voller Wucht im Gesicht. Die Folge: ein offener, mehrfacher Nasenbeinbruch, blutüberströmter Abtransport aus der Halle, sofortige rote und blaue Karte für Horvat – und ein emotionaler Schlagabtausch, der die Handballszene nachhaltig beschäftigt.
Nun liegt das Urteil vor – und es hat historische Dimension: Das unabhängige Handballgericht des ÖHB hat Ivan Horvat mit einer Sperre von 26 Monaten bis 30. Juni 2027 belegt. Insgesamt entspricht das 791 Tagen und stellt die bisher höchste jemals ausgesprochene Sperre in der HLA MEISTERLIGA dar. Auch international gibt es bisher nur wenige Sperren, die damit mithalten können. Erst im März 2025 hat der deutsche Handballspieler Nils Kretschmer vom Zweitligisten TV Großwallstadt eine vierjährige Sperre ausgefasst. In seinem Fall geht es jedoch um ein Dopingvergehen.
Das Gremium wertete das Foul von Horvat als grob unsportliches Verhalten und ordnete die Sperre im mittleren Bereich des möglichen Strafrahmens ein, der von acht Spielen bis zu vier Jahren reicht. In seiner Urteilsfindung stützte sich das Gericht auf den Schiedsrichterbericht, die TV-Bilder, medizinische Unterlagen sowie die Stellungnahmen beider Vereine und der betroffenen Spieler.
Der HC Hard hat nun die Möglichkeit, gegen das Urteil Berufung einzulegen – eine Entscheidung dazu ist laut Club noch offen. ÖHB-Präsident Markus Plazer sieht in der Länge der Sperre kein überzogenes Strafmaß: „Es ist nicht einmal mehr als die Hälfte im vorgesehenen Rahmen.“ Für viele Beobachter sendet der Verband damit aber ein deutliches Signal, wie ernst grobe Unsportlichkeiten auf dem Spielfeld künftig behandelt werden.
Nicht nur das Foul sorgt für Aufregung
Während der HC Hard in seiner Stellungnahme den Vorfall bedauerte und Mahr eine „rasche und vollständige Genesung“ wünschte, betonte man gleichzeitig: „Es war in keinster Weise die Absicht von Ivan, Markus zu verletzen.“ Horvat selbst sagte nach dem Spiel: „Seine Körpertäuschung war enorm schnell und ich habe in dieser Situation leider falsch reagiert.“ Der Club stellte sich demonstrativ hinter seinen Spieler und distanzierte sich von Medienberichten, die Horvat Absicht unterstellen.
Dennoch spaltete der Vorfall die Handball-Community – viele sahen im Foul kein Versehen, sondern eine gefährliche Wiederholungstat. Bregenz und Hard trennen geografisch nur wenige Kilometer – emotional hingegen liegen Welten zwischen beiden Lagern. Besonders die Aussagen von Bregenz-Trainer Marko Tanaskovic nach dem Spiel schlugen hohe Wellen: „Ich habe noch nie so eine unfaire Aktion gesehen wie die von Horvat. Wahrscheinlich ist geplant, dass Hard die Meisterschaft gewinnt – auf diesem Weg wünsche ich halt kein Glück.“ Der Club selbst erinnerte an frühere Vorfälle, unter anderem an ein Derby, in dem Horvat den Bregenzer Spielmacher Lukas Frühstück mit einem harten Foul ebenfalls außer Gefecht gesetzt hatte.
Auch die Öffentlichkeitsarbeit von Hard stieß vielen sauer auf. In Bregenz zeigte man sich empört über ein Siegerposting samt jubelndem Spieler, eine KI-Grafik mit einem stilisierten Teufel und eine Kommunikation, die aus Sicht der Bregenzer „die Ernsthaftigkeit der Situation ignoriert“. In einem emotionalen Statement hieß es: „Wo bleibt hier das Fingerspitzengefühl?“ Trotz allem verabschiedete sich der Club mit erhobenem Haupt aus der Saison: „Wir hatten es in beiden Spielen selbst in der Hand und sind knapp gescheitert. Wir verabschieden uns mit Stolz – und wir kommen zurück.“ Immerhin: Das Posting mit dem Teufel und dem erlegten Elefanten hat Hard mittlerweile gelöscht.
So geht es im Halbfinale der HLA MEISTERLIGA weiter
Abseits des eskalierten Vorarlberger Derbys stehen mittlerweile alle Halbfinalisten fest. Das erste Ticket sicherte sich der HC LINZ AG, der sich in zwei engen Partien gegen die BT Füchse durchsetzen konnte. Ebenfalls in zwei Spielen machte der FÖRTHOF UHK Krems gegen die JAGS aus Bad Vöslau alles klar. Damit kommt es im Halbfinale zur Paarung Krems gegen Linz – mit Heimvorteil für die Niederösterreicher.
Der HC Hard bekommt es im zweiten Halbfinale mit dem HC FIVERS WAT Margareten zu tun. Die Wiener setzten sich in einem dramatischen dritten Spiel inklusive Verlängerung gegen Schwaz durch. Hard geht als Grunddurchgangssieger mit Heimvorteil in die Serie – sportlich ein Vorteil, atmosphärisch jedoch eine Herausforderung. Denn wie sich der Verein nach dem Horvat-Eklat auf und abseits des Spielfelds präsentieren wird, bleibt ein großes Fragezeichen. Klar ist: Der Schatten des Viertelfinal-Derbys wird Hard auch im Halbfinale begleiten.
Die Spieltermine im Halbfinale der HLA MEISTERLIGA
Samstag, 17. Mai 2025
FÖRTHOF UHK Krems - HC LINZ AG
ALPLA HC Hard - HC FIVERS WAT Margareten
Dienstag, 20. Mai 2025 / Mittwoch, 21. Mai 2025
HC LINZ AG - FÖRTHOF UHK Krems
HC FIVERS WAT Margareten - ALPLA HC Hard
Freitag, 23. Mai 2025
FÖRTHOF UHK Krems - HC LINZ AG
ALPLA HC Hard - HC FIVERS WAT Margareten
Das Finale der HLA MEISTERLIGA wird ebenfalls im Best-of-3-Modus ausgetragen. Die Spieltermine sind:
Spiel 1: Freitag, 30. Mai 2025
Spiel 2: Freitag, 06. Juni 2025
Spiel 3: Montag, 09. Juni 2025 (falls notwendig)