"Wir wollen hier jedes Spiel gewinnen. Wir wollen die Leute begeistern", sagte Döll vor dem zweiten Hauptrundenspiel am Donnerstag (18.00 Uhr/Sporteurope.TV) in Dortmund. Besonders die 37 Jahre alte Rechtshänderin, die neben ihrer Handball-Karriere bei der Kriminalpolizei arbeitet, strahlt in den WM-Tagen eine besondere Gier aus. Mit 23 Toren bei 26 Würfen und einer hervorragenden Quote von 88 Prozent ist Döll bislang die treffsicherste Schützin im Team von Bundestrainer Markus Gaugisch.
Auch beim souveränen und nie gefährdeten Hauptrundenauftakt gegen die Färöer (36:26) flitzte die Team-Älteste wieder die linke Außenbahn rauf und runter, war mit sechs Treffern einmal mehr die beste DHB-Werferin und durfte sich über die Auszeichnung als Spielerin des Spiels freuen. Bei ihrem ersten Turnier als Kapitänin blüht Dauerbrennerin Döll, die erst durch eine Umschulung von der Kreisläuferin zur Linksaußen mit damals 28 Jahren den Sprung ins DHB-Team schaffte, so richtig auf.
"Sie hilft unglaublich mit ihrer Erfahrung. Sie will diese WM, sie geht voran – egal ob auf oder neben dem Feld", sagte ihre langjährige Ludwigsburger Mitspielerin und gute Freundin Xenia Smits: "Sie ist brutal wichtig für diese Mannschaft. Wie sie die Captain-Rolle einnimmt, ist eindrucksvoll."
Von Träumereien von der ersten Medaille seit WM-Bronze 2007 hielten weite Teile des deutschen Teams zwar auch nach dem vierten deutlichen Sieg im vierten Turnierspiel wenig. Döll allerdings ist durchaus angriffslustig. Ob die deutsche Mannschaft derzeit überhaupt zu schlagen ist? "Ich hoffe nicht. Gerade ist es schwer."
DHB-Team erwartet "abgezockte" Mannschaft aus Montenegro
Schlüssel zum Erfolg ist bislang die Abwehr. Davon profitiert auch Döll, die bereits zahlreiche Gegenstöße lief. Auch in ihrem Job, den sie wie viele Nationalspielerinnen neben ihrer Karriere ausübt, um vor allem nach der Laufbahn abgesichert zu sein, könne man "sehr viele Parallelen zum Handball ziehen", sagte die "Alterspräsidentin". Als Kriminaloberkommissarin sei es "schwer, ein Riesenverfahren alleine zu lösen. Das ist auch viel Teamarbeit. Du bist auf deine Kollegen viel angewiesen."
Auf ein gutes Zusammenspiel wird es auch gegen Montenegro ankommen. Gaugisch erwartet eine "abgezockte" Mannschaft mit "sehr, sehr viel Routine" und einer "sehr robusten Verteidigung. Da müssen wir ackern." Mit 6:0 Punkten in der Hauptrundengruppe II hat sein Team nun zwei Matchbälle: Schon ein Punkt gegen Montenegro (4:2 Punkte) würde zum vorzeitigen Viertelfinaleinzug reichen. Bei einem Sieg wäre sogar das Weiterkommen als Gruppensieger garantiert - ganz unabhängig vom letzten Hauptrundenspiel am Samstag gegen Spanien.
"Ob wir das Viertelfinale erreichen können, ist mir wurscht. Ich will mit der Mannschaft Spiele gewinnen", sagte Gaugisch. Auch Döll ist heiß aufs Gewinnen. Was ihr Ermittlerinstinkt im Fall Heim-WM sagt? Die Anführerin grinste schon wieder: "Wir sehen uns auf jeden Fall in Rotterdam." In der niederländischen Hafenstadt finden in der kommenden Woche die Medaillenspiele statt.
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