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Geheimfavorit bei der WM: Erntezeit für Deutsche Handballer

Handball-Bundestrainer Gislason bei der Kaderpräsentation
Handball-Bundestrainer Gislason bei der KaderpräsentationČTK / DPA / Bernd Thissen
Alfred Gislason schüttelte den Kopf. Nein, so hatte sich der Bundestrainer sein Turnierdebüt in neuer Rolle nicht vorgestellt. Platz zwölf. Das schlechteste Abschneiden der deutschen WM-Geschichte. Zermürbt von den Eindrücken der total vermasselten Corona-WM in Ägypten tritt Gislason die Heimreise an, nach den Absagen von sieben Stammspielern war am Nil nichts zu holen. An eine goldene Zukunft wollen anno 2021 selbst kühnste Optimisten keinen Gedanken verschwenden.

Heute, knapp vier Jahre später, scheinen die Erinnerungen an eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren Nationalmannschaftsgeschichte Lichtjahre entfernt. Gislason - weißes Hemd, dunkles Sakko, weißes Einstecktuch - sitzt auf einem Podium in Dortmund-Wickede und gibt bestens gelaunt seinen WM-Kader bekannt. Absagen namhafter Stars gibt es keine, die Nationalmannschaft ist wieder "in", Gislason kann aus dem Vollen schöpfen.

Gleich 15 Olympia-Helden von Paris sind mit dabei, wenn in vier Wochen die Jagd auf die erste WM-Medaille seit dem Wintermärchen 2007 beginnt. Gislason erntet nun die Früchte der Arbeit der vergangenen Jahre. Seiner Arbeit, aber auch die in den DHB-Nachwuchsmannschaften und in den Klubs.

DHB-Team hat "Riesenzukunft"

Der Isländer spricht am Dienstag im ZDF-Mittagsmagazin von einer "Riesenzukunft", die sein junges Team vor sich habe. Von einer Mannschaft, "die im Großteil zehn Jahre zusammen bleiben kann". Und von weiteren jungen Spielern, die den jetzigen DHB-Cracks das Leben künftig "schwer machen" könnten. Dabei sei das Team, in dem nicht weniger als sieben Spieler unter 25 Jahre alt sind, schon jetzt "eine der talentiertesten Mannschaften auf der Welt".

Gislasons Worte lassen aufhorchen. Sie zeugen von einem neuen Selbstverständnis rund um die Nationalmannschaft - und von großer Zuversicht. Es herrscht eine Aufbruchstimmung, die nach dem Silber-Coup von Paris auch bei der WM Großes erhoffen lässt. Die Erntezeit beginnt. Wer hätte das gedacht, vor knapp vier Jahren in Ägypten?