Das Kofferpacken machte Franziska Preuß diesmal besonders viel Spaß, schließlich durfte sie ein ganz spezielles Accessoire in der Reisetasche verstauen.
"Ich freue mich, dass ich in Frankreich sogar Gelb-Rot im Sprint anhaben darf", sagte die beste deutsche Biathletin mit leuchtenden Augen: "Das ist schon etwas Besonderes. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal anziehen darf." Dank ihres Traumstarts in die Saison wird es am Freitag (14:20 Uhr) im Sprint von Annecy-Le Grand Bornand soweit sein.
Traumhafte Ergebnisse in Hochfilzen
Nach ihrem Sieg in Hochfilzen führt die so oft glücklose 30-Jährige nämlich nicht nur den Sprint-Weltcup an, sondern nach drei Podestplätzen in Serie rangiert sie auch im Gesamtweltcup mit 29 Punkten Vorsprung ganz oben.
"Hochfilzen war für mich ein unglaublich cooles Wochenende – fast ein bisschen surreal, dass es so gut gelaufen ist", schwärmte Preuß. Sie wolle in Frankreich "an die Leistungen von Hochfilzen anknüpfen". Der Biathlon-Sport mache ihr derzeit "einfach richtig Spaß".
Das war in den vergangenen Jahren nicht selbstverständlich, immer wieder wurde die so veranlagte Biathletin von ihrem Körper ausgebremst. Hier und da ein Infekt, beim letzten Kurzauftritt in Gelb eine Corona-Erkrankung oder auch mal eine Fußverletzung nach Treppensturz. Jener Treppensturz passierte vor drei Jahren - ausgerechnet in Annecy-Le Grand Bornand.
Über diese Rückschläge mag sie gerade "gar nicht reden", sagte Preuß: "Ich genieße das einfach jetzt und hoffe, dass es so weitergeht."
Erhöhte Belastbarkeit
Das hoffen naturgemäß auch die Verantwortlichen. "Man kann es der Franzi nur gönnen. Was sie alles gemacht hat, wie sie gekämpft hat, um dort wieder hinzukommen. Jetzt fährt sie irgendwo den Lohn ein", sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling. Vom Punktedurchschnitt war Preuß bereits im Vorwinter auf dem Niveau von Gesamtweltcup-Siegerin Lisa Vittozzi gewesen. Nach zehn verpassten Rennen reichte es im Kampf ums Gelbe Trikot allerdings lediglich zu Rang elf.
In diesem Winter könnte mehr drin sein, auch weil sie sich im Frühjahr einer "unangenehmen" Operation an den Nasennebenhöhlen unterzogen hatte. Sie fühle sich "deutlich belastbarer als die letzten Jahre", hatte die Bayerin vor Saisonstart gesagt.
Bislang bewahrheitet sich das, lediglich ihre Teilnahme an der Staffel in Kontiolahti musste sie als Vorsichtsmaßnahme wegen leichter Infektsymptome absagen. Ihre jüngeren Teamkolleginnen Julia Tannheimer, Selina Grotian oder Vanessa Voigt treiben mit auf der Erfolgswelle.
"Jedes Rennen im Gelben ist eine Zusatzfreude fürs ganze Team", sagte Bitterling. Nur die bereits am Donnerstag (14:20 Uhr/alles ARD und Eurosport) mit ihrem Sprint startenden Männern lassen sich nicht so recht anstecken. Die müssten sich mal "schütteln", forderte der Sportdirektor: "Im Gesamten schenken wir zu viel her am Schießstand. In dieser extrem engen Weltspitze muss das einfach besser werden." Anschauungsunterricht liefert ihnen Preuß dieser Tage ja zur Genüge.