Keine Medaille, dafür Wut und Tränen: "Redebedarf" nach WM-Enttäuschung im DSV-Team

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Keine Medaille, dafür Wut und Tränen: "Redebedarf" nach WM-Enttäuschung im DSV-Team
Vanessa Voigt erlebte als eine von vielen im deutschen Aufgebot eine große Enttäuschung.
Vanessa Voigt erlebte als eine von vielen im deutschen Aufgebot eine große Enttäuschung.Profimedia
Das deutsche Biathlon-Team bleibt bei der WM in Nove Mesto klar hinter den Erwartungen zurück. Der Frust ist groß - insbesondere über das Material.

Nach einem historischen Fehlstart brachen bei Vanessa Voigt alle Dämme. Sie sei "auf dem Boden der Tatsachen" gelandet, sagte die 26-Jährige fassungslos und weinte bitterlich. "Das ist nicht die Leistung, die ich bringen will. Da reißt man sich das ganze Jahr den Arsch auf, und dann so was." Wegen der Materialprobleme bestehe "Redebedarf".

Nachdem das erfolgsverwöhnte deutsche Biathlon-Team in Nove Mesto erst zum dritten Mal in diesem Jahrtausend nach der ersten WM-Woche eine Nullrunde hingelegt hatte, herrschte bei Franziska Preuß, Benedikt Doll und Co. Wut, Frust und Ratlosigkeit. Vor allem läuferisch gab es für die DSV-Stars gegen die überragenden Französinnen und die dominanten Norweger um Superstar Johannes Thingnes Bö, der sein 18. (!) WM-Gold gewann, in den ersten fünf Rennen nichts zu holen - auch nicht für Preuß im Verfolger am Sonntag über 10 km.

Wie im Sprint musste sich die 29-Jährige beim erneuten Triumph von Julia Simon, die vor der Italienerin Lisa Vittozzi und ihrer Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet bereits ihr drittes Gold holte, mit Rang sechs begnügen. Eine realistische Chance auf das erhoffte Podium besaß Preuß nie. 35 Sekunden fehlten letztendlich zu Bronze. Auf der Strecke verlor sie zu den Besten über eine Minute, bei Voigt auf Rang 18 waren es gar knapp zwei.

"Ich bin schon enttäuscht, weil ich ein gutes Rennen gemacht habe und ab dem ersten Meter Vollgas gegeben habe. Trotzdem mache ich keine Platzierung gut", haderte Preuß: "Es ist ein blödes Gefühl." Mit nur einem Fehler und ihrer läuferischen Qualität wäre sie "mit guten Ski vorne hingelaufen", mutmaßte Sportdirektor Felix Bitterling.

Material als größter Knackpunkt

Das Skimaterial im schmutzigen und weichen tschechischen Schnee bleibt das große deutsche Problem. "Wir müssen extrem arbeiten, während die anderen fast fliegen", monierte Bitterling am Sonntag: "Die Ski waren wieder nicht so grandios. Da brauchen wir nicht drumrum reden." Am liebsten würde sie "gerne nach Östersund fliegen und dort die zweite Woche austragen, aber wir können es uns nicht aussuchen", sagte Voigt sarkastisch.

Auch die Männer waren im Verfolger über 12,75 km - die Strecke war wegen Wind und Regen angepasst worden - nach dem Sprint-Debakel chancenlos. Johannes Kühn landete beim historischen norwegischen Fünffach-Triumph nach vier Schießfehlern mit über drei Minuten Rückstand als bester Deutscher nur auf dem ernüchternden 15. Rang.

Nach dem schlechtesten Saisonergebnis im Sprint hatte bereits am Samstag miese Stimmung geherrscht. "Die Laufzeit ist mit Abstand das Schlechteste, was ich in diesem Winter angeboten haben. Das kotzt mich ziemlich an", schimpfte Philipp Horn stellvertretend.

So schlecht war das DSV-Team nur 2021 und 2013 in eine WM gestartet. Auch da gab es in den ersten Rennen keine Medaillen. "Wir haben noch eine Woche vor uns. Aufgeben tun wir auf alle Fälle nicht, wir bleiben dran", sagte Frauen-Trainer Kristian Mehringer kämpferisch.

Nach einem Ruhetag geht es am Dienstag (17.10 Uhr) bei den Frauen mit dem Einzel über 15 km weiter. Zur Erinnerung: 2013 und 2021 hatte es im zweiten WM-Abschnitt noch jeweils zwei Medaillen gegeben.