Franziska Preuß tankte für den finalen Thriller Kraft im heimischen Ruhpolding. Neben ein paar Stunden auf der Couch im eigenen Holzhaus gönnte sich die 31-Jährige eine herzhafte Leberkässemmel. "Hod heid moi sei miassn", schrieb sie bei Instagram in tiefstem bayrisch und fügte einen Genuss-Emoji an. Für das am Freitag startende Weltcup-Finale am Holmenkollen kann Preuß im Zweikampf ums Gelbe Trikot jeden Energieschub gebrauchen.
Kleiner Vorsprung in der Gesamtwertung
Als erste Deutsche seit Laura Dahlmeier in der Saison 2016/17 steht sie vor der Krönung zur Biathlon-Königin des Winters - doch Lou Jeanmonnot sitzt ihr im Nacken. "Es zählt jeder Punkt", sagte Preuß vor ihrem wichtigsten Weltcup-Wochenende. Der zum Jahreswechsel noch 213 Punkte große Vorsprung ist vor den letzten drei Rennen auf gerade einmal 20 Zähler zusammengeschmolzen - es wartet ein Krimi. Zumal die Französin zuletzt besser in Form war.
Zwar läuft Preuß seit dem 14. Dezember und damit bereits seit 14 Rennen im begehrten Gelben Trikot, doch Jeanmonnot lag in acht von zehn Einzel-Wettbewerben 2025 vor der Bayerin. Sollte Jeanmonnot beispielsweise den Sprint am Freitag gewinnen und Preuß "nur" auf den dritten Platz laufen, würde die Französin ins Gelbe Trikot schlüpfen. "Noch habe ich den kleinen Vorteil", betonte Preuß: "Ich gebe einfach mein Bestes, mehr kann man eh nicht machen."
Es sei "ein hochklassiger Kampf", sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling: "Sehr, sehr eng, und es wird eng bleiben bis zum letzten Wettkampf. Bis die letzte Ziellinie überquert ist, glaube ich ganz fest, dass die Franzi das schafft." Es gehe darum, "den Gesamtweltcup zurück nach Deutschland zu holen". Bislang haben dies fünf deutsche Biathletinnen geschafft: Martina Glagow (2002/03), Kati Wilhelm (2005/06), Andrea Henkel (2006/07), Magdalena Neuner (2007/08, 2009/10 und 2011/12) und Dahlmeier.
Preuß ordnet Kristallkugel ganz oben ein
Den Gewinn der großen Kristallkugel würde Preuß gar noch höher einstufen als ihre vier Medaillen bei der WM in Lenzerheide. "Das ist eine der größten Leistungen, die man erreichen kann. Da zählt nicht nur ein Tag, sondern viele Tage zwischen November und März", erklärte sie: "Es ist echt cool, wenn man das gewinnt. Das wäre vielleicht einen Ticken wichtiger für mich." Dazu kann Preuß auch noch die Disziplinwertungen im Sprint und Massenstart gewinnen, wo sie ebenfalls jeweils knapp führt.
Doch die Krönung der bislang besten Saison ihrer Karriere wäre nach dem Sprint am Freitag (16.15 Uhr), der Verfolgung am Samstag (15.50 Uhr) und dem Massenstart am Sonntag (13.15 Uhr/jeweils ARD und Eurosport) der Gesamtweltcup. "Wir laufen beide eine super gute Saison, und egal wie es ausgeht, können wir trotzdem stolz darauf sein, was wir geschafft haben", sagte Preuß. Vielleicht gibt ihr der Leberkäs ja den entscheidenden Vorteil gegenüber Jeanmonnot. Manchmal "muss" es eben was Zünftiges aus der Heimat sein.