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Mit Hausaufgaben ins EM-Jahr: Christian Wück wähnt sich auf dem richtigen Weg

Christian Wück hat nach dem 1:2 gegen Italien noch Nachbesserungs-Bedarf.
Christian Wück hat nach dem 1:2 gegen Italien noch Nachbesserungs-Bedarf.ČTK / imago sportfotodienst / Malte Ossowski/SVEN SIMON
Der erste Ärger war zwar verraucht, seine Schützlinge schickte Christian Wück dennoch mit vielen Hausaufgaben ins EM-Jahr. "Wir ziehen aus diesem Spiel, dass wir an uns arbeiten müssen", mahnte der Bundestrainer nach dem Denkzettel am Ende seines ersten Kapitels bei den DFB-Frauen: "Da wo wir hinwollen, dürfen wir solche Fehler nicht zulassen. Wir müssen uns im Detail verbessern."

Denn Wücks Startbilanz fällt durchwachsen aus - zwei Niederlagen und zwei Siege stehen zu Buche. Dem 4:3-Spektakel gegen England in Wembley folgte ein 1:2 gegen Australien, nun gelang ein 6:0 in der Schweiz, ehe eine erneute 1:2-Heimniederlage gegen Italien zum Jahresabschluss für Frust sorgte.

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Da aber seine Handschrift vom Powerfußball mit intensivem Pressing bereits erkennbar ist, sei der Anfang "definitiv geglückt", befand der 51-Jährige. Während er nach den Abschieden von Stützen wie Alexandra Popp und Marina Hegering einen Umbruch moderieren muss, möchte der ehemalige Junioren-Nationalcoach "diesen Weg weitergehen, wir haben ja noch ein bisschen Zeit bis zur EM".

In sieben Monaten beginnt die Titeljagd in der Schweiz, bei der Auslosung am 16. Dezember erfahren die Olympia-Dritten ihre Gegner. Auf dem Weg zur Endrunde stehen allerdings nur noch Pflichtspiele an, die Zeit für große Experimente ist vorbei. "Die Nations League müssen wir nutzen, um uns vorzubereiten. Aber wir wollen auch im Wettbewerb bestehen und positive Ergebnisse holen", stellte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer klar.

Dafür müssen am besten gleich gegen die Niederlande und Österreich (21./25. Februar) kapitale individuelle Fehler wie in Bochum durch Sarai Linder (11.) und Debütantin Ena Mahmutovic im Tor (74.) abgestellt werden. Und vorne soll Schluss sein mit dem Chancenwucher, der schon Wücks Vorgänger Horst Hrubesch oft zur Verzweiflung getrieben hatte.

Positive Entwicklungen gesehen

Positiv hob Künzer im EM-Casting die Neulinge um Cora Zicai (20/SC Freiburg) hervor: "Ich sehe wirklich großes Potenzial bei den jungen Spielerinnen." Und auch spielerisch-taktisch sah sie Fortschritte: "Wir haben das Ziel, nach vorne zu verteidigen, aktiv und dominant zu sein. Das gelingt schon in vielen Phasen."

Spielernoten: Deutschland vs. Italien
Spielernoten: Deutschland vs. ItalienFlashscore

Der pragmatische Sicherheitsfußball, mit dem im Sommer Bronze erkämpft wurde, ist Vergangenheit. "Ich find es extrem erfrischend", erklärte Laura Freigang, "wie mutig wir spielen. Christian schenkt uns viel Zutrauen, und ich habe das Gefühl, dass wir darunter aufblühen."

Dass zum Entwicklungsprozess aber auch Fehler gehören, sei ein "Lerneffekt", verdeutlichte Wück am Beispiel der 20-jährigen Mahmutovic (FC Bayern), deren leichtsinniges Ballvertändeln das Spiel entschied. "Sie hat in der einen Szene einfach eine falsche Entscheidung getroffen. Das darf man den Spielerinnen auch zugestehen, ich stehe für diese Fehler ein", sagte Wück.

Denn auch der Bundestrainer selbst nahm Hausaufgaben mit, ehe er sich mit einem "Frohe Weihnachten" aus dem Ruhrstadion verabschiedete. Zu sehr hatte er sich über die großzügige Linie der Topschiedsrichter Stephanie Frappart (Frankreich) echauffiert. "Ich muss mich ein bisschen an die weiblichen Schiris gewöhnen", räumte Wück ein, "zwei Gelbe Karten aus vier Spielen, das ist zu viel."