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Kommentar: Horror-Wochenende! Liam Lawsons Red-Bull-Aufstieg war zu steil

Liam Lawson beendete sein Rennwochenende mit einem Unfall.
Liam Lawson beendete sein Rennwochenende mit einem Unfall.PA, Independent Photo Agency / Alamy / Profimedia
Liam Lawson erlebt beim Auftakt in die neue Formel-1-Saison ein absolutes Horror-Wochenende. Der Neuseeländer enttäuscht in allen Sessions und kann seinem Teamkollegen und viermaligen Weltmeister Max Verstappen in keiner Sekunde fordern. In dieser Form wird er seinen Platz im Red Bull nicht lange behalten – und seine schnelle Beförderung war verfrüht. Ein Kommentar.

In Runde 47 war der Spuk vorbei. "Endlich vorbei", mag der neutrale Beobachter fast schon denken.

Denn egal ob man es mit Liam Lawson und Red Bull hält oder nicht: Der junge Neuseeländer konnte einem nach einem desaströsen Rennwochenende nur noch Leid tun.

Nachdem es am Freitag in den Freien Trainings nur für Platz 16 und 17 reichte, konnte er wegen eines technischen Defekts an seinem Auto am Samstagmorgen vor der Qualifikation nicht mitwirken.

Liam Lawson: Enttäuschung auf allen Ebenen

Auch als es darauf ankam, enttäuschte Lawson: Er bekam in Q1 keine gute Runde zu Stande, ehe er bei seinem letzten Versuch, bei dem er vielversprechende Zwischenzeiten fuhr, in der vorletzten Kurve sich verbremste und im Rasen vor der Boxeneinfahrt landete.

Im Rennen startete er letztlich sogar aus der Boxengasse, nachdem sein österreichischer Rennstall kurz vor dem Start Veränderungen am Heckflügel vornahm. So kämpfte er auf der Strecke lange gegen Esteban Ocon im Haas – die nach dem ersten Wochenende klar schwächste Kraft – während sein Teamkollege Max Verstappen bis zur letzten Runde um den Sieg fuhr.

Lawson startete aus der Boxengasse.
Lawson startete aus der Boxengasse.Jun QIAN / Alamy / Profimedia

Trotz mehrere Safety-Car-Phasen, bei denen das Feld bekanntermaßen wieder zusammenrückt, kam er nicht an die Sauber-Piloten Nico Hülkenberg oder Rookie Gabriel Bortoleto vorbei. Sein Ausscheiden kann man ihm letztlich sogar am wenigsten vorwerfen, riskierte Red Bull bei wechselnden Bedingungen einfach zu viel, indem man ihn länger auf Trockenreifen fahren ließ als Verstappen.

Red Bull: Wäre Yuki Tsunoda die richtige Wahl gewesen?

Nichtsdestotrotz war es ein Rennwochenende zum Vergessen – allen Umständen zum Trotz. Auch wenn es selbstverständlich noch zu früh in der Saison ist, um ein Urteil bei Lawson im Red Bull zu Fällen, müssen sich die Österreicher dennoch die Frage stellen: Kam die Beförderung zu Red Bull zu früh?

Immerhin hatte Lawson in der vergangenen Saison nichtmal einen festen Startplatz, ehe er den in die Jahre gekommenen und schwächelnden Daniel Ricciardo ersetzte. In seinen sechs Rennen 2024 holte Lawson vier Punkte, er bewies sein Talent in mehreren Rennen und Momenten, zeigte aber beispielsweise in Mexiko beim Duell mit Sergio Perez auch, dass er in Zweikämpfen einen kühleren Kopf bewahren muss.

Alternativen zu Lawson gab es für das österreichische Team: Der offensichtlichste Kandidat wäre Yuki Tsunoda gewesen, der im Racing Bull bei Lawsons Auftritten 2024 sein Teamkollege war. Tsunoda schlug Lawson in direkten Qualifying-Duellen mit 6:0, im Rennen gewann der Japaner mit 4:2 und holte in dieser Phase 8 Punkte – doppelt so viele wie Lawson.

Tsunoda war die logische Wahl

Im Gegensatz zum 23-jährigen Neuseeländer wäre Tsunodas Beförderung auch gut vorbereitet gewesen. Der nur ein Jahr ältere Racing-Bull-Pilot ist seit 2021 fester Teil der Formel 1 und hat sich vom unerfahrenen Heißsporn zu einem soliden Fahrer entwickelt. Das unterstrich auch das Wochenende in Australien, Tsunoda platzierte seinen Boliden nach dem Qualifying auf Platz fünf, fuhr bei bekanntermaßen schwierigen Bedingungen ein nahezu fehlerfreies Rennen und landete nur wegen des Regen-Chaos zehn Runden vor Schluss auf Platz 12. Zuvor behauptete er sich lange gegen Charles Leclerc im Ferrari und einem stark aufgelegten Alex Albon im Williams.

Hätte Red Bull an Verstappens Seite, der bei seinem Team ohnehin in seiner eigenen Liga fährt, einen jungen Fahrer gewollt, wäre Tsunoda die logische Wahl gewesen.

Lawson hätte ein weiteres Jahr bei Racing Bull gut getan

Auch wenn Teamchef Christian Horner Lawson nach Rennende den Rücken stärkte und seinen Youngster in Schutz nahm, ist klar, dass sich Lawson solche Rennwochenenden nicht so oft erlauben darf. Gerade nachdem die Österreicher in der vergangenen Saison überraschend den Konstrukteurs-Titel wegen zahlreicher Patzer von Ex-Pilot Perez verspielten, braucht Red Bull einen Fahrer, der konstant punkten kann.

Lawson drängte bei einem riskanten Manöver Perez von der Strecke.
Lawson drängte bei einem riskanten Manöver Perez von der Strecke.James Moy / Alamy / Profimedia

Lawson, mit seiner Erfahrung von 11 Formel-1-Rennen, das sofort zuzutrauen, war mindestens riskant – eher aber eine verfrühte Beförderung, blickt man auf Tsunoda, der eigentlich die logische Wahl hätte sein müssen. Man hätte gut daran getan, den Neuseeländer im Racing Bull behutsam aufzubauen.

Immerhin muss Lawson nicht zu lange über Australien nachdenken, bereits in einer Woche steht der nächste Grand Prix in China an.

Von Raman Rooprail