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Red-Bull-Debakel läutet Zeitenwende ein: Verstappen vor dem Absprung?

Max Verstappen nach dem Österreich-Grand-Prix.
Max Verstappen nach dem Österreich-Grand-Prix.Cencic/SOPA Images / Shutterstock Editorial / Profimedia
Formel-1-Weltmeister Max Verstappen und Red Bull stehen nach dem Debakel beim Heimspiel in Österreich vor einer düsteren Zukunft. Die Dominanz des jahrelangen Erfolgsduos ist vorbei.

Max Verstappen hatte nach seinem frühen Aus beim Großen Preis von Österreich erstmal genug gesehen von der Formel 1. "Um ehrlich zu sein, habe ich den Grand Prix nicht mehr wirklich verfolgt. Ich war damit beschäftigt, das 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps zu schauen", sagte der Niederländer. Dort wenigstens gab es Grund zur Freude, sein eigenes Team feierte den Klassensieg beim Debüt - Verstappens Begeisterung für die Königsklasse und für Red Bull litt in Spielberg hingegen wohl massiv.

Verstappen werde "das wöchentlich gespielte Entschuldigungs-Bingo" seines Rennstalls "allmählich zu langweilig", schrieb der niederländische Telegraaf, der stets sehr nah dran ist am Weltmeister. "Nicht umsonst" habe Verstappen seine Zukunft beim mehrfachen Konstrukteurschampion noch nicht final bestätigt. Denn es riecht sehr stark nach Zeitenwende in der Formel 1: Nach vier Titeln wird die Serie des britisch-österreichischen Rennstalls in diesem Jahr wohl reißen, und die Zukunft sieht ähnlich düster aus wie die Gegenwart.

Verstappen "kämpft sowieso nicht um die WM"

Während McLaren auf der Hausstrecke von Red Bull dominante Festspiele feierte und einen Doppelsieg holte, wurde Verstappen schon in der dritten Kurve von Mercedes-Rookie Kimi Antonelli abgeschossen. 61 Punkte Rückstand sind es nun schon auf Spitzenreiter Oscar Piastri, das ist massiv und wirkt vorentscheidend - bezeichnend war dann aber die Reaktion Verstappens.

"Wir kämpfen sowieso nicht um die WM", sagte er bei Sky und zuckte mit den Schultern. Auch Motorsportberater Helmut Marko schrieb den Titel praktisch ab und sprach von einem "ganz schwarzen Tag" - der weitreichende Folgen haben könnte. Verstappen hat kein Auto mehr, mit dem er regelmäßig um Siege fahren kann. Das dürfte sich in dieser Saison kaum ändern, McLaren ist enteilt. Und die Aussichten im kommenden Jahr mit dem neuem Reglement sind keineswegs besser.

Im Fahrerlager wird erzählt, dass Mercedes dann den stärksten Motor haben wird, Red Bull sei in Zusammenarbeit mit Ford bei der Antriebseinheit im Hintertreffen. Verwunderlich wäre dies nicht, Mercedes liefert seit 1993 ununterbrochen Motoren für die Königsklasse, sorgte seither für elf Konstrukteurstitel. Ford war hingegen zuletzt 2004 in Zusammenarbeit mit Cosworth in der Formel 1 vertreten. Zwar weiß noch niemand wirklich, wie das Kräfteverhältnis 2026 aussieht, bislang spricht aber vieles gegen Red Bull und für Mercedes.

Verstappen-Abgang wird diskutiert

Es wäre also mal wieder eine Zeitenwende, die auch schon die Serien von Champions wie Sebastian Vettel oder Rekordweltmeister Michael Schumacher beendete. Doch Verstappen muss diesem Wandel gar nicht zwingend zum Opfer fallen: In Österreich vermied er ein klares Bekenntnis zu den roten Bullen. Die Verantwortlichen wiesen zwar gebetsmühlenartig auf seine Vertragssituation hin. "Nach derzeitigem Stand gibt es keinen Grund daran zu zweifeln, dass der Vertrag bis 2028 erfüllt wird", sagte Marko.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff allerdings schob den anhaltenden Spekulationen um einen Wechsel Verstappens zu den Silberpfeilen ausdrücklich keinen Riegel vor. Man müsse einen vierfachen Champion immer auf dem Zettel haben, sagte er bloß. Doch vielleicht muss Red Bull ja gar nicht nur die Avancen von Mercedes fürchten - auch Verstappens eigenes Team im Langstreckensport scheint ja einige Faszination auf ihn auszuüben.