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Nach Auszeit und Neufindung – Florian Wellbrock kehrt mit "Spaß" zurück

Florian Wellbrock
Florian Wellbrockipa-agency.net / Shutterstock Editorial / Profimedia
Florian Wellbrock will sich nach der Olympia-Pleite von Paris bei der WM in Singapur zurückmelden – mit neuem Spaß am Schwimmen.

Nach dem Olympia-Debakel von Paris tauchte Florian Wellbrock ab und dachte ans Aufhören. Im warmen Meer vor Singapur taucht der tief gesunkene Schwimmstar wieder auf – mit neuem Spaß an seinem Sport nach ungewohnt langer Auszeit.

"Ich war fast zwei Monate aus dem Training raus. Ich habe die Zeit für mich persönlich wirklich gebraucht und genossen, mal normal leben zu können", sagte der Tokio-Olympiasieger dem SID, er habe "den Tag so passieren lassen, ohne irgendwelche festen Termine".

Karriereende?

Der Gedanke ans Karriereende sei ihm durch den Kopf gegangen, gab der Magdeburger zu, der bei den Sommerspielen vor vier Jahren in Japan mit Gold im Freiwasser und Bronze über 1500 m Freistil den deutschen Schwimmsport noch fast alleine aus der Krise gezogen hatte.

Nach sechs WM-Titeln drinnen und draußen schwamm er im vergangenen Sommer in Paris den Medaillen weit hinterher – und reiste als gestürzter Held kommentarlos ab.

Entspannung hat gutgetan

In der Pause entschloss er sich nicht nur, weiterzumachen und die Spiele in Los Angeles 2028 in Angriff zu nehmen. Der inzwischen 27-Jährige erfand sich auch selbst neu.

"Ich hatte letztes Jahr ein paar Probleme damit, einfach abzuschalten", sagte Wellbrock, der nach Paris die Sportpsychologin wechselte. Er sei "einfach wieder ein bisschen relaxter, entspannter. Das tut, glaube ich, ganz gut."

Am Mittwoch (2 Uhr MESZ) springt Wellbrock am Palawan Beach auf der Insel Sentosa wieder als Mitfavorit ins über 30 Grad warme Wasser. Über die olympischen zehn Kilometer zeigte er bereits beim ersten Weltcup des Jahres in Ägypten mit einem überlegenen Sieg alte Stärke.

Auch im Becken holte er sich mit starken Leistungen das Selbstvertrauen zurück: Über 1500 m geht er am Ende der XXL-WM in zweieinhalb Wochen als Weltjahresbester an den Start – und mit neuer Freude: "Ich stehe wieder mit Spaß auf dem Startblock – das hat mir in der Vergangenheit gefehlt", sagte er der Welt am Sonntag.

Warmes Wasser: Bedingungen sprechen für Wellbrock

Die Neufindung zeigt offenbar Wirkung, das blieb auch dem Umfeld nicht verborgen. "Er ist Profi, er kennt das Geschäft schon lange, er lässt sich nicht unterkriegen", sagte DSV-Sportchef Christian Hansmann dem SID: "Er hat ein strammes Programm, schwimmt im Freiwasser alle Strecken und wechselt dann ins Becken. Ich habe ihn weiter auf dem Zettel – unbedingt."

Auch Becken-Olympiasieger Lukas Märtens, der ihn in Paris als Deutschlands Schwimmstar ablöste, hat in Magdeburg festgestellt: "Er hat sich in diesem Jahr wieder gut entwickelt, stabil gezeigt, sowohl im Training als auch im Wettkampf." Doch leichte Zweifel bleiben.

"Das ist schwer zu sagen", antwortete Märtens im SID-Interview auf die Frage, ob Wellbrock zurückkomme: "Ich bin gespannt auf ihn."

Freuen dürfte den Tokio-Olympiasieger, was die meisten Konkurrenten fürchten. 2021 deklassierte er die Weltelite in der 30 Grad warmen Bucht vor der japanischen Hauptstadt. Auch bei seinen WM-Triumphen 2019 in Südkorea und 2023 in Japan fühlte er sich in der "Badewanne" wohl.

In Singapur könnte es sogar noch ein bisschen heißer werden. "Ich glaube, dass ihm die Bedingungen in die Karten spielen", mutmaßte Hansmann.


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