Nach Strafecken-Drama und Hattrick von Peillat: Deutschland im Finale der Hockey-WM

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Nach Strafecken-Drama und Hattrick von Peillat: Deutschland im Finale der Hockey-WM

Gonzalo Peillat war mit drei Toren nach Strafecken der entscheidende Mann beim Finaleinzug des DHB-Teams.
Gonzalo Peillat war mit drei Toren nach Strafecken der entscheidende Mann beim Finaleinzug des DHB-Teams.Profimedia
Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft hat in einer dramatischen Partie gegen Australien das Finale der Weltmeisterschaft in Indien erreicht. Nach 0:2- und 2:3-Rückstand drehten die Honamas das Spiel in Bhubaneswar in den letzten Sekunden und setzten sich mit 4:3 durch. Überragender Mann war der dreifache Torschütze Gonzalo Peillat, der 2016 noch als Nationalspieler Argentiniens für das Olympia-Ausscheiden der deutschen Mannschaft sorgte.

Nach dem kräftezehrenden Erfolg nach Penaltyschießen gegen England kam die deutsche Mannschaft schwer ins Spiel. Bereits in der zweiten Minute gab es nach einem Schuss von Jacob Whetton die erste Strafecke für die Australier, Spezialist Jeremy Hayward blieb aber am deutschen Torwart Alexander Stadler hängen. Auf der anderen Seite kamen die Honamas in der sechsten und in der zehnten Minute ebenfalls zu Strafecken, die jedoch jeweils durch Videobeweise wieder aberkannt wurden. Das rächte sich vier Minuten später, als Hayward die nächste Chance aus einer Strafecke bekam. Der 29-Jährige fand genau die Lücke zwischen Verteidiger Martin Zwicker und Alexander Stadler und erzielte das 1:0 für die Kookaburras.

Jeremy Hayward bejubelt seinen Führungstreffer für Australien gegen Deutschland.
Jeremy Hayward bejubelt seinen Führungstreffer für Australien gegen Deutschland.Profimedia

Das Gegentor wirkte für die Deutschen wie ein Hallo-Wach-Signal. Christopher Rühr kam aus kurzer Distanz zum Abschluss, zielte aber drüber. Insgesamt war der Olympiasieger von 2012 jetzt das überlegene Team, konnte aus der Übermacht aber nicht genug machen und musste am Ende des ersten Viertels sogar froh sein, nicht mit zwei Toren in Rückstand zu liegen. Drei Minuten vor dem Ende kam Australiens Tim Brand von halblinks im Kreis frei zum Abschluss, doch Stadler riss den linken Arm hoch und konnte abwehren. Weil auch Christopher Rühr eine Möglichkeit liegen ließ, blieb es nach den ersten 15 Minuten beim 1:0.

DHB-Team überlegen, Australien eiskalt

Ein ähnliches Bild bot sich auch im zweiten Abschnitt. Deutschland startete gut und kam durch Tom Grambusch zu einem großen Chance, doch sein Schuss auf die linke obere Ecke konnte Australiens Torwart Andrew Charter großartig parieren (19.). Wenige Minuten später kam Niklas Wellen zu einem Abschluss aus spitzem Winkel, doch erneut war Charter zur Stelle (21.). Und auch hier wiederholte sich die Geschichte aus dem ersten Viertel: Deutschland hatte die Chancen, Australien machte die Tore. Nach einem starken, aber erneut erfolglosen Angriffsversuch der DHB-Elf über die linke Seite eroberte Australien den Ball, spielte ihrerseits von der linken Seite flach nach innen, wo Nathan Ephraums die Kugel unter Alexander Stadler hindurch zum 2:0 spitzeln konnte

Australiens Nathan Ephraums erzielt das 2:0 für sein Team gegen Deutschland.
Australiens Nathan Ephraums erzielt das 2:0 für sein Team gegen Deutschland.AFP

Auch hier ließen sich die Honamas nicht unterkriegen und spielten sich 1:20 Minuten vor Schluss eine Strafecke heraus, doch der Abschluss von Gonzalo Peillat ging einen halben Meter links unten vorbei. Auf der anderen Seite galt es noch, eine gefährliche Phase zu überstehen, aber wenige Sekunden vor dem Ende der ersten Halbzeit konnte Hayward einen Strafecken-Doppelpack nicht nutzen. Somit ging es mit dem 2:0 für Australien in die Kabinen.

Deutschland belohnt sich und kommt zum Anschluss

Für das deutsche Team, das sich im Viertelfinale durch eine dramatische Aufholjagd in den letzten Minuten gegen England durchgesetzt hatte, stand also erneut eine Herkulesaufgabe gegen den Silbermedaillengewinner von Tokio an. Bereits nach drei Minuten bot sich den Deutschen dann die nächste Chance, doch die Strafecke von Lukas Windfeder kam zu zentral. Kurios: Der Abpraller nach außen traf den niederländischen Schiedsrichter Coen van Bunge, von dort sprang er vor die Füße von Tom Grambusch. Nach seinem Versuch, den Ball zu schlagen, entschied der Unparteiische auf Siebenmeter für Deutschland. Erneut schaltete sich der Videobeweis ein und erkannte den Strafstoß zurecht wieder ab, da Grambusch unbedrängt den Ball verfehlt und erst vom Stock des Gegners berührt hatte.

Australien spielte keinesfalls gut, aber war mit den wenigen Angriffen sehr effektiv. Neun Minuten vor Ende des dritten Viertels bekam Gonzalo Peillat den Ball im Kreis an den Körper, was die nächste Ecke für die Australier zur Folge hatte. Die Kookaburras setzten auch im fünften Versuch wieder auf Jeremy Hayward, aber der Mann von den NT Swingers in seinem Heimatland fand nur den ausgestreckten Arm von Alexander Stadler. Das DHB-Team schob die Ketten in dieser Phase immer weiter nach vorne, was die Ozeanier zu einem Konter einlud, doch Stadler verhinderte an der Kreisgrenze das 0:3 aus Sicht der Deutschen (41.).

In der 43. Minute begannen die Honamas dann eine echte Druckphase. Nach einer Strafecke und vier Wiederholungsecken nutzte Gonzalo Peillat endlich eine der vielen Chancen und traf flach in die lange untere Ecke. Torwart Charter und Verteidiger Aran Zalewski streckten sich, aber konnten den Einschlag nicht verhindern. Mit dem Stand von nur noch 1:2 aus Sicht der deutschen Mannschaft ging es dann auch ins letzte Viertel.

Wildes letztes Viertel - Wellen hat das letzte Wort

Zu Beginn des vierten Viertels kassierte Australien eine grüne Karte wegen eines durchgezogenen Schlägers gegen Tom Grambusch, die deutsche Mannschaft konnte die Überzahl aber nicht nutzen. Dafür erspielte sich das DHB-Team durch eine runde Seite des Gegners die nächste Strafecke. Wieder kam der Ball auf Gonzalo Peillat, und wieder versenkte er den Ball in den Maschen. 8:44 Minuten vor dem Ende stand es hochverdient 2:2 und alles war wieder offen.

Das Spiel stand nun auf des Messers Schneide. Auch Australien spielte plötzlich wieder offensiv mit, nachdem sie seit Mitte des zweiten Viertels kaum noch etwas für das Spiel getan hatten. Eine brenzlige Situation konnte das DHB-Team am langen Pfosten klären (56.), zweieinhalb Minuten vor dem Ende gab es dann noch eine Strafecke für den Weltmeister von 2014. Der Ball kam im Rückraum zu Blake Govers und der setzte den Ball unhaltbar für Stadler in die rechte obere Ecke - das 3:2 und der Genickschlag für Deutschland.

Jeremy Hayward erzielt seinen zweiten Treffer zum 3:2 für Australien.
Jeremy Hayward erzielt seinen zweiten Treffer zum 3:2 für Australien.AFP

Dachten alle. Doch ein Mann hatte was dagegen: Gonzalo Peillat. Nur 60 Sekunden nach dem Rückstand verwandelte der 30-jährige gebürtige Argentinier seine dritte Strafecke und sorgte zum umjubelten 3:3 (59.). Der Hattrick für Peillat, dem die Gier nach dem ersten Weltmeistertitel jetzt förmlich im Gesicht abzulesen war. 

Und damit noch nicht genug: Australien hing jetzt in den Seilen und fing sich eine weitere Strafe ein, womit Deutschland in den letzten 13 Sekunden in Überzahl spielte. Der Ball kam auf der linken Seite zu Peillat, der einen flachen, harten Ball nach innen spielte. Zwei Australier verpassten wenige Zentimeter vor dem eigenen Tor, am langen Pfosten wartete Niklas Wellen und schob den Ball ein. 4:3 für Deutschland in einem am Ende historischen Spiel.

Durch das zweite Comeback in Folge stehen die Deutschen im Finale am Sonntag um 14:30 Uhr gegen den Sieger aus der Partie Belgien gegen die Niederlande (live auf DAZN).