Rivalenduell in Nordlondon: Kann Arsenal auch gegen Tottenham bestehen?

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Rivalenduell in Nordlondon: Kann Arsenal auch gegen Tottenham bestehen?

Rivalenduell in Nordlondon: Kann Arsenal auch gegen Tottenham bestehen?
Rivalenduell in Nordlondon: Kann Arsenal auch gegen Tottenham bestehen?Profimedia
Ein Derby in Nordlondon braucht üblicherweise keine Randgeschichten, um für Aufregung zu sorgen. In dieser Saison sind es aber gerade die Vorzeichen, die dieses Spiel am Sonntagnachmittag so spannend machen: Haben die Spurs den Gunners in der letzten Saison noch die Champions League vermasselt, marschiert das Team von Mikel Arteta in dieser Premier League-Saison an der Tabellenspitze und will nun auch noch dem alten Rivalen eins auswischen.

Auch in der vergangenen Saison galt Arsenal schon lange als positive Überraschung, als es drei Spiele vor Schluss auf dem Champions-League-Platz lag. Ein Sieg am 36. Spieltag gegen die Spurs oder sechs Punkte aus drei Spielen hätten gereicht, den vierten Platz zu sichern und zum ersten Mal seit 2017 wieder am wichtigsten europäischen Klubwettbewerb teilzunehmen. 

Doch es erging Arsenal wie schon häufig: Man verlor gegen Tottenham mit 3:0 und das Rennen um Platz vier war wieder völlig offen. Da Mikel Artetas Mannschaft auch das nächste Spiel gegen Newcastle verlor, waren die Spurs plötzlich in der Champions League. "Typisch Arsenal", schimpften die Fans der Gunners. Die Fans der Lilywhites entgegneten: "How very unspursy", denn beide Mannschaften haben die Angewohnheit, das Elend, das häufige Scheitern in großen Momenten als Teil ihrer Identität zu begreifen.

Für Arsenal scheint sich das Blatt jedoch gewendet zu haben, denn in dieser Saison führen sie die Tabelle nach 17 Spielen an. Sehen wir jetzt ein anderes, ein siegreiches Arsenal? Um die Geister der letzten Saison zu vertreiben, wollen sie ihrem Heimsieg gegen die Spurs aus dem Oktober auch im Tottenham Hotspur Stadium (Sonntag ab 17:30 Uhr live im Flashscore-Audiostream) einen Sieg folgen lassen. Die Spurs haben jedoch allen Grund zur Zuversicht, denn sie sind seit März 2014 zu Hause gegen die Gunners ungeschlagen, als der heutige Arsenal-Trainer Mikel Arteta noch selbst auf dem Feld stand.

Arsenal im Konzert der ganz Großen

Es ist lange her, dass Arsenal so gut in die Saison gestartet ist wie in diesem Jahr. Seit Bestehen der Premier League wiesen nur vier Mannschaften zu diesem Zeitpunkt eine bessere Ausbeute auf als der aktuelle Tabellenführer (44 Punkte nach 17 Spielen). Diese Teams (Chelsea unter Mourinho, Manchester City zweimal unter Guardiola, Liverpool unter Klopp) gehörten jedoch zu den besten ihrer Zeit. Diese Arsenal-Mannschaft als solche zu bezeichnen, ist wohl etwas verfrüht. Mit Zufall hat dieser Erfolg trotzdem nur wenig zu tun. Nach dem Expected-Points-Modell von StatsPerform sollte Arsenal aufgrund seiner bisherigen Leistungen etwa 36 Punkte erreicht haben. Das sind zwar acht weniger, als sie tatsächlich haben, aber im Vergleich zu den Leistungen der anderen Mannschaften wäre das immer noch der zweite Platz. Wie in der realen Tabelle liegt Tottenham Hotspur etwas hinter seinen Rivalen zurück, ist aber immer noch ein Kandidat für die Top 4.

Acht Punkte weniger als in der realen Tabelle: Arsenal liegt nach
Acht Punkte weniger als in der realen Tabelle: Arsenal liegt nach StatsPerform

Kane auf Rekordjagd

Die größte Herausforderung für Arsenal und der größte Vorteil für Tottenham liegt möglicherweise in der Fitness ihrer jeweiligen Topstürmer. Gabriel Jesus hat sich seit seinem Wechsel von Manchester City zu Arsenal im Sommer sehr gut entwickelt, verletzte sich aber während der Weltmeisterschaft schwer. Auch wenn er nicht unbedingt der klassische Stoßstürmer ist, hat man seine Qualitäten beim 0:0-Unentschieden der Gunners gegen Newcastle United in der letzten Ligapartie vermisst. Auf der anderen Seite führte Harry Kane seine Mannschaft mit einem Doppelpack und einem Assist in der zweiten Halbzeit zu einem 4:0-Sieg bei Crystal Palace, nachdem die Spurs in der ersten Halbzeit nicht viel zustande gebracht hatten. Nichts weniger als eine Meisterleistung von Kane, der damit in seinem 300. Premier League-Spiel die Treffer 197 und 198 erzielte. Mit diesen beiden Toren überholte er Alan Shearer auf dem Weg zum besten Torschützen der Premier League. Insgesamt fehlen Kane noch 62 Tore, um auch in der Gesamtwertung am legendären Shearer vorbeizuziehen.

Kein Spieler der Premier League-Geschichte hat nach 300 Einsätzen mehr Treffer erzielt als Harry Kane.
Kein Spieler der Premier League-Geschichte hat nach 300 Einsätzen mehr Treffer erzielt als Harry Kane.StatsPerform

Mit einem weiteren Doppelpack wäre Harry Kane nach Alan Shearer (260) und Wayne Rooney (208) der dritte Spieler, der 200 Premier-League-Tore erzielt hat, und der erste, der dies für einen Verein geschafft hat.

Skandinavier als Schlüsselspieler

Sowohl Arsenal als auch Tottenham Hotspur erwarten große Leistungen von ihren skandinavischen Talenten. Bei Tottenham ist Dejan Kulusevski seit seinem Wechsel von Juventus Turin eine wahre Augenweide. In dieser Saison hat er noch kein Ligaspiel in der Startelf verloren, während sich die Spurs fünf ihrer zehn Spiele ohne den Schweden geschlagen geben mussten. Sein Einfluss zeigt sich auch in den Zahlen. Unter den Spielern mit mindestens 500 Minuten Einsatzzeit kommt er auf durchschnittlich 2,3 erfolgreiche Dribblings pro 90 Minuten und liegt damit hinter Said Benrahma von West Ham United an zweiter Stelle in der Liga. Bei den erwarteten Assists pro 90 Minuten liegt er mit einem xA-Wert von 0,35 hinter Kevin De Bruyne (0,51) an zweiter Stelle. Noch beeindruckender ist, dass Kulusevski das alles aus dem Spiel heraus geschafft hat, da er im Gegensatz zu De Bruyne nicht als Standardschütze fungiert. 

Dejan Kulusevski steht momentan bei vier Assists in dieser Premier League-Saison - alle aus dem laufenden Spiel.
Dejan Kulusevski steht momentan bei vier Assists in dieser Premier League-Saison - alle aus dem laufenden Spiel.StatsPerform

De Bruyne wurde zu einem der besten Mittelfeldspieler der Premier League, nachdem er Chelsea verließ - für viele die größte Fehleinschätzung der Blues in den letzten Jahren. Ähnlich könnte sich die Situation bei Kulusevski darstellen, der von der Alten Dame aus Turin nach Nordlondon wechselte. Mit Martin Ødegaard scheint Arsenal ein Juwel mit einer ähnlichen Geschichte gefunden zu haben. Nach mehreren Leihstationen in seiner Zeit bei Real Madrid hat der norwegische Mittelfeldspieler nun ein Zuhause in London gefunden, und mit seinen erst 24 Jahren scheint das Beste noch vor ihm zu liegen

Genau wie Dejan Kulusevski gehört Ødegaard in dieser Saison zu den Top-10 in Bezug auf die erwarteten Assists pro 90 Minuten (0,27), aber er macht sich auch als Torschütze bemerkbar. Von allen Spielern, die mindestens die Hälfte der möglichen Spielminuten absolviert haben, ist er der einzige, der einen xG- und einen xA-Wert von 0,25 pro 90 Minuten oder höher hat. In 16 Ligaspielen dieser Saison war er bereits an zwölf Toren direkt beteiligt, was den besten Wert aller Mittelfeldspieler der Top-5-Ligen darstellt. Während Trainer Arteta viel Anerkennung für Arsenals Aufschwung erhält, ist Ødegaard sicherlich der Katalysator auf dem Spielfeld, was sich umgekehrt auch dann bemerkbar macht, wenn der Norweger mal nicht dabei ist.

Der Schlüsselspieler des FC Arsenal: Mit Martin Ödegaard in der Startelf holen die Gunners im Schnitt 0,5 Punkte mehr als ohne ihn.
Der Schlüsselspieler des FC Arsenal: Mit Martin Ödegaard in der Startelf holen die Gunners im Schnitt 0,5 Punkte mehr als ohne ihn.StatsPerform

Es gab Zeiten, in denen das Nordlondoner Derby eine Nachbarschaftsrivalität ohne große Bedeutung für den Wettbewerb war, aber da sowohl die Gastgeber als auch vor allem die Gunners in dieser Saison ganz oben mitspielen, ist das Duell zwischen Tottenham und Arsenal nach vielen Jahren mal wieder ein echtes Spitzenspiel.