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Rückblick mit Rotwein und Genugtuung: Alfred Gislasons "sehr, sehr schönes Jahr"

Alfred Gislason schaut auf das vergangene Jahr zurück.
Alfred Gislason schaut auf das vergangene Jahr zurück.ČTK / DPA / Bernd Thissen
Alfred Gislason blickt auf ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr zurück. Der Bundestrainer spürt dabei nicht nur Stolz.

Keine Knallerei, stattdessen ein Jahreswechsel "völlig in Ruhe". Alfred Gislason begeht Silvester tiefenentspannt und blickt dabei genüsslich auf ein verrücktes 2024 zurück. "Auf jeden Fall werde ich diesmal eine gute Rotweinflasche aufmachen. Es ist so viel passiert. Und es war ein sehr, sehr schönes Jahr", sagte der Handball-Bundestrainer im SID-Interview.

Erst die berauschende Heim-EM inklusive des Weltrekordspiels vor 53.586 Zuschauern in Düsseldorf, dann das versilberte Olympia-Märchen in Frankreich: Gislason hat mit seinem verjüngten Team die Lücke zur Weltspitze verringert, bei den Sommerspielen phasenweise gar geschlossen. Beim Krafttanken für das WM-Abenteuer im neuen Jahr denkt Gislason nicht zuletzt an seinen Lieblingsmoment, das denkwürdige Viertelfinale gegen Gastgeber und Europameister Frankreich.

"Es gibt diesen einen Moment unter vielen schönen Momenten, das kann ich nicht anders sagen", sagte der 65-Jährige mit Blick auf das dramatische 35:34 nach Verlängerung mit Last-Second-Held Renars Uscins in der Hauptrolle. "Es waren die zwölf Sekunden gegen Frankreich, wo wir mit zwei Toren zurückgelegen haben, dann einen Siebenmeter bekommen, wenig später noch den Ausgleich erzielen und das Spiel dann in der Verlängerung noch komplett drehen."

Die folgende Silbermedaille, aber auch der vierte Platz bei der Heim-EM im Januar, erfüllen Gislason auf besondere Art und Weise. "Stolz bin ich vor allem auf die Mannschaft und wie sie sich in den letzten zwei Jahren entwickelt hat. Wir haben das Team stark umgebaut und extrem viele junge Spieler integriert. Das zahlt sich jetzt aus - und, dass es so gut klappt, führt dann zu einer Genugtuung", sagte er.

Das kurzzeitige Hickhack um seine Vertragsverlängerung rund um das Olympia-Qualifikationsturnier im Frühjahr scheint vergessen. Gislason hat es geschafft, ein funktionierendes Team zu bilden - um arrivierte Kräfte wie Torhüter Andreas Wolff und Kapitän Johannes Golla, wachsende Säulen wie Spielmacher Juri Knorr und Abwehrriese Julian Köster und neue Shootingstars wie Uscins, Marko Grgic und David Späth.

Im Spiel kann "viel passieren"

"Ich weiß nicht, ob das altersbedingt ist, aber es ist extrem schön, so eine Mannschaft zu formen und zu sehen, wie diese Jungs aufblühen", sagte Gislason: "Das gibt mir sehr, sehr viel, wenn man sieht, wie die Spieler wachsen und immer mehr an sich glauben, wie sie von No Names zu Weltklasse-Spielern werden."

Die Olympia-Helden sind das Gerüst des Turnieraufgebots, das im neuen Jahr nach der ersten WM-Medaille seit dem Coup 2007 im eigenen Land greifen soll. Die letzten Härtetests steigen am 9. und 11. Januar in Flensburg und Hamburg jeweils gegen Brasilien. Erste WM-Aufgabe im dänischen Herning ist dann Polen (15. Januar), es folgen die weiteren Vorrundenpartien gegen die Schweiz (17. Januar) und Tschechien (19. Januar).

"Ich würde mich freuen, wenn wir mindestens die gleiche Leistung zeigen wie bei Olympia. Aber es ist alles so eng beieinander, da kann so viel passieren in einem Spiel", sagte Gislason. Vor dem Start der unmittelbaren WM-Vorbereitung am 3. Januar wartet nur noch der Jahreswechsel - in vollkommener Entspannung. "Ich muss nicht feiern, ich kann auch so ganz gut den Abend genießen", sagte Gislason und ergänzte lachend: "Ein bisschen nervig an Silvester ist, dass man 5000 WhatsApp-Nachrichten bekommt und alle erwarten, dass du antwortest."